Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung "The Expendables 4"

Helden sind unentbehrlich

Die „Expendables“-Filmreihe verzeichnet im vierten Teil zahlreiche Neuzugänge und rückt zunehmend von ihren Wurzeln ab. Trotz Mängel hat der Film aber eine gute Botschaft.
"The Expendables 4"
Foto: IMAGO/Supplied by LMK (www.imago-images.de) | Eine Familie, in der jeder für den anderen einsteht, gradesteht und sogar sterben würde, wenn es drauf ankommt.: Die "Expendables", hier Sylvester Stallone, Jacob Scipio, and Randy Couture, sind auf neuer Mission.

Das Warten hat endlich ein Ende: „The Expendables 4“ ist da! Fans von Superstar Sylvester Stallone, sowie Action-Star Jason Statham und ihren gemeinsamen „The Expendables“-Filmen (zu Deutsch: Die Entbehrlichen) durften aufatmen, als 2021 verkündet wurde, dass man offiziell mit dem Dreh des vierten Teils der Filmreihe begonnen hatte.

Schließlich wurden die Fans viele Jahre lang immer wieder mit der Aussicht auf einen vierten Teil vertröstet, während die ersten drei Expendables-Filme innerhalb von nur vier Jahren zwischen 2010 und 2014 entstanden sind. Damals sorgte Stallone für eine kleine Sensation, als er 2010 zum ersten Mal einige der größten Stars des Action-Kinos der 80er und 90ger Jahre für einen gemeinsamen Film zusammenbrachte. Ehemalige Leinwand-Konkurrenten wurden auf einmal zu Mitspielern oder auch Gegenspielern. 

Ikonische Action-Helden nostalgisch feiern

So kämpfte Stallone im ersten Teil, Seite an Seite mit Mickey Rourke, Jet Li und seinem Ex-„Rocky 4"-Rivalen Dolph Lundgren. Sogar die beiden Superstars Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger schauten für Gastauftritte vorbei. Das Ergebnis war ein Macho-Testosteron-Kino in Reinkultur. Dabei ging es vornehmlich darum, die oben genannten Darsteller als ikonische Action-Helden nostalgisch feiern zu lassen.

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Zudem wurde für den zweiten Teil auch „Kickboxer" Jean-Claude Van Damme engagiert und selbst der einsame Wolf Chuck Norris kehrte für das 80er-Revival aus dem vorläufigen Ruhestand zurück. Im dritten Teil gesellten sich dann auch noch Mel Gibson, Harrison Ford, Wesley Snipes und Antonio Banderas dazu.

Die Filme überboten sich jeweils und boten genau das, was die Action-Fans schon immer sehen wollten: Übergroße Helden, jede Menge gewaltiger Explosionen, handfeste und schießwütige Old-School-Action, atemberaubende Verfolgungsjagden und spektakuläre Kampfszenen sowie knochentrockenen Humor und zitierfähige One-Liner.

Die Handlung steht nicht im Mittelpunkt

Die Handlung der jeweiligen Filme war dabei stets genau wie die Figurenzeichnung herzlich egal. Nachdem der dritte Teil die Erwartungen der Fans nicht gänzlich erfüllen konnte, war die Zukunft der Filmreihe lange Zeit ungewiss und die Produktion zu einem vierten Teil geriet immer wieder ins Stocken, insbesondere als Stallone zwischenzeitlich das Projekt aufgrund kreativer Differenzen verließ, diverse Drehbücher umgeschrieben wurden und der Regisseur ausgewechselt werden musste, Starttermine immer wieder nach hinten verschoben wurden und die Pandemie ihr Übriges dazu tat, dass das Projekt „The Expendables 4“ beinah tatsächlich entbehrlich wurde.

Die Söldnertruppe der „Expendables“ rund um Boss Barney Ross (Sylvester Stallone) wird seit ihren Anfängen immer dann von der US-Regierung zu Hilfe gerufen, wenn die Welt wieder einmal gerettet werden muss und alle anderen Optionen bereits ausgeschöpft, zu gefährlich oder undenkbar sind. Diesmal verschlägt es Barneys Outlaw-Truppe nach Libyen. Weil der Terrorist Suarto (Iko Uwais) mit seinen Handlangern dort mehrere nukleare Sprengzünder erbeutet hat, schickt CIA-Agent Marsh (Andy Garcia) die Expendables los um ihn zu stoppen.

