Nach dem Ende der ersten Synodalversammlung übt die Religionsphilosphin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz Kritik am Umgang mit Änderungsanträgen in der Debatte über die Satzungs- und Geschäftsordnung des Synodalen Wegs. Es sei kaum möglich gewesen , in die vom Präsidium vorbestimmte Satzung ebenso wie in die Geschäftsordnung Änderungen einzubringen, so Gerl-Falkovitz gegenüber der „Tagespost“. „Die Vollversammlung hat dem erstaunlicherweise fast klaglos zugestimmt. Wollte man sich einfach nicht die Mühe machen?“
Gerl-Falkovitz: Antrag "regelrecht abgeschmettert"
Als Beispiel nennt Gerl-Falkovitz den von ihr selbst unterstützten Antrag, die Satzung und Geschäftsordnung so zu überarbeiten, „dass eine partizipative, gleichberechtigte und transparente Gestaltung des Synodalen Weges für alle Mitglieder der Synodalversammlung gewährleistet ist“. Damit habe man sicherstellen wollen, dass auch Personen, die nicht der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) oder dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) angehörten, partizipativ einbezogen würden. Der Antrag sei jedoch „regelrecht abgeschmettert“ worden, beklagt die Religionsphilosophin.
Als „ebenso festgezurrt“ habe sie die Liste der je 30 bis 35 Teilnehmer der vier Synodalforen wahrgenommen, so Gerl-Falkovitz. Zudem bemängelt sie, dass die Liste „bis zur letzten Minute“ nicht bekanntgegeben worden sei. „Warum eigentlich? Je 15 davon waren bereits mit der Ausarbeitung der Texte beschäftigt, die die Grundlage der kommenden Foren bilden. Auch hier
bekommen die Ernannten also vorgekaute Kost.“
Woelki: Nicht jede Meinung fand ausreichend Gehör
Vor allem vor dem Hintergrund des Themas „Macht und Partizipation“ sei der Eindruck entstanden, dass nur diejenigen darüber beraten sollten, die dazu zugelassen gewesen seien. „Welche Macht lässt bestimmte Mächtige über Macht diskutieren?“ So seien rund 30 Mitglieder der Vollversammlung nicht als Forums-Teilnehmer auserwählt worden, während je Forum noch fünf Personen als einzige gewählt worden seien – alle anderen seien gesetzt gewesen. „Immer wieder die Frage: Warum eigentlich“, kommentiert Gerl-Falkovitz.
Damit unterstützt Gerl-Falkovitz die Kritik des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki, der am Samstag gegenüber dem Kölner „Domradio“ bemängelt hatte, dass in Frankfurt nicht jede Meinung ausreichend Gehör gefunden habe. Der DBK-Vorsitzende und Münchner Kardinal Reinhard Marx wies die Vorwürfe des Kölner Erzbischofs in der abschließenden Pressekonferenz zur Synodalversammlung jedoch entschieden zurück. Näher kommentieren wollte er Woelkis Äußerungen aber nicht.
DT/mlu
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