Niemand habe am 15. April 2019 vorsätzlich einen Anschlag auf die Pariser Kathedrale Notre-Dame verüben wollen, berichtet Famille Chrétienne unter Bezugnahme auf eine Meldung der Tageszeitung Le Parisien: „Dies ist jedenfalls das von der Mordkommission der Pariser Kriminalpolizei gezogene Fazit nach Abschluss zweijähriger akribisch durchgeführter Untersuchungen“, schreibt das katholische Magazin.
Brandursache noch unklar
Da man keinerlei Spuren gefunden habe, die an eine Straftat denken ließen, hätten die Ermittler zwei Hypothesen zur Ursache des Brandes geäußert: Entweder habe es sich um einen nicht richtig ausgetretenen Zigarettenstummel gehandelt oder um einen Kurzschluss. Einige Gutachten ständen allerdings noch aus. Doch keiner wisse, laut Famille Chrétienne, „ob diese eines Tages ermöglichen werden, mit Gewissheit die Ursache dieser Brandkatastrophe zu identifizieren, die vor drei Jahren Frankreich und die ganze Welt erschüttert hat“.
Diese ersten Untersuchungsergebnisse überlappten sich zeitlich mit dem französischen Kinostart des „Filmereignisses“ von Jean-Jacques Annaud „Notre-Dame brûle“ (Notre-Dame brennt) am 16. März: „Da der Regisseur den Anspruch hatte, der Realität möglichst nahe zu kommen, hat er es nicht riskiert, sich für eine der Hypothesen zur Brandursache zu entscheiden“. Auf der Leinwand erscheine laut Famille Chrétienne eine „subtile Verknüpfung von Ereignissen, die alle zufälliger Natur sind: ein Arbeiter, der einen nicht ausgedrückten Zigarettenstummel unachtsam in eine Ecke wirft, eine Taube, die im selben Augenblick ein Kabel auf dem Gebäude freilegt, sowie ein gleichzeitiger Kurzschluss. Die Flammen werden das Geheimnis wohl endgültig mit sich hinweggerafft haben“.
Wiederaufbau kommt voran
Unterdessen erstehe das imposante Bauwerk von Tag zu Tag erneut aus seiner Asche auf. Die Phase der Sicherheitsvorkehrungen sei Ende 2021 abgeschlossen worden, momentan sei die Mannschaft mit der Säuberung des Bodens und der Wände beschäftigt, die von Bleistaub bedeckt sind, sowie der Gewölbe, auf denen sich aufgrund des Regenwassers Salz abgelagert hat.
Weitere Arbeiter widmeten sich der Reparatur der Versorgungsleitungen und der elektrischen Kabel, der Heizung sowie der Wasserrohre. Das Holz der eintausend Eichen für den Wiederaufbau des Dachstuhls würden allmählich nach oben in das Bauwerk gebracht, und „der wesentliche Teil der Restaurierung sollte zum Beginn der Olympischen Spiele 2024 beendet sein“.
Zugleich betreibe die Pariser Diözese ihr Projekt einer innenarchitektonischen Umgestaltung von Notre-Dame weiter, „das zu Beginn des letzten Winters viel Empörung ausgelöst hat“, stellt Famille Chrétienne fest. DT/ks
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