Im Bistum Fulda sorgt derzeit eine katholische Kindertagesstätte für Aufsehen, die ein Schreiben an die Eltern mit dem Hinweis verschickt hatte, dass man zum Mutter- und Vatertag mit den Kindern keine Geschenke mehr basteln wolle, um „Diversität“ vorzuleben. Über das Schreiben der Kita in Amöneburg-Mardorf (Landkreis Marburg-Biedenkopf) hatte am Montagabend zuerst die „Bild“ berichtet.
Der Zeitung zufolge hätten viele Eltern darauf mit Empörung reagiert. Auf Anfrage der „Bild“ räumte ein Sprecher des Bistums Fulda ein, dass das Schreiben in den vergangenen Tagen zu „Irritationen“ geführt habe. Eine „missverständlich formulierte Begründung“ habe „bei einigen Adressaten offenbar Zweifel am Familienbild der Kita aufkommen“ lassen. Die Kita steht unter der Trägerschaft der Katholische Kirchengemeinde St. Hubertus Mardorf.
Kita soll "weiterhin ein katholisches Profil haben"
Weiter erklärte das Bistum Fulda „Bild“ zufolge, dass sowohl die Kita wie auch das Bistum selbst die „Irritationen und Missverständnisse“ bedauerten, die durch das Schreiben entstanden seien. „Die Kita wird auch weiterhin ein katholisches Profil haben und sich für das christliche Familienbild einsetzen.“ Gleichzeitig würden andere Lebensmodelle und Realitäten nicht ausgeschlossen. Auch wolle die Kita den Kontakt zur Elternschaft suchen, „um die Missverständnisse auszuräumen“.
Wörtlich heißt es in dem Schreiben der Kita, das dieser Zeitung vorliegt: „In der heutigen Zeit, in der die Diversität einen immer höheren Stellenwert erhält, möchten wir diese vorleben und keinen Menschen ausschließen.“ An Mutter- und Vatertag würden oft „stereotypische Geschenke“ angefertigt, wie etwa „Blumen für die Mutter oder Werkzeug für den Vater“. Dies schließe einen Teil der Gesellschaft aus „und ist nicht individuell für alle Menschen“. Außerdem sei „die Konstellation Mutter Vater Kind/er nicht mehr die Norm in heutigen Familien“.
Kita-Team und Elternbeirat im Dialog
Wie die „Katholische Nachrichtenagentur“ (KNA) berichtet, habe das Team der Kita bereits mit einem zweiten Schreiben reagiert und um Entschuldigung gebeten. Kita-Team und Elternbeirat seien im Dialog: „Man ist sich einig, dass das ursprüngliche Schreiben unglücklich und damit falsch formuliert war.“
Aus Anlass des am kommenden Sonntag stattfindenden Muttertags hatte es zuletzt mehrere Forderungen nach einer kritischen Auseinandersetzung gegeben. So plädierte beispielsweise die evangelische Theologin Maren Bienert gegenüber dem „Evangelischen Pressedienst“ (epd) für eine „differenzierten Wahrnehmung“ der Leistungen von Müttern. Gleichzeitig forderte sie politische Instrumente, um Frauen mehr Wahlfreiheit über ihre Lebensentwürfe zu geben. Bienert regte auch an, den Muttertag durch einen geschlechterübergreifenden „Elterntag“ zu ersetzen, der Männer, Frauen, queere und nonbinäre Menschen in familiärer Verantwortung würdigen solle. DT/mlu
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