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Weiter Streit um Umgestaltung von Notre-Dame

Auseinandersetzung um Umgestaltung von Notre Dame geht weiter. Die Kommission für das Kulturerbe gab nun eine teils positive Stellungnahme zu den Plänen der Diözese ab, die jedoch von vielen Prominenten abgelehnt werden. Weiter Entscheidungen stehen an.
Wiederaufbau von Notre Dame bietet reichlich Konfliktstoff
Foto: Sadak Souici (Le Pictorium Agency via ZUMA) | Der Wiederaufbau von Notre Dame bietet reichlich Konfliktstoff. Vor allem die geplante Innenausstattung sorgt für Kontroversen.

Laut Valeurs actuelles hat die „Commission nationale du patrimoine et d’architecture“ (CNPA) am 9. Dezember eine insgesamt positive Stellungnahme zu den vom Pariser Erzbistum vorgelegten Umbauplänen im Innenraum von Notre-Dame abgegeben. Das Projekt betreffe insbesondere die Inneneinrichtung der Kathedrale, die zu den „historischen Denkmälern“ des Landes zählt. Der Vorsitzende der CNPA und Senator der französischen Republikaner, Albéric de Montgolfier, habe die durch das Restaurationsprojekt „verfeinerte Vision“ gutgeheißen, die das Bauwerk dem „näherbringt, was es anfangs war“.

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Reinigung der Kapellen

Das Restaurierungsprogramm der Pariser Erzdiözese sehe insbesondere, so heißt es in Valeurs actuelles, eine „komplette Reinigung der 24 Kapellen der Kathedrale vor, die zum Zeitpunkt des Feuers bereits in einem schlechten Zustand waren. Doch die CNPA hat ferner manche Vorschläge abgelehnt oder auch Vorbehalte geäußert. So etwa haben die Kommissionsmitglieder die Einrichtung eines Gebetsraums im Chorraum beiseite geschoben – aufgrund der Anfälligkeit des Bodens, der auf die Zeit des Mittelalters zurückgeht“.

Der Vorsitzende der CNPA habe daran erinnert, dass die Kommission dazu da sei, um „für die Einhaltung der Vorschriften über die historischen Denkmäler zu sorgen“. Dies bestehe darin sicherzustellen, dass es zu keiner „Beeinträchtigung des Denkmals“ kommen dürfe. Daher müsse das Projekt „das Denkmal so erschließen, dass die Inneneinrichtung nicht die Architektur überragt“. Gemäß diesen Prinzipien hätten die Angehörigen der Kommission die Verlegung von auf den Seitenaltären stehenden Heiligenstatuen abgelehnt. Darüber hinaus hätten sie einem Teil des neuen Mobiliars nicht zugestimmt, wie etwa Kirchenbänken auf Rädern, um sie bei hohem Besucherandrang umzustellen.

Architektur erhalten

Albéric de Montgolfier möchte zudem jene beruhigen, die eine Verunstaltung der Kathedrale befürchten. Er habe unter anderem bestätigt, dass „kein Gegenstand oder Gemälde, der sich vor dem Brand innerhalb der Kathedrale befand, hinausgeschafft wird“. Doch für manche Kulturexperten reichten diese Aussagen bei weitem nicht aus, wie Valeurs actuelles bemerkt: „Etwa hundert Prominente, darunter Alain Finkielkraut und Stéphane Bern, haben bereits einen Appell unterschrieben, um gegen dieses Projekt der Innenumgestaltung der Kathedrale zu protestieren.

Mit der Verteidigung des Werkes von Viollet-le-Duc, dessen Authentizität sie erhalten möchten, prangern die Unterzeichner ein Projekt an, das darauf abzielen soll, ‚einen anderen Rundgang [in der Kathedrale] umzusetzen, ein anderes Erleben des Denkmals‘“. So etwa stünden die Entnahme des von Viollet-le-Duc entworfenen Mobiliars – wie etwa der Beichtstühle - zur Debatte. Oder auch die Installierung moderner Kunstwerke in jeder Kapelle, um sie in einen „Dialog“ mit den ältesten Kunstwerken zu bringen. Ein weiterer Aspekt des Projekts sei ebenfalls äußerst kontrovers: „Die Umsetzung eines katechetischen Rundgangs, um ausländischen Besuchern den katholischen Glauben zu erklären – mithilfe von Videoprojektionen an die Wände des Bauwerks“, schreibt Valeurs actuelles.

Kritische Appelle

Der Initiator des kritischen Appells, der Kunsthistoriker Didier Rykner, habe dazu festgestellt: „Die Diözese hat entschieden, eine Liturgie zu erfinden, die es nicht gibt“. Der Experte erinnere immer wieder daran, dass die als historisches Denkmal eingestufte Kathedrale nicht der Ort sei, um neue Experimente zu verfolgen. Dem Staat – dem Eigentümer des Denkmals - obliege es, dafür zu sorgen, dass es nicht verunstaltet werde.

Allerdings habe die Kommission für das Kulturerbe gegenüber dem Kulturministerium nur eine beratende Funktion. Der Klerus solle nun einen Teil seiner Vorschläge revidieren. Die nächste Etappe um das Restaurierungsprojekt von Notre-Dame stehe im Januar 2022 an. Dann werde die Kommission über das Projekt bezüglich des Vorhofes der Kathedrale diskutieren. DT/ks

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