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Houellebecq: „Donald Trump ist ein guter Präsident“

Der französische Schriftsteller bringt die dritte und letzte Ausgabe seiner „Interventions“ heraus, in der er seine Positionen der letzten Jahre – unter anderem zur Euthanasie und zu den amerikanischen Wahlen – zusammenfasst.
Der französische Schriftsteller Michel Houellebecq
Foto: Boris Roessler (dpa) | Es sei „unsere Aufgabe, uns um diese Kranken zu kümmern und ihnen die bestmöglichen Lebensbedingungen zu sichern“, meint Michel Houellebecq.

Nach „Interventions“ (1998) und „Interventions 2 (2009) veröffentlicht der französische Schriftsteller Michel Houellebecq in diesen Tagen den Band „Interventions 2020“, die dritte Ausgabe seiner Essaysammlungen und Stellungnahmen zu den Themen der Gegenwart. Es sollen die letzten seiner „Interventionen“ sein, wie der Autor von „Serotonin“ betont. „Damit verspreche ich absolut nicht, mit dem Denken aufzuhören, aber zumindest damit, meine Gedanken und Meinungen der Öffentlichkeit mitzuteilen“, wie der Figaro den Dichter in einer Ankündigung der Neuerscheinung zitiert. Ausgenommen davon seien jedoch „schwerwiegende moralische Notsituationen – beispielsweise eine Legalisierung der Euthanasie“. 

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Vehementer Gegner der Euthanasie

Michel Houellebecq sei, so hebt der Figaro hervor, „ein vehementer Gegner der Euthanasie“. Dies wird deutlich im letzten Beitrag seines neuen, 464 Seiten umfassenden Bandes. Doch führe der 64-jährige Schriftsteller keine religiösen Argumente an, denn er ist Atheist. Stattdessen lehnt er Sterbehilfe „aus offensichtlichen moralischen Gründen“ ab. Es sei „unsere Aufgabe, uns um diese Kranken zu kümmern und ihnen die bestmöglichen Lebensbedingungen zu sichern“, meint er.

In dem neuen Buch gibt es allerdings keinen einzigen Text, der nicht schon zuvor irgendwo veröffentlicht wurde. So hat Houellebecq beispielsweise den im Januar 2019 in der amerikanischen Kulturzeitschrift „Harper’s Magazine“ erschienenen Essay mit dem Titel „Donald Trump ist ein guter Präsident“ übernommen. Darin spricht er laut Figaro sein Wohlwollen gegenüber „der unkonventionellen Diplomatie des amerikanischen Präsidenten sowie sein Misstrauen gegenüber dem Freihandel und der europäischen Konstruktion“ aus.

Hoellebecqs Positionen verschieben sich nach rechts

Seine jüngsten Stellungnahmen ließen eine „Verschiebung nach rechts“ seiner Positionen erkennen, wie das im linken Spektrum sich verortende Magazin „Les Inrockuptibles“ vermutet, in dem Houellebecq früher frei publizieren konnte. Noch vor zehn Jahren, so schreibt die kulturelle Wochenzeitschrift, „mischte sich Michel Houellebecq in Les Inrocks ein, um in erster Linie über Literatur zu sprechen und den Liberalismus anzuprangern“.

Die Auflage der „Interventions 2020“ ist bescheiden: dem monatlichen Bücher-Magazin „Livres Hebdo“ zufolge erscheinen im Verlag Flammarion lediglich 14.000 Exemplare, wohingegen man beim Roman „Serotonin“ mit der außergewöhnlichen Auflage von 320.000 Exemplaren startete.  DT/ks

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