Obwohl nicht zu sehen, können hier die Zuschauer erkennen, wo das zentrale Problem des öffentlich-rechtlichen Rundfunks liegt: Zu der Wiedereröffnungszeremonie von Notre Dame in Paris gab es keine Live-Sondersendung im linearen Programm von ARD und ZDF. Es wurde zwar ein Live-Stream im ZDF angeboten. Das ist natürlich besser als nichts und beweist auch, dass den Senderverantwortlichen die Bedeutung des Ereignisses bewusst war. Nur: Das lineare Programm ist nun einmal das Hauptprogramm. Vor allem für ältere Zuschauer liegt dort immer noch der Erstzugriff. Und auch die ÖRR-Sender selbst betrachten ihr lineares Programm als die Hauptlinie ihres Angebotes.
Jede royale Hochzeit von London bis Oslo wird dort in der Regel mehrere Stunden lang abgefeiert, aber Notre Dame ist offenbar special interest. Mit solchen Beispielen machen es die öffentlich-rechtlichen Sender ihren letzten Verteidigern nicht leicht: Denn die Berichterstattung über so ein Ereignis mit Weltbedeutung gehört zum Kerngeschäft der Öffentlich-Rechtlichen.
Hängt es vielleicht auch daran, dass den Senderverantwortlichen der Sinn für kirchliche Themen fehlt? Erinnern wir uns: Als Papst Franziskus in der Corona-Zeit außer der Reihe seinen Segen „Urbi et orbi“ erteilte, wurde die Übertragung auf das dritte Programm ausgelagert, und als dann die stündlichen Nachrichten anstanden, auch einfach unterbrochen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss endlich erkennen, wo seine Hauptaufgabe liegt oder er wird bald nicht mehr sein.
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