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„Es muss ein Grundrecht auf das Analoge geben“

Technik darf „nicht aufgeherrscht“ werden, meint der Philosoph Rüdiger Safranski im Gespräch mit der „Tagespost“ über das Böse in der Welt.
Rüdiger Safranski, Philosoph
Foto: Patrick Seeger (dpa) | Der Philosoph Rüdiger Safranski in seinem Haus in Badenweiler (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald).

„Dass Kinder Kinder umbringen, das ist schon etwas Neues“, bilanziert der weltbekannte Philosoph und Bestseller-Autor Rüdiger Safranski im „Tagespost“-Gespräch über das Übel in der Welt. In dem doppelseitigen Interview, das der Wissenschaftsjournalist und Ethik-Experte der „Tagespost“, Stefan Rehder, mit Safranski führte, erklärt der Autor des Buches „Das Böse oder das Drama der Freiheit“ dies unter anderem mit einer „immer aggressiver und penetranter“ werdenden „Bildzirkulation“.

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In den vergangenen 30 Jahren habe sich die „Zwischenwelt des Medialen, in der wir uns wie in einer Nährflüssigkeit bewegen“, „dramatisch gewandelt und tiefe Veränderung in den Menschen hervorgerufen“, so Safranski. Je stärker der „Anteil des Lebens, den Menschen im Virtuellen verbringen“ zunehme, desto größer sei die Gefahr, dass sich „im Wirklichkeitsverhältnis dieser Menschen etwas fundamental“ verändere. Das habe „etwas Bedrohliches“ und erzeuge „jedenfalls bei mir, einen Eindruck von Realitätsverlust, Verwahrlosung und ja, auch von Enthemmung“, so Safranski weiter.

Digitalisierung bietet die Chance einer neuen Selbstbegegnung des Menschen

Im „Thema der Woche“ spricht der vielfach ausgezeichnete und hochdekorierte Philosoph, Literaturwissenschaftler und Schriftsteller, dessen umfangreiches Werk in 25 Sprachen übersetzt wird, mit der in Deutschland, Österreich und der Schweiz erscheinenden katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ über das Phänomen des Bösen, das Drama der Freiheit, die Sünde wider den Heiligen Geist, den Transhumanismus und die Chance einer neuen Selbstbegegnung des Menschen infolge der Digitalisierung.

Technik sei „nicht per se schlecht“, doch dürfe sie nicht „aufgeherrscht“ werden, so Safranski. Stattdessen müsse „das dienende Verhältnis der Technik gewahrt bleiben“. Menschen müssten auch in Zukunft selbst entscheiden können, „wie weit“ sie diese an sich heranließen und wo sie sich „gegen die Übergriffigkeit der technischen Welt“ zur Wehr setzten. „Die Bewahrung der eigenen Souveränität ist ein ganz wichtiger Gedanke.“ „Es muss ein Grundrecht auf das Analoge geben“, so Safranski weiter.

„Tagespost“-Jubiläum zum 75-jährigen Bestehen der Zeitung am 9. September

Im Zuge einer ganzen Reihe von Interviews und Gesprächen, die Redakteure und Autoren der „Tagespost“ mit ausgesuchten Intellektuellen und Prominenten anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens zu verschiedenen Themen der Zeit führen und die bis zum Jubiläum (9. September) in loser Reihenfolge an wechselnden Orten der Zeitung erscheinen, suchte „Tagespost“-Korrespondent Stefan Rehder Safranski Ende April in dessen Haus in Badenweiler auf.  DT/reh

Das ausführliche Exklusiv-Interview publiziert die „Tagespost“ nun in ihrer aktuellen Print-Ausgabe vom 11. Mai.

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