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Widerstandskämpfer Hans Scholl fand nach einer Krisenerfahrung zu sich selbst

Zum 75. Todestages des Widerstandskämpfer Hans Scholl
Diskussion zu Hans Scholl
Foto: Sina Schuldt (dpa) | Die „Weiße Rose“ besitzt Vorbildfunktion. Gerade für junge Leute. Deshalb stutzt man die Helden von damals gern noch ein bisschen Zeitgeist-verträglicher zurecht.

Das Jahr 2018 steht gedächtniskulturell im Zeichen von Hans Scholl. Im Februar jährte sich bereits der Todestag des Widerstandskämpfers der „Weißen Rose“ zum 75. Mal, am 22. September wurde sein 100. Geburtstag in feierlicher Erinnerung begangen: an vielen Einrichtungen der Bundesrepublik, die nach ihm und seiner Schwester Sophie benannt sind. Man ist stolz auf die Geschwister Scholl. Die „Weiße Rose“ besitzt Vorbildfunktion. Gerade für junge Leute. Weshalb man die Helden von damals gern noch ein bisschen Zeitgeist-verträglicher zurechtstutzt.

BILD-Zeitung ködert mit sensationslüsterner Schlagzeile

75 Jahre nach der Enthauptung des Widerstandskämpfers Hans Scholl titelte die BILD-Zeitung: „ENTHÜLLUNG ZUM 75. TODESTAG – Sophie Scholls Bruder war in der Hitlerjugend … und weil er auch Männer liebte, kam er zum Widerstand“. Und die Schwesterzeitung BILD am SONNTAG köderte die Aufmerksamkeit der sensationslüsternen Leserschaft mit der Schlagzeile „Der Gründer der Weißen Rose liebte Männer und Frauen“.

"Bild am Sonntag" bespricht Biografie von Hans Scholl

In der Rubrik „Stars & Kultur“ wurde die Biografie „Flamme sein! Hans Scholl und die Weiße Rose“ des Hamburger Pastors Robert Zoske (Beck Verlag, München 2018) vorgestellt. Hier ein Auszug aus der BamS-Besprechung: „Ausgerechnet sein Freund Rolf Futterknecht, mit dem er mindestens ein Jahr ein Liebesverhältnis hatte, beschuldigte ihn gegenüber der SS des Missbrauchs. Er habe 1935 und 1936 wiederholt ,wüste Sachen‘ mit ihm gemacht.“

DT

Wer besitzt die gedächtniskulturelle Deutungshoheit über den Widerstandskämpfer? Dies erfahren Sie in einem ausführlichen Beitrag des Hans Scholl-Experten Jakob Knab in der aktuellen Ausgabe der "Tagespost" vom 27. September.

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Geschwister Scholl Hans Scholl

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