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Kirchenfenster von Künstler und Missbrauchstäter entfernt

Gemeinde votiert gegen Kunstwerke eines pädophilen Priesters in Kirche bei Lyon.
Französische Kleinstadt Givors
Foto: dpa | Franziskus soll laut dem Bürgermeister der französischen Kleinstadt Givors entscheiden, ob die Glasfenster in einer örtlichen Kirche bleiben dürfen oder entfernt werden sollen. 

In Frankreich sind in einer Katholische Kirche Fenster entfernt worden. Deren Urheber, Louis Ribes, Priester und Künstler, der als Picasso der Glaskunst galt, war mehr als 20 Jahre nach seinem Tod 1997 als Missbrauchstäter bekannt geworden, der sich vor allem an Kindern vergangen hatte.

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Vor zwei Jahren hatte die Kirche seine Täterschaft in mindestens 49 Fällen bestätigt. Die Betroffenengruppen gehen dagegen von bis zu 300 Opfern aus. Die von Ribes geschaffenen Kirchenfenster zu betrachten war von vielen seiner Opfer als unzumutbar empfunden worden. Eine Gruppe von Betroffenen hatte deshalb eine Kampagne gestartet, um die Fenster in der rund 27 Kilometer von Lyon entfernt liegenden Kirche Sainte-Catherine zu ersetzen, die auch deshalb als besonders anstößig galten, weil auf ihnen vor einem Priester kniende Kinder in zweifelhaften Posen dargestellt sind, die in Zusammenhang mit den Missbrauchspraktiken Ribes stehen.

Missbrauch im Umfeld der vom Priester veranstalteten Kunstklassen

Der Zusammenhang zwischen den Kunstwerken und den Missbrauchstaten ist in diesem Fall auch deshalb besonders eng, weil die sexuelle Belästigung und Vergewaltigung der Kinder im Umfeld der von dem Priester veranstalteten Kunstklassen stattfanden. Die Betroffenen fordern daher die Entfernung aller Werke Ribes. Drei weitere Gemeinden, die bisher geplant hatten, die Kirchenfenster und Fresken des Künstlers zu behalten, haben inzwischen zugesagt, sie innerhalb der nächsten Monate zu auszutauschen.

In einer vierten, profanierten und im Besitz der Stadt Givors im Süden von Lyon befindlichen Kirche, deren Fenster ebenfalls von Ribes gestaltet wurden, sollen diese nach dem Willen der Bürgermeisters jedoch erhalten bleiben. Mouhamed Boudjellaba, der argumentiert, man müsse Künstler und Werk getrennt voneinander betrachten, hatte sich in dieser Frage an Papst Franziskus gewandt und ihn um eine Entscheidung gebeten.  DT/bst

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