Geboren im katholischen Bonn, mit zwölf Jahren Stellvertreter des Hoforganisten und Illuminaten Christian Gottlob Neefe ist Beethovens Prägung zunächst eine radikal liberale. Er wird von Freimaurern protegiert und sein eher disfunktionales Elternhaus bietet keinen Wurzelgrund für eine fundierte Erziehung im Glauben.
Seine Missa solemnis nannte er sein gelungenstes Werk
Dass der dennoch eine tragfähige Funktion für den Komponisten gehabt haben muss, der so früh verlor, was für einen Musiker das Wichtigste ist – die Fähigkeit zu hören – wird in einem Selbstzeugnis Beehovens deutlich. Denn er bezeichnet seine Missa solemnis, geschrieben für seinen Schüler und Freund Erzherzog Rudolph von Österreich, als sein gelungenstes Werk.
Ein gewichtiges Wort. Denn die große Messe erreichte keineswegs die Popularität seiner Sinfonien oder Sonaten. Für ihn aber war sie ein klingender Kristall, eine Schwerpunktsetzung, die hörbar macht, worauf es ihm in seinem Wirken ankam.
Weitere wichtige Spur: das Oratorium am Ölberg
Und es gibt eine weitere wichtige Spur, die zeigt, woran Beethoven sich in seinem geistlichen Leben orientierte und woraus er Kraft schöpfte: sein Oratorium Christus am Ölberg. Ein ungewöhnliches Thema und noch dazu eins, das er als erstes in Wien auf die Theaterbühne stellte. Kein Zufall – eher ein Spiegel für die Gesellschaft und ihn selbst.
DT/bst