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„Skeleton Crew“: Ein frischer Blick auf „Star Wars“

Die Disney+-Serie mit Jude Law erweitert mit 80er-Jahre-Filmreferenzen das populäre Franchise.
„Star Wars: Skeleton Crew“
Foto: dpa | Fern (Ryan Kiera Armstrong, rechts) und ihrer besten Freundin KB (Kyriana Kratter) ist der sich als Jedi ausgebende Jod Na Nawood (Jude Law) suspekt.

In der schier endlosen Galaxie von „Star Wars“, deren Filme und Serien seit Jahrzehnten Generationen von Kinogängern begeistern, erscheint mit „Skeleton Crew“ eine Serie, die den vertrauten Mythos mit einer frischen, kindlichen Perspektive neu belebt. Jon Watts, bekannt für seine Arbeit an „Spider-Man: Homecoming“, präsentiert hier eine Erzählung, die sowohl nostalgisch als auch erfrischend wirkt – ein modernes Märchen für die Streaming-Ära.

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Anders als viele Vorgänger beginnt „Skeleton Crew“ nicht mit den gewohnten, imposanten Raumschlachten, imperialen Zitadellen oder staubigen Wüstenlandschaften. Stattdessen finden wir uns auf At-Attin wieder, einem erdähnlichen Planeten. Hier lebt Wim (Ravi Cabot-Conyers), ein neugieriger Junge, dessen Alltag zwischen Straßenbahnen, Wolkenkratzern und futuristischen Brücken verläuft. Wims Vater (Tunde Adebimpe) ist zu sehr mit der „großen Arbeit“ des Aufbaus der Neuen Republik beschäftigt, um sich intensiv um seinen Sohn zu kümmern, was Wims Abenteuerlust nur weiter anstachelt.

Jude Law hat Spaß an seiner Rolle

Obwohl At-Attin wie eine Vorstadtidylle wirkt, bleibt die „Star Wars“-DNA unverkennbar: grünblaue Milch zum Frühstück, Lehrer-Droiden und Träume von Jedi-Abenteuern. Wims bester Freund Neel (Robert Timothy Smith) ist ein nerdiger, besorgter Elefanten-ähnlicher Junge, während Fern (Ryan Kiera Armstrong) mit ihrer Fliegerjacke und ihrem Hoverbike rebellischen Charme versprüht. Ihre beste Freundin KB (Kyriana Kratter), ein Technikgenie mit einem visierartigen Helm, komplettiert das Quartett. Diese bunt zusammengewürfelte Gruppe stürzt sich in ein Abenteuer, das mit einem „Nicht Drücken“-Knopf beginnt und in einer galaktischen Odyssee endet.

Zeitlich angesiedelt nach dem Fall des Imperiums – am Ende der Originaltrilogie „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ und parallel zur Serie „The Mandalorian“- ist die Galaxie im Umbruch. Piraten, Schmuggler und zwielichtige Gestalten prägen das Bild. Hier trifft die Kindergruppe auf Jod Na Nawood, auch bekannt als Crimson Jack (Jude Law). Jod ist eine faszinierende Figur: weder klarer Held noch offensichtlicher Schurke. Law verleiht ihm eine schelmische Ambivalenz, die sowohl Bedrohung als auch Charme ausstrahlt – also zunächst einmal eine Art neuer Han Solo, wie ihn Harrison Ford in der Originaltrilogie darstellte. Die Mädchen sind ihm gegenüber zu Recht misstrauisch, besonders Fern, während Wim und Neel von seiner Jedi-Aura fasziniert sind.

Es steckt viel Spielberg in „Skeleton Crew“

„Skeleton Crew“ ist kein reines Kinderabenteuer, sondern eine Hommage an klassische Jugendfilme der 1980er Jahre wie „The Goonies“ oder „E.T.“. Die Serie wirkt wie ein verlorenes Spielberg-Projekt, das zufällig in einer weit, weit entfernten Galaxie gelandet ist. Jon Watts gelingt es, den Charme dieser Filme mit der epischen Weite von „Star Wars“ zu verbinden. Dabei verzichtet die Serie bewusst auf die übermäßige Schwere galaktischer Bedrohungen und konzentriert sich auf das Coming-of-Age der Protagonisten. 

Die visuelle Gestaltung überzeugt mit detailverliebten Kulissen und kreativen Designs. Ob ein skurriles Nudelrestaurant mit einer sechsäugigen Kellnerin oder ein schräger Eulenastronom – die Serie strotzt vor Einfällen. Allerdings bleiben manche Nebenfiguren wie der Droide blass, und einige Handlungselemente wirken konstruiert. Besonders die Szene, in der Jod Na Nawood einen Schlüssel per Machtgriff erlangt, lässt Logik vermissen.

Es geht auch ohne Jedi und Sith

Trotz kleiner Schwächen bleibt „Skeleton Crew“ unterhaltsam. Die Serie ist episodisch nicht immer stringent, fühlt sich eher wie ein langer Film in Happen an. Doch das stört kaum, denn der Charme der jungen Darsteller und die Abwechslung der Abenteuer tragen die Handlung. Es geht weniger um das Schicksal der Galaxis, sondern um Freundschaft, Mut und die Magie des Unbekannten.

„Skeleton Crew“ ist „Star Wars“ aus Kinderaugen – nicht als nostalgischer Rückblick, sondern als authentisches Abenteuer. Eine Serie, die zeigt, dass das Universum nicht immer von Jedi und Sith dominiert werden muss, um faszinierend zu sein. Eine echte Familienserie, auch wenn sie nicht ganz auf „woke“-Elemente verzichten mag, die die Magie der weit, weit entfernten Galaxie neu entdecken kann.

Fortsetzung folgt?

Im Ursprungs-Produktionsland ist die Serie sehr positiv aufgenommen worden: Auf der US-Plattform „Rotten Tomatoes“, die Rezensionen zu Filmen und Fernsehserien zusammenfasst, erreicht die Serie unter Kritikern den sehr hohen Wert von 92 Prozent und beim allgemeinen Serienpublikum 80 Prozent. Eine Fortsetzung wäre denkbar.


„Star Wars: Skeleton Crew“. USA 2024. Serienentwickler: Christopher Ford, Jon Watts. Regie: Jon Watts, David Lowery, Bryce Dallas Howard, Daniel Kwan, Daniel Scheinert, Jake Schreier, Lee Isaac Chung. Acht Folgen mit je 32-47 Min., auf Disney TV+.

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