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Bernhard Meuser: Glaubhaft ist nur Liebe

Das neue Buch des YOUCAT-Initiators entstand aus gemeinsamem Gebet und Hören. Im Zentrum stand die Frage: Was sind die Urworte des Evangeliums?
Evangeliar
Foto: imago stock&people (imago stock&people) | Auf der Suche: Was sind die Urworte des Evangeliums? Im Bild: Kleines Karolingisches Evangeliar Domschatz Essen

Das Wesen von Freude ist, dass sie geteilt werden möchte. Lassen Sie sich von mir einladen, an einer bestimmten Freude teilzuhaben, die gerade meinen Alltag bestimmt.

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Seit Wochen arbeite ich an einem höchst ungewöhnlichen Buch, das im Herbst dieses Jahres erscheinen wird. Es ist nicht „mein“ Buch, höchstens auch mein Buch. Der Arbeitstitel des Buches ist „Schönheit und Liebe. Die Regeneration der Kirche aus den Urworten des Evangeliums“. An diesem Buch haben 30 Personen gearbeitet, junge und alte Menschen, berühmte und völlig unbekannte Leute.

Dem Buch Gestalt geben

Meine Funktion besteht darin, das Buch zu lektorieren und ihm eine einheitliche Gestalt zu geben. Einen solchen Dienst habe ich schon häufig in meinem Berufsleben geleistet. Aber selten hatte ich ein solches Vergnügen an einem Projekt wie gerade an diesem – aber dazu muss ich ein bisschen erzählen.

Alles begann im Herbst letzten Jahres, als sich die Pforten der Abtei Mariendonk für eine Gruppe von Leuten öffnete, die sich zum Teil noch nie im Leben gesehen hatten. Die Gruppe konstituierte sich durch Weitersagen: Kennst du jemand, der für die Kirche brennt, der etwas zu sagen hat, der diese geschundene, verachtete, tief verwundete Kirche (die immer noch „Seine“ Kirche ist) auf dem Herzen hat? Weißt du jemand, der für ihre Revitalisierung durchs Feuer geht?

Eine Woche beten

Die Leute, die der Zufall oder der Heilige Geist dann an der Klosterpforte ablieferte, hatten sich bereit erklärt, eine Woche lang zu beten, auf Gottes Wort zu hören, zu denken, zu sprechen – um herauszufinden, wie es sein wird, wenn die eine, heilige, die apostolische Kirche aus der Asche ihrer bürgerlichen Gestalt aufersteht. Wir fragten uns: Was sind die absoluten „Urworte des Evangeliums“, die notwendig zur Kirche gehören, wenn diese Gemeinschaft Gottes einmal keine Bildungshäuser, keine Finanzzentren, keine Tiefgaragen und keine politischen Vertretungen mehr hat.

Wenn sie arm, demütig, vielleicht sogar verfolgt, aus sich und ihren historisch erworbenen Privilegien herausgegangen ist. Wenn sie wirklich bei den Menschen angekommen ist und die „Grenzen der menschlichen Existenz“, von der Kardinal Bergoglio im Vorkonklave sprach, erreicht hat: „die des Mysteriums der Sünde, die des Schmerzes, die der Ungerechtigkeit, die der Ignoranz, die der fehlenden religiösen Praxis, die des Denkens, die jeglichen Elends.“

Synodale Arbeit

Das Buch, das daraus entstanden ist und gerade den letzten Feinschliff erhält, ist das Produkt einer durch und durch geistlich-synodalen Arbeitsweise – Fragen von heute plus Hören auf das Wort Gottes plus Erzielen von Einmütigkeit – und es unterscheidet sich darin im Ansatz vom Typus „Synodalität“ auf dem Synodalen Weg. Trotzdem ist es kein Buch gegen den „Synodalen Weg“, obwohl wir deren Rezepturen für nicht zukunftsfähig halten und an weit radikalere (von radix = Wurzel) Formen kirchlicher Regeneration denken. Die Mission der Kirche - so denken wir - ist der Zweck der Kirche, der Anfang aller Dinge und nicht der Luxus und das Letzte in ihr.

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