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Adoratio ’25: Ein starker Anfang

Mit einer Grundstimmung der Freude beschäftigten sich Besucher des „Adoratio“-Kongresses mit „Urworten des Glaubens“ und schöpften Energie für die notwendige Erneuerung der Kirche.
Beim Adoratio-Kongress steht die Eucharistie im Mittelpunkt.
Foto: Adrian Rodrigues | Beim Adoratio-Kongress steht die Eucharistie im Mittelpunkt.

So schnell möchte ich die ADORATIO nicht vergessen. Jeder, der dabei war, konnte die Grundstimmung der Freude spüren. Sie ging nicht allein auf das Konto eines blendend aufgelegten Bischofs und der brillanten Organisatoren (dem Team sei Dank). Das manchmal karge Erdreich der Kirche brach sozusagen „geistlich“ auf, Wasser sprudelten. Man es nur bezeugen, nicht beschreiben. Die kollektive Welle von Liebe zur Kirche ließ einen Moment vergessen, welche Mühen der Erneuerung noch vor uns liegen. Altötting erinnerte an die Stelle bei Nehemia, wo „das Buch vor aller Augen“ wieder geöffnet wurde. „Alle Leute weinten“, heißt es, - wohl vor Ergriffenheit über die Schönheit des Gesetzes. Esra trifft den Ton: „Seid nicht traurig und weint nicht ... Macht euch keine Sorgen; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ (Neh 8,10) In Anbetung und Lobpreis wird Jesus wieder in der Mitte (und als Mitte) der Kirche erkannt. Die Freude darüber gibt uns die Stärke, die wir so dringend brauchen für Diakonie und Mission. 

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Keimzellen der Kirche

Zusammen mit Marc-Stephan Giese SJ durfte ich auf der ADORATIO zu einem Workshop einladen, der sich mit dem Buch „Urworte des Evangeliums“ befasste. Im Oktober 2023 hatten sich 18 Katholiken - die meisten kannten sich vorher gar nicht - aufgemacht, die Schönheit der Kirche wiederzuentdecken. Sie gingen zu den Schwestern in der Abtei Mariendonk, um in echter Synodalität herauszufinden, was wesentlich zu unserer Kirche gehört, - wenn sie es einmal von Jesus her wissen möchte. Im Gebet, im Hören auf das Wort Gottes und in respektvollem geistlichem Austausch suchten sie nach den kraftvollen „Urworten“, aus denen die Kirche aus allen Verfremdungen und Niedergängen wieder auferstehen kann. Und sie machten ein Buch daraus.

„Jesus“ ist so ein Urwort. Ohne „Jesus“ geht die Kirche nicht. Im Blick auf eine von Jesus entfremdete Kirche heißt es: „Die Kirche leuchtet, wenn Jesus ihr Anfang, ihre Mitte und ihr Ziel ist.“ Ein anderes Urwort ist „Liebe“. Die These gegen eine lieblose Behördenkirche lautet: „Eine Kirche der Liebe ist eine Kirche mit Gott. Das Maß ihrer Liebe ist die Liebe Jesu, der sich am Kreuz für uns hingegeben hat.“ Auch „Heiliger Geist“ ist ein Urwort, denn „die Kirche ist eine Wirklichkeit aus dem Heiligen Geist, bevor sie eine menschliche Organisation ist.“ Warum ist „Verkündigung“ ein Urwort, ohne das die Kirche nicht geht? Damit wir nicht vergessen: „Die Kirche ist die Botin, nicht die Botschaft, sie verkündet nicht sich selbst, sondern das Evangelium.“ Warum „Leib“? Nun: „Die Kirche ist ein Leib, sie freut sich am Leib und sie lehrt die Erlösung im Leib.“

Das Projekt „Urworte“ ist nur eine Anregung, selbst eine Rolle zu spielen. Die Kirche wird uns wieder aufgehen, wenn wir die Wohnzimmer öffnen, uns in kleinen Kreisen zusammentun, miteinander schauen, staunen, lesen, lernen, sprechen. Katechese empfangen! Katechese schenken! Jeder kann anfangen, der es auf dem Herzen hat, der den Leib Christi, die Kirche, liebt, der sie liebt wie Christus sie liebt, - der sie liebt „wie seinen eigenen Leib.“ (Eph 5,28) Groß denken! Im Kleinen anfangen! 

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