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Gott sei Dank gibt es Christa Meves

Die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin ist Wegweiserin für Familien- und Kinderglück. Ein Geburtstagsbillet zum 95.
Christa Meves kann sagen, worauf es für ein glückliches Leben ankommt.
Foto: Lohmann | Mit wachem Blick und tiefer Sorge: Christa Meves kann sagen, worauf es für ein glückliches Leben ankommt.

Cassandra hat man sie genannt – was sie selbst mit einem nach wie vor mädchenhaften Lachen zu quittieren versteht. Umstritten sei sie, heißt es. Diese Ehrenbezeichnung hat sie sich verdient. Das Streitthema: Sie hat sehr früh vor fatalen gesellschaftlichen Fehlentwicklungen gewarnt. Und was diejenigen, die nicht hören und erkennen wollten, besonders ärgert: Christa Meves behielt recht. Genau das macht Propheten, die mit hellwachem Geist und heldenhaftem Mut die Wahrheit verkünden, ja so unendlich unbequem.

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Wer wie die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin mit Herz und Geist klar zu sehen vermag, stört empfindlich in Zeiten der Verwirrung und Verführung. Wer wie Christa Meves mentale Medikamente der Freiheit zu reichen vermag, ist unweigerlich zur Bekämpfung in einer Diktatur des Relativismus freigegeben. Doch das ficht die in Uelzen lebende Wegweiserin für Familien- und Kinderglück nicht an. Wer mit ihr spricht, wer sie trifft, der begegnet nach wie vor einer klugen, neugierigen, interessierten und edlen Persönlichkeit, die mit Charme und Wissen zu faszinieren weiß.

Zum Segen geworden

Nicht nur körperlich ist sie eine große Frau, der viele Menschen zum 95. Geburtstag am 4. März ein dickes und tiefverwurzeltes Dankeschön zurufen wollen. Und die Gott dankbar sind für dieses Segensgeschenk. Christa Meves ist im wahrsten Sinne eine Benedicta, also eine, der von Gott Gutes zugesprochen ist – bene dicere –, und die anderen Gutes zuspricht, die das von oben Geschenkte gerne weiterreicht an andere. Viele würden wohl Johanna Gräfin von Westphalen zustimmen, die vor fünf Jahren feststellte, dass Christa Meves zum Segen geworden ist – „für unsere Kinder, Mütter, Familien, für unser ganzes Volk!“. Wer also der 1925 in Neumünster geborenen Christa Meves gratulieren will, kann den Segenswunsch für dieses Gottesgeschenk ganz in ihrem Sinne zum Ausdruck bringen mit einem Deo gratias.

„Wir brauchen, anders als uns alle Verführer einimpfen wollen,
für unsere Lebensgestaltung das Hinaufhören zu einem allmächtigen Gott.“
Christa Meves

Sehr früh erkannte sie voller Unruhe und Sorge eklatante Fehlentwicklungen in Folge der Studentenrevolte 1969. Sie nannte es den „neuen zentralen Sündenfall durch ein Hintanstellen der christlichen Struktur des Abendlandes“. Als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin entdeckte sie auch in dieser Zeit bereits die negativen Folgen eines Verhaltens, das sich aus einem allein von Menschenhand gemachten Leben ergibt. Sie sagt: „So wurde die Schöpfungsordnung in der Kindererziehung nun weitgehend – und zwar negativ – verändert, was bald schon eine Aufweichung der familiären Strukturen zur Folge hatte.

Darüber hinaus wurde die Sexualität, der zweitstärkste Naturtrieb, der moralischen Einbindungen enthoben und zu selbstbestimmter Entfesselung freigegeben. Die Autoritäten und Hierarchien wurden für überflüssig erklärt.“ Unbeirrt und warnend markiert Meves seither, welche Folgen die offenbar bewusst gewollte Schwächung von seelischer Gesundheit im Kindesalter für ein ganzes Leben, auch im Blick auf Leistungs- und Bindungsfähigkeit, hat. Es sei besonders gefährlich, schädigend und in höchstem Maße unverantwortlich, „wenn das Kind in den ersten drei Lebensjahren zu wenig Nähe mit seiner Mutter erfahren hat“.

Mehr als 3.000 Vorträge

In mehr als 3 000 Vorträgen und mehr als 100 Büchern mit einer Auflage von mehr als sechs Millionen in zahlreichen Sprachen wirkte Christa Meves im Dienst des Glücks und der Lebensehrfurcht für Mütter und Väter, vor allem aber für Kinder. Dem Zeitgeist den ungeliebten und dennoch notwendigen Spiegel vorhaltend verkündet sie – bestens begründet durch Studien und eigene Beobachtungen – ihr Credo: Die Mutter gehört zum Kind! Die einstige Herausgeberin der Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“ weiß sehr wohl, dass eine solche Aussage plakativ ist. Aber nicht ohne Genugtuung kann sie heute darauf verweisen, dass alle ihre engagiert gemachten Hinweise und berechtigten Warnungen, stets verbunden mit konkreten Orientierungshilfen und keineswegs in der Theorie hängenbleibend, inzwischen wissenschaftlich belegt werden konnten. Und genau das, dieses schlichte Rechthaben, das sich auf der christlichen Kenntnis vom Menschen und seiner Berufung gründet, missbrauchten diejenigen, die auf ihrem gesellschaftlichen Irrweg starrköpfig beharren, zur Geißelung der Prophetin – was diese bis heute eher amüsiert. Vom ungebrochenen und frischen Kampfesgeist zeugt nicht zuletzt ihr monatliches „Meves aktuell“ auf ihrer Homepage (www.christa-meves.eu).

