Drei Tage lang berieten die Redakteure von „Crossconnected“ im beschaulichen Balderschwang. „Crossconnected“, das ist ein Netzwerk katholischer Influencer, die sich auf Instagram vereinigen und so ihre Bekanntheit erhöhen. 2023 entstand das Projekt unter der Leitung von K-TV-Redakteurin Christin Brüning und Julia Kiefer. Brüning hatte im Jahr 2022 den ökumenischen „Willow-Leitungskongress“ für Influencer besucht. „Es hat mir wehgetan zu sehen, dass wir Katholiken so etwas nicht haben und unsere Leute oftmals nicht erreichen“, schildert sie die Anfänge des Projekts.
Das Motto von „Crossconnected“ lautet: „Unsere Stimmen zu seiner Ehre“. 40 Redakteure gehören schon dazu, weitere sind stark erwünscht; 13 von ihnen kamen zu dem Treffen. Viele „Gesichter hinter den Accounts“ sehe auch sie zum ersten Mal, merkte eine Teilnehmerin an. Zeit für Gott, freudiges Wiedersehen und neue Bekanntschaften prägten die Tage in dem verregneten und verschneiten Gebirgsdorf. Zu der Gruppe gehören Mitglieder der Loretto-Gemeinschaft wie polnischer Gebetsgruppen aus dem Ruhrgebiet, ein Zisterzienser aus Heiligenkreuz und ein Passionisten-Pater. Die meisten sind unter 30. „Gott baut sein Reich über Beziehungen“, das hatte Brüning am ersten Tag gesagt, und darum gab es ausreichend Zeit für die Begegnung. Ob auf den Holzbänken im Speisesaal des Gasthofs, bei spontanen Schachpartien, in den Kaffeepausen oder beim „Gala-Abend“ zum Abschluss.
Auch Radio Horeb fing klein an
„Crossconnected“, das bedeutet so viel wie „Verbunden im Kreuz“. „Wir sind eins in Christus, ein Leib. Wie ein rohes Stück Fleisch, das man nicht auseinanderreißen kann. Jeder stellt ein anderes Körperteil dar und wir brauchen uns gegenseitig“, erklärte Brüning. „Es ist heilsam zu wissen, wir machen das zusammen und nicht alleine.“ In dem allgäuischen Dorf Balderschwang ist Radio Horeb „groß geworden“.
Gleich zu Beginn bekamen die Teilnehmer eine Führung durch die Räumlichkeiten des heute hochprofessionellen Senders. Die Anfänge ab 1996 waren schwierig: „Horeb“-Mitgründer Eckart Lässer sprach über Gottes Führung in dem Projekt und ermutigte die jungen Influencer, ihr Netzwerk Gott anzuvertrauen und ihn so oft wie möglich in den Sakramenten zu suchen. „Ich sage immer, Radio Horeb konnte nicht wegen uns funktionieren, sondern trotz uns“, so Lässer.
„Frag dich jedes Mal, woher kommt dieser Post und was ist die Frucht davon?“, mit diesem Grundsatz veröffentlichen die „Crossconnected“-Influencer täglich auf Instagram. Ihre Beiträge sind so unterschiedlich wie die (überwiegend weiblichen) Influencer selber: Von Erklär-Videos über das Zölibat bis zu in schönen Schriftzügen geschriebenen Heiligenzitaten ist etwas dabei.
Zeugnis von Influencer Kiro Lindemann
Der Freitag war vorrangig dem Gebet gewidmet. Nur während der zwei Stunden, in denen die Teilnehmer am Berghang den Kreuzweg beteten, pausierte der Regen. Unter den digitalen Missionaren bestand kein Zweifel daran, dass das auf Gottes Vorsehung zurückzuführen sei. Abends sprach der Influencer Kiro Lindemann von dem Attentat auf seine Kirchengemeinde in Ägypten, das er Anfang 2011 überlebte. Seine Mutter, seine Tante und seine Schwester starben damals, seine andere Schwester überlebte schwer verletzt. Lindemann spürte die Rache so sehr, dass seine „Spucke bitter schmeckte“. Er floh nach Deutschland, erlebte dort schwere Jahre in einem Asylheim. „Sieben Jahre lang musste ich damit rechnen, dass nachts plötzlich die Polizei kommt, um mich abzuschieben.“ Heute ist er deutscher Staatsbürger und glücklich verheirateter Familienvater. „Wer Gott liebt, dem führt er alles zum Guten“, schloss er seinen Vortrag.
Am Samstag lag der Fokus darauf, sich bereit zu machen, die frohe Botschaft in die Welt zu bringen – konkret in den „digitalen Kontinent“, die sozialen Netzwerke. Die Aktivistin und Autorin Sabina Scherer sprach über die Schwierigkeiten, die damit einhergehen, dass der christliche und der weltliche Würdebegriff auseinanderklaffen. Ihr sechs Monate altes Kind auf dem Arm, erklärte sie, wieso die abtreibungsbefürwortende „Pro-Choice-Haltung“ in den Medien mittlerweile als neutrale Haltung gilt, und machte Mut, als Lebensschützer an die Öffentlichkeit zu gehen. Dann gab der Bioethik-Korrespondent der „Tagespost“, Stefan Rehder, den Teilnehmern einige Schlaglichter zum Journalismus mit. „Wer sich äußert, der bekommt Gegenwind“, ermutigte Rehder, Kritik nicht persönlich zu nehmen.
Aufbruchsstimmung, die war an diesem Wochenende zu spüren. Zwischen der täglichen Messfeier, den Vorträgen und Workshops drehten die Teilnehmer Interviews und schmiedeten Zukunftspläne. Neue Ideen sind entstanden, über die man noch „eine Nacht und eine Messe“ schlafen müsse. Eines aber steht fest: Die Fortsetzung folgt, das letzte Treffen des start-up-artigen Netzwerkes war das nicht.
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