Der Philosoph Peter Sloterdijk ist längst eine Marke. Nach frühen zwei Jahren in der Bhagwan-Sekte und nahm er seine Lehrtätigkeit in Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe auf und nahm immer wieder zu brisanten gesellschaftlichen Fragen Stellung, wie im Jahr 2000 seine „Regeln für den Menschenpark“ zur Bioethik. Aber die großen Themen der Menschheit regen ihn nicht auf, sondern zum Denken an.
Grau denken
Sein kürzlich erschienenes Buch „Wer noch kein grau gedacht hat“ behandelt die Farbe grau, die schon Hegel als Dämmerung für den Flug der Eule der Minerva identifizierte und worin Sloterdijk auch eine Anspielung an Paul Cézanne sieht: „Solange man kein Grau gemalt hat, ist man kein Maler.“ Das Grau ist das Mittel gegen den Extremismus von Hell und Dunkel, für Sloterdijk eine „zivilisatorische Mission“.
Sloterdijk sieht sich auch als religiös musikalisch an und erkennt den Sinn in der Rolle der Kirche für Sozialstaat und Caritas. In der Pandemie sieht er eine Lektion über die Immunität, dass nämlich Menschen nur leben können, wenn sie sich gegenseitig Sicherheit verschaffen. Und bezüglich des Kriegs in der Ukraine sieht er in Russland eine „perverse Form des Antifaschismus“. Wie man auch immer zu Sloterdijk steht – seine intellektuellen Pointen überraschen immer wieder. DT/ari
Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost einen Bericht zum 75. Geburtstag von Peter Sloterdijk.