Herzogin Anna Amalia gelang vor 250 Jahren ein Coup, als sie 1772 den damals wohl berühmtesten deutschen Schriftsteller, Christoph Martin Wieland, nach Weimar holte. 1.000 Taler jährlich und der Titel eines „Hofrats“ waren überzeugend.
Von einem Leben nach dem Tod hielt er nichts
Wielands Ankunft war der Auftakt zu 60 Jahren Klassisches Zeitalter in Weimar. Wieland war höchst produktiv, schrieb Romane 22 Theaterstücke und übersetzte Shakespeare, Horaz und die Briefe von Cicero. Der Aufklärer unterrichtete in Weimar „Moral-Philosophie“, die er auch in seinen Schriften zu verwirklichen suchte; eine Philosophie nach seinem Geschmack, mit Gefühlskultur, Toleranz und freier Erotik in rokokohafter Sprache, was vielfach auch missfiel. Wielands Zeit in Weimar ist nun Thema einer Ausstellung des örtlichen Goethe- und Schiller-Archivs.
Der mit Goethe, Schiller und Herder zum „Vierergestirn“ der Klassik zählende Wieland trat mit 76 Jahren, drei Jahre vor seinem Tod, der Weimarer Freimaurerloge bei. Die Aufnahmezeremonien durfte er überspringen und wurde an einem Tag vom Gesellen zum Meister. In seiner Einführungsrede plädierte er für Vernunft und Lebensweisheit als Quellen der Erkenntnis. Von einem Nachleben nach dem Tod hielt er nichts. Der Mensch bleibe im Gedächtnis der Nachwelt, wie es in der Ausstellung nun geschieht. DT/ari
Lesen Sie einen ausführlichen Hintergrund über die Wieland-Ausstellung des Weimarer Goethe- und Schiller-Archivs in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".