Für Barney Ross steckt hinter dem Auftrag aber noch eine weitere Motivation. Denn hinter dem unberechenbaren Suarto soll mit dem mysteriösen „Ozelot“ ein Phantom stecken, welches Barney bereits seit über zwei Jahrzehnten erfolglos jagt. Der Einsatz endet schließlich anders als geplant für das alteingespielte Ensemble-Team rund um Barney Ross, Lee Christmas (Jason Statham), Gunner Jensen (Dolph Lundgren) und Toll Road (Randy Couture). Der Bösewicht kann mit den Sprengzündern entkommen, Christmas fliegt aus dem Expendables-Team raus, weil ihm die Schuld am Scheitern der Mission gegeben wird und muss am Ende doch mehr Verantwortung denn je übernehmen. Denn ein Christmas gibt nicht einfach so auf, erst Recht nicht wenn es persönlich wird und es um Rache, Ehre, Freundschaft und Familie geht.

Alles ist eine Nummer kleiner als zuvor

Während die, um die Neuzugänge Galan (Jacob Scipio), Easy Day (50 Cent) und Lash (Levy Tran) verstärkten Expendables, nun ausgerechnet unter Führung von Christmas‘ Freundin Gina („Transformers“-Star Megan Fox) agieren müssen, macht sich der kampferprobte Experte auf eigene Faust daran, Suarto zu jagen. Schließlich gilt es nicht nur Vergeltung zu üben, sondern auch einen möglichen Dritten Weltkrieg, der durch die nuklearen Sprengkörper ausgelöst werden könnte, zu verhindern. Überraschende Unterstützung bekommt er dabei in Thailand von Decha (Tony Jaa), einem alten Freund von Barney, der dem Töten aber eigentlich für immer abgeschworen hat, um seine Seele zu retten.

Die Expendables-Filmreihe, die ursprünglich als Sammelbecken für alte Action-Ikonen an den Start ging, verändert sich durch die zahlreichen Neuzugänge und rückt zunehmend von ihren Wurzeln ab, auch wenn frisches Blut scheinbar nötig ist, damit die Reihe auch die nächsten Jahre mit einer neuen Generation an Kämpfern weitergehen kann. Im vierten Teil gibt es insgesamt weniger prominente Namen an Bord und alles ist eine Nummer kleiner als in den Vorgängerfilmen. Zum ersten Mal ist ein Schwarzenegger nicht mehr dabei, der in dem Franchise sich und seine Terminator-Rolle stets auf die Schippe genommen hat und auch Terry Crews fehlt, der als Hale Cesar in den ersten drei Filmen für zahlreiche komödiantische Momente gesorgt hat oder auch ein Jet Li, der in allen drei vorangegangen Filmen seine Kampfkünste unter Beweis stellen konnte, von Chuck Norris und Bruce Willis ganz zu schweigen.

Ziemlich vorhersehbare Story-Wendungen

All diese einzigartigen Action-Ikonen fehlen im vierten Teil schmerzlich, ohne das ein Grund dafür angegeben wird und können nicht einfach durch andere, jüngere Darsteller ersetzt werden. Aber auch wenn die Reihe sich verjüngt, es mehr denn je ziemlich vorhersehbare Story-Wendungen gibt, es oft zu CGI-gewaltig an allen Ecken und Enden kracht, ein Dauerfeuerwerk an coolen Sprüchen abgefeuert wird, die aber nicht alle zünden, das Blut wieder reichlich aus dem Computer spritzt und Martial-Arts-Legenden und Kampfsport-Künstler wie Iko Uwais („The Raid“) oder Tony Jaa („Ong-Bak“) in einigen Momenten ihre beeindruckende Körperakrobatik präsentieren dürfen, hat der von Scott Waugh inszenierte Film am Ende auch über einige Mängel und die bloße Action hinaus, eine gute Botschaft für die Zuschauer parat: Die Expendables sind nicht nur brutale Söldner, die gegen Geld kaltblütig Terroristen erledigen, sondern sie sind wie eine Ersatzfamilie für einander.

Eine Familie, in der jeder für den anderen einsteht, gradesteht und sogar sterben würde, wenn es drauf ankommt. Sie sind zu jedem Opfer bereit und wenn es sie auch ihr eigenes Leben kostet. Sie sind als einzelne entbehrlich, aber füreinander unentbehrlich. Mögen sie auch alle zehn Gebote oft übertreten, aber an einer biblischen Weisung halten sie stets fest und diese hat Jesus so zusammengefasst: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“. (Joh 15,13). 

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