Er zählte zu den wenigen Journalisten, die früh schon gegen die Nazis und ihre Ideologie gekämpft haben. Die Begegnung mit der Mystikerin Therese Neumann, dem „Resl von Konnerstreuth“, führte ihn zum katholischen Glauben, nun läuft ein Seligsprechungsprozess für ihn: Fritz Gerlich. Vor 90 Jahren wurde er Im KZ Dachau umgebracht.
Zu denjenigen, die Fritz Gerlich und sein Werk schätzen, zählt auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Gerade in der krisenhaften Zeit der Gegenwart komme Gerlich als katholischem Journalisten eine besondere Vorbildfunktion zu, erklärt Bischof Voderholzer gegenüber dieser Zeitung.
Der katholische Journalist will den Dingen auf den Grund gehen
„Ein großes Problem sehe ich darin, dass sich auch die Medienlandschaft in einer Krise befindet. Der Rückgang der Printmedien und die hohe Bedeutung von digitalen Inhalten für das wirtschaftliche Bestehen der Verlage stellt eine große Herausforderung dar. Es gilt den Spagat zwischen Qualitätsjournalismus und Wirtschaftlichkeit auszuhalten. Ein Mittel gegen Krisen kann nur ein Journalismus sein, der allein der Wahrheit dient, sonst wird er parteiisch und verliert seine Bedeutung eines neutralen Berichterstatters“, erklärt er gegenüber der „Tagespost“ zu der Frage, welche Bedeutung der Journalismus angesichts der aktuellen Lage zukomme.
Zu Fritz Gerlich führt Bischof Voderholzer aus: „Als Fritz Gerlich als Chefredakteur der bedeutendsten Zeitung in Bayern, den ,Münchner Neueste Nachrichten‘ nach Konnersreuth fuhr, um dem Phänomen ,Resl‘ auf den Grund zu gehen, war er nicht katholisch. Insgeheim wollte er den Schwindel aufdecken. Aber nicht aus der Ferne, basierend auf den (Vor-)Urteilen anderer, sondern indem er sich ein eigenes Bild machte. Bekanntlich führte dies u.a. dazu, dass er zum katholischen Glauben konvertierte. Der Katholik und noch viel mehr der katholische Journalist ist jemand, der es genau wissen will, der den Dingen auf den Grund geht und der nicht aufhört zu suchen und nachzuforschen bis er ,der Wahrheit gegenübersteht‘.“
Für Journalisten ein Vorbild
Warum Gerlich für katholische Journalisten ein Vorbild sein sollte, begründet Bischof Voderholzer so: „Karl Barth, Begründer der dialektischen Theologie und heftiger Kritiker des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland, schreibt im Vorwort zur zweiten Auflage seines Römerbriefkommentars: ,Kritischer müssten mir die Historisch-Kritischen sein.‘ Was für den Bereich der Exegese und Theologie gilt, hat meines Erachtens gerade heute auch eine hohe Bedeutung für den Journalismus. Wer der Wahrheit auf die Spur kommen will, muss selbstkritisch hinterfragen können, welche Denkvoraussetzungen ihm den eigenen Blick trüben. Wie Fritz Gerlich muss er sich mit den Dingen wirklich auseinandersetzen, über die er schreibt. Gerlich studierte mit kritischem, scharfem und analytischem Geist Hitlers Buch ,Mein Kampf‘ und er fuhr nach Konnersreuth, um der Resl selbst begegnen zu können. Erst dann erlaubte er sich ein Urteil. Und für das, was er dann geschrieben hatte, war er sogar bereit zu sterben.“ DT/sesa
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe der Tagespost noch mehr über das Leben von Fritz Gerlich und den Stand des Seligsprechungsprozesses.