Der Theologe D. Vincent Twomey SVD hat in einem Beitrag für die „Tagespost“ über „Joseph Ratzinger und die moralischen Prinzipien des Christentums“ geschrieben. Da der Glaube der wahre Weg des Menschen zur Einheit mit Gott sei, müsse der Glaube auch einen konkreten moralischen Inhalt haben, um den Menschen auf diesem Weg zu führen. Ein bloßes Liebesgebot als Grundlage einer christlichen Ethik genügt nach Twomey nicht. Hierzu gehört auch ein richtiges Verständnis von Vernunft.
Begegnung mit der göttlichen Offenbarung
Gemäß Joseph Ratzinger heißt das in den Worten Twomeys, „sie ist stets leibhaftig, das heißt in leibhaftigen Männern und Frauen verkörpert - und somit durch bestimmte kulturelle Traditionen geformt, die von Natur aus zweideutig und verdorben sind, was unsere gefallene conditio humana bewirkt. Die menschliche Vernunft muss daher durch die persönliche Begegnung mit der göttlichen Offenbarung geläutert und vertieft werden“. Demnach hat die Vernunft wenig mit dem Prinzip oder eben Letztprinzip zu tun, wie es die Philosophie zum Thema macht.
Twomey hebt deshalb auch „dieses realistische Verständnis der menschlichen Vernunft als leibhaftig“ hervor, das die rein christliche Sicht auf die Vernunft kennzeichne. Diese realistische Sicht auf die menschlich-moralischen Prinzipien des Christentums würdigt Twomey als „Joseph Ratzingers wichtigste Interventionen in die Moraltheologie“, nämlich als erweiterte Sicht über das rational-philosophische Verständnis hinaus. DT/ari
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