Die Apparatur der "Maschinengesellschaft " wird undurchschaubar, wodurch der Weltauftrag des Christen immer schwerer erfüllbar erscheint. Doch in echten Freundschaften können sich Orientierungspunkte erhalten, die es dem Einzelnen erlauben, um verändernd in den Lauf scheinbar unaufhaltsamer Prozesse einzugreifen.
Werner von Trott zu Solz, Bruder von Adam von Trott zu Solz, der zu den Verschwörern des 20. Juli gehörte, entwickelte aus der
Erfahrung der Kriegszeit und des Widerstands, der sich aus konservativen und aristokratischen Eliten und der Arbeiterbewegung speiste, eine Theorie der Freundschaft, die er der bürgerlich-idealistischen Privatheit entreißen wollte.
Es braucht "klösterliches Hinterland"
Am Beispiel der Verschwörer des 20. Juli 1944 sieht er eine Freundschaft, die in unbedingter Solidarität und der gemeinsamen Erfahrung der Gnade gründet, und daher das Handeln aus einem geteilten und miteinander begründeten „klösterlichen Hinterland“ ermöglicht.
Das setzt die Anerkennung des persönlichen Charakter der Freundschaft voraus, die nach Thomas von Aquin Abbild der Selbstliebe ist: man liebt den Freund so, wie man sich selber liebt. Für Trott zu Solz ist ein solches Verständnis der Freundschaft die Grundlage, „alles Mögliche zu tun, um die persönliche Entfaltung des zwischen den Freunden Gemeinsamen bis in den Grund zu entwickeln.“ Denn es droht, dass die Solidarität den Verkehrungen der gesellschaftlichen Praxis nicht gewachsen ist und zerbricht. Aber „das wahrhaft Christliche verkörpert sich teilnehmend in der Verzerrung des Menschen, der noch im Widerspruch zur Unmenschlichkeit der Gesellschaft, die sich christlich maskiert, von ihr bestimmt wird.“ DT/ska
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