Sätze wie diese mögen nicht ins ideologische Kleinkaro einer sich aufgeschlossen dünkenden Zeit passen, sie sind und bleiben aber dennoch richtig: „Die Bindung des Kindes an seine Mutter hat lebenserhaltenden Sinn. Deshalb bleibt sie auch noch in den folgenden Jahren in dem Maß erhalten, als das Kind vollständige Selbstständigkeit noch nicht erlangt hat, und das heißt, bis in die Siebenjährigkeit hinein.“ Und auch das wollen manche Konstrukteure einer anderen Welt nicht hören: „Den Säugling in Krippen zu betreuen, sollte deshalb nur dem äußersten Notfall vorbehalten bleiben; denn eine Fremdbetreuung durch mehrere Personen im Schichtdienst irritiert das Kind und mindert seine spätere Soziabilität. Eine umfängliche Langzeituntersuchung in den USA hat sogar apodiktisch festgestellt: diese Form des Umgangs mit dem Säugling schadet ihm, je früher sie einsetzt, je länger sie dauert und je kontinuierlicher sie gehandhabt wird.“ Und so benennt Meves auch heute – und heute erst recht und bestens belegt – die Risiken, ja Gefahren der Krippenbetreuung.

Als Protestantin aufgewachsen

Meves macht Mut. Woher nimmt sie die Kraft? Die vielfach mit Auszeichnungen Geehrte, die als Protestantin aufwuchs und Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland war, konvertierte 1987 zum katholischen Glauben. Seither ist der Empfang des real gegenwärtigen Gottes in der heiligen Eucharistie für sie der (!) Quell ihrer Schaffenskraft. Wer sie darauf anspricht, kann in ein glückliches, zufriedenes und Geborgenheit ausstrahlendes Gesicht einer jung gebliebenen Seele blicken, in dem sich Zuversicht und Frieden spiegeln.

Und man hört dann – wie bei jeder Begegnung mit ihr, als habe man Seele und Herz gemeinsam mit dem Verstand erlaubt, ein Wellnessbad zu nehmen – ein frisches und frohes bekenntnisreiches Jaaaa mit jenem tiefen „A“, das sie mit einem vulkanähnlich eruptiven Lachen zu verknüpfen versteht. Dann spürt man auch: Sie hat keine Angst vor dem Tod, über den sie einmal schrieb: „Ich will dem Tod entgegenträumen/ und Stück für Stück/ von dieser Erde räumen/ von meinem Haften an sie/ jetzt und hier –/ es will in mir ganz langsam, vorsichtig zurück/ wie eine Tür sich langsam schließt,/ um einen Schläfer nicht zu stören,/ einen Zehengang, der's Fortgehen genießt,/ bedacht auf all das neue Hören ...“

Dieser Papst wagte die Wahrheit

Ihr inneres Koordinatensystem kann man ablesen an dem, was sie zum Grund ihrer Konversion sagt. Die Klarheit von Johannes Paul II. traf sie ins Herz. Sie machte die Erfahrung, dass die Mächtigen und die veröffentlichte Meinung „mehr als taub waren“, als sie schrieb und aufrütteln wollte. Aber dann „kam dieser Papst: Von der ,Kultur des Todes‘ sprach er. Eine Enzyklika ,Redemptoris mater‘ erschien, eine andere mit Namen ,Familiaris consortio‘ und vieles mehr. Ich las und las mit roten Ohren, und mir sprangen Reifen der Sorge von der Seele: Dieser Papst wagte die Wahrheit! Und das fiel mitten hinein in meine publizistische Einsamkeit und in mein doch nur so schwaches warnendes Zirpen.“

Und sie entdeckte in der heiligen Messe das kraftvolle Sakrament der Eucharistie – sowie die inspirierende Geborgenheit im verständnisreichen und verehrenden Gespräch mit der Gottesmutter. Über den Heiligen Pontifex, der diese bekenntnisreiche Erkenntnis im Wappen zeigte, sagt sie: „Dieser Papst bewies darüber hinaus durch sein Auftreten in aller Welt, was echte christliche Autorität bedeutet: Unverrückbarkeit des Bekenntnisses zur Wahrheit in souveräner Gelassenheit, wie sie aus der Feindesliebe strömt – eine Dokumentation von Autorität mitten im Ansturm der Demontage jeglicher Autoritäten und Hierarchien besonders im Bildungsbereich!“

Schnörkellos, mutig, glaubensstark, echt, verletzlich, analytisch, hilfsbereit, nachdenklich, dankbar, verlässlich, mütterlich, gütig, herzlich – all das beschreibt eine Frau, die anderen Mut macht und im besten Sinne eine von oben gespeiste Zu-Mutung ist. Sie stemmt sich mit bestem Wissen gegen die entfesselte Maßlosigkeit, gegen die Auflösung der Familie, gegen den Missbrauch von Kindern durch Frühsexualisierung und gegen eine Kultur des Todes und der Zerstörung. Sie ist eine Anwältin der erfüllenden und lebensfrohen Freiheit. „Wir brauchen, anders als uns alle Verführer einimpfen wollen, für unsere Lebensgestaltung das Hinaufhören zu einem allmächtigen Gott“. Ansonsten „missachtet der Mensch die Gegebenheit, dass wir als biologische Lebewesen in die Naturordnungen Gottes eingebunden sind und dass es uns grundsätzlich übel geht, wenn wir diese Grenzen nicht einhalten. Bei der Umweltverschmutzung geht uns das jetzt schon ein wenig auf. Aber das betrifft auch die Ökologie des Menschen selbst.“ Kein Wunder, dass auch Benedikt XVI. diese Frau schätzt. Gott sei Dank gibt es Christa Meves.

Video: Im Gespräch mit Christa Meves

 

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