Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Kommentar zur Synode

Zwei völlig verschiedene Methoden

Mit dem Synodalen Weg in Deutschland hatte der Weg der Bischofssynode in Rom überhaupt nichts gemein.
Weltsynode geht im Vatikan zu Ende
Foto: IMAGO/Vatican media / ipa-agency.net (www.imago-images.de) | Beim synodalen Weltprozess geht es also nicht darum, die Kirche neu zu erfinden oder einen Reformstau abzubauen. Vielmehr soll jeder Getaufter in einer tieferen Weise erfahren, dass er zur Kirche gehört.

Im Schatten des Nahost-Kriegs und völlig abseits von jedem öffentlichen Interesse ist in der Audienzhalle des Vatikans die erste römische Bischofssynode zur Synodalität zu Ende gegangen. Es war eine Stilübung: Die etwa 350 Synodalen, darunter ein guter Teil von „Nicht-Bischöfen“, sollten sich fragen, wie man in der Kirche mit einander umgeht, wie man zuhört und wie man durch Stille und Gebet Raum schafft für das Wirken des Heiligen Geistes. Es war ein geistiger Prozess.

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Treffend hat Papst Franziskus heute in seiner Predigt während der Abschlussmesse im Petersdom ausgedrückt, worum es ihm ging: „Wir haben einander zugehört, und vor allem haben wir durch die reiche Vielfalt unserer Geschichten und Empfindungen hindurch auf den Heiligen Geist gehört. Heute sehen wir noch nicht die volle Frucht dieses Prozesses, aber wir können mit Weitsicht auf den Horizont blicken, der sich vor uns auftut: Der Herr wird uns leiten und uns helfen, eine synodalere und missionarischere Kirche zu sein.“

Kirche als Hafen der Barmherzigkeit

Beim synodalen Weltprozess geht es also nicht darum, die Kirche neu zu erfinden oder einen Reformstau abzubauen. Vielmehr soll jeder Getaufter in einer tieferen Weise erfahren, dass er zur Kirche gehört – ohne dass man ihn zunächst, wie Franziskus heute auch sagte, nach einem „guten Führungszeugnis“ fragt. Und indem jeder mehr teilhat am Leben der kirchlichen Gemeinschaft, die ihn umgibt, werden diese lebendigen Zellen der Kirche auch missionarischer und anziehender für Fernstehende. Entsprechend bezeichnete der Papst die Kirche heute in seiner Predigt als einen „Hafen der Barmherzigkeit“.

Viele Bischöfe haben dieses Anliegen von Papst Franziskus verstanden und sich in die Arbeit der Synode hineinziehen lassen, die nach einer völlig neuen Methode vorging: Gesprächsarbeit, Stille und Gebet in kleinen runden Kreisen. Die Folge war – und das ist einhellige Meinung aller Teilnehmer: Es gab keinen Streit. Auch unterschiedliche Positionen konnten benannt werden. Und wo Gegensätze bestehen blieben – etwa in der ominösen „Frauenfrage“, Stichwort Diakoninnen –, fanden sie Eingang in das Abschlussdokument. Und was ganz am Ende dann immer noch offen ist, muss das ordentliche Lehramt der Kirche entscheiden. Mit anderen Worten: Nichts geht ohne den Papst Papst.

Werden deutsche Gremien jetzt anders?

Die Frage ist nur, ob diese „Lektion“ auch in der Kirche in Deutschland ankommen wird. Werden etwa die Protagonisten des Synodalen Wegs bereit sein, jetzt endlich auf die zu hören, die andere Standpunkte vertreten, als sie in den beschlossenen Texten der Synodalversammlungen stehen – und dann erst einmal zu schweigen? Was immer da an „synodalen Ausschüssen“ auf die schrumpfende Kirche in Deutschland zukommt: Wird man sich in diesen Gremien von der Stilübung, wie man sie jetzt in Rom vier Wochen praktiziert hat, beeindrucken lassen?

Wohl kaum. Stattdessen werden die Kräfte, die „anders katholisch“ sein wollen, Fetzen aus den römischen Beratungen und der Schluss-Synthese herauspicken, um Wasser auf ihre Mühlen zu leiten, das nach wie vor in die gleiche Richtung fließt. Der Heilige Geist mag wehen, wo er will. Über der verfassten Amtskirche in Deutschland hat man ihn schon lange nicht mehr gesichtet. 

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