Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Entscheidung der anglikanischen Generalsynode

Church of England kündigt Testlauf für Segnung homosexueller Paare an

Eine Testphase des „Seelsorge-Angebots“ soll nun gestartet werden, um in den kommenden Jahren einer kirchenrechtlichen Prüfung zu unterlaufen.
Anglikaner-Primas und Erzbischof von Canterbury, Justin Welby
Foto: IMAGO/i-Images (www.imago-images.de) | Der Anglikaner-Primas und Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, lobte den Beschluss der Generalsynode: „Wir haben in einer ausführlichen Debatte über zwei Tage hinweg laut und deutlich gehört, wie tief die Gefühle ...

Die anglikanische „Church of England“ leitet konkrete Schritte zur Einführung von Segenszeremonien für homosexuelle Paare ein. Nach einer wegweisenden Entscheidung im Februar hat sich die Generalsynode der anglikanischen Staatskirche diese Woche mit 227 zu 203 Stimmen für ein entsprechendes Versuchsprojekt entschieden.

Solche Feiern sollen demnach zunächst „experimentellen“ Charakter haben und auf freiwilliger Basis erfolgen. Im Laufe der nächsten Jahren soll dann, nach genauer Prüfung, entschieden werden, ob die Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare ein formaler Bestandteil des Kirchenrechts werden könnten.

Kirche von England in Fragen der Sexualität „nicht einer Meinung“

Die Entscheidung im kirchlichen Gesetzgebungsorgan der „Church of England“ fiel besonders unter den Laien knapp aus: 104 stimmten dafür, 100 opponierten. Der anglikanische Bischof von Oxford, Steven Croft, versicherte als Initiator des Vorhabens, dass kein Mitglied des Klerus verpflichtet sei, solche Segensfeiern anzubieten.

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Wann genau die Testphase starten soll, wurde nicht festgelegt. Dem Vernehmen nach könnten die ersten Feiern dieser Art aber bereits in den nächsten Wochen stattfinden, so die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA). Die Feiern sollen den gewöhnlichen Trauungsfeiern im Ablauf der Zeremonie ähneln.

Der Anglikaner-Primas und Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, lobte den Beschluss der Generalsynode: „Wir haben in einer ausführlichen Debatte über zwei Tage hinweg laut und deutlich gehört, wie tief die Gefühle in der Kirche zu diesen äußerst wichtigen Fragen sind.“

Dennoch bemerkte Sarah Mullally, die Bischöfin Londons, „dass die Kirche von England in Fragen der Sexualität und der Ehe nicht einer Meinung ist“. Bei den jüngsten Abstimmungen habe sich dies erneut gezeigt. Nun müsse man damit umgehen und sich konstruktiv mit den Meinungsverschiedenheiten auseinandersetzen.

Anglikanisches Netzwerk in Afrika hat sich losgesagt

Die aktuellen Ereignisse schließen an den Beschluss der Generalsynode vom Februar an, bei dem die Delegierten einer Empfehlung der Bischöfe gefolgt waren. Diese hatten einerseits ein Festhalten an der traditionellen Ehelehre vorgesehen, andererseits wollten sie dazu anregen, ein „umfassendes seelsorgerisches Angebot“ zu entwickeln, um sexuelle Minderheiten willkommen zu heißen. Unter diese Kategorie fallen unter dem Deckmantel der „LGBTQI+-Personen“, Lesben, Schwule, Bi-, Trans-, Intersexuelle, Queere sowie Menschen sonstiger Geschlechtsidentitäten. Zu diesem Zweck forderten sie - auf freiwilliger Basis - spezielle Gebete, Gottesdienste und Segenszeremonien.

Vor allem auf dem afrikanischen Kontinent treffen die jüngsten Entwicklungen der anglikanischen Kirche auf starken Widerstand. Erst im April hatte sich das theologisch konservative anglikanische Netzwerk GAFCON (Global Anglican Future Conference) von der Kirche von England und ihrem Oberhaupt Justin Welby losgesagt. Die Konferenz hatte sich, nach eigenen Angaben, 2008 begründet „als moralische Kompromisse, Lehrfehler und der Zusammenbruch des biblischen Zeugnisses in Teilen der anglikanischen Gemeinschaft ein solches Ausmaß erreicht hatten, dass die Führer der Mehrheit der weltweiten Anglikaner es für notwendig hielten, gemeinsam für die Wahrheit einzutreten“. Der Gemeinschaft gehören weltweit anglikanische Primasse, Erzbischöfe, Bischöfe, Kleriker und Laien an. DT/jmo

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