Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Schönstatt

Schönstatt-Bewegung will offene Aufarbeitung der Missbrauchsvorwürfe gegen Gründer

Die Verantwortlichen der Schönstatt-Bewegung suchen derzeit offenbar nach geeigneten Wegen, die bisher zugänglichen Dokumente zu veröffentlichen. Es soll sich um rund 100.000 Seiten Material handeln.
Schönstatt-Bewegung will offene Aufarbeitung aller Missbrauchsvorwürfe gegen Pater Kentenich
Foto: dpa | Die Akten zu Pater Kentenich seien von 1999 bis 2007 von einer Kommission geprüft worden, so der früher für Kentenichs Seligsprechungsverfahren zuständige Pater Angel Strada.

Die Schönstatt-Bewegung will eine offene Aufarbeitung aller Missbrauchsvorwürfe gegen ihren Gründer, Pater Josef Kentenich. Dies berichtet die „Katholische Nachrichten-Agentur“ (KNA). Auf deren Anfrage teilte Schönstatt mit, dass die Verantwortlichen der Bewegung derzeit „unter Berücksichtigung der für den Seligsprechungsprozess geltenden Schweigebestimmungen“ nach geeigneten Wegen suchten, die bisher zugänglichen Dokumente zu veröffentlichen. Dabei handelt es sich laut Schönstatt-Bewegung um rund 100.000 Seiten Material, das für die Seligsprechung zusammengetragen worden sei. Rund 32.000 Dokumente seien katalogisiert. Die Akten seien von 1999 bis 2007 von einer Kommission geprüft worden, so der früher für Kentenichs Seligsprechungsverfahren zuständige Pater Angel Strada.

Bistum Trier will Historikerkommission einsetzen

Zuvor hatte das Bistum Trier angekündigt, im Seligsprechungsverfahren für Pater Kentenich eine Historikerkommission einzusetzen. Als Grund nannte das Bistum, dass nach der weiteren Öffnung der vatikanischen Archive Dokumente einsehbar seien, die bislang für die diözesane Untersuchung im Seligsprechungsverfahren Kentenichs nicht zugänglich waren. 

Gegenüber dieser Zeitung erklärte die Schönstatt-Bewegung, diesen Schritt „ausdrücklich“ zu begrüßen. Man erhoffe sich, „dass auf diesem Weg bezüglich Person, Leben und Werk ihres Gründers so bald wie möglich weitere Transparenz und Klarheit geschaffen werden kann“, so das Pressebüro der Bewegung.

Lesen Sie auch:

Schönstatt: Beschuldigungen lange bekannt und entkräftet

In einem exklusiven Beitrag für die "Tagespost" hatte die in Rom wirkende Kirchenhistorikerin und Theologin Alexandra von Teuffenbach auf der Grundlage bislang unausgewerteter Dokumente dargelegt, dass der Gründer der Gemeinschaft der Marienschwestern von Schwestern des systematischen Machtmissbrauchs und sexuellen Missbrauchs in einem Fall bezichtigt wurde. Die Schönstatt-Bewegung wies die Vorwürfe mit der Begründung zurück, die Beschuldigungen seien schon lange bekannt und bereits entkräftet worden.

Dieser Darstellung widerspricht von Teuffenbach jedoch: „Hätte es eine entsprechende Publikation gegeben, wären die Veröffentlichungen meinerseits nicht nötig gewesen.“ Da dies aber nach ihrem Kenntnisstand nicht geschehen sei, habe sie sich „gedrängt“ gesehen, „die Biografie des Gründers, dessen Kult das Schönstattwerk betreibt, um einige Elemente zu ergänzen“.

DT/mlu

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen. Kostenlos erhalten Sie die aktuelle Ausgabe

Themen & Autoren
Redaktion Bistum Trier KNA - Katholische Nachrichten Agentur Missbrauchsvorwürfe Pater Josef Kentenich Schönstatt-Bewegung Deutschland e.V.

Weitere Artikel

Er galt als einer der einflussreichsten US-Kirchenmänner, ehe er wegen sexuellen Missbrauchs aus dem Klerikerstand entlassen wurde: Theodore McCarrick starb im Alter von 94 Jahren.
05.04.2025, 11 Uhr
Meldung
Wer oder was steckt hinter den Debatten rund um den abberufenen Pfarrer im Bistum Passau? Ein Blick auf Hintergründe und Personen.
03.04.2025, 13 Uhr
Dorothea Schmidt

Kirche

Ein vom ZDF übertragener Queer-Gottesdienst in Münster feiert die Vielfalt und zeigt: Wo menschliche Selbstdeutung das Evangelium ersetzt, verfehlt die Liturgie ihren Sinn.
27.10.2025, 10 Uhr
Dorothea Schmidt
Zentrum des Wirkens der Mariendonker Benediktinerinnen ist die wissenschaftliche Arbeit über die Kirchenväter.
27.10.2025, 10 Uhr
Meldung
Kardinal Burke feiert die Alte Messe im Vatikan vor Rekordpublikum. Ein Zeichen, dass die Einschränkungen für die „außerordentliche Form“ des römischen Ritus bald Geschichte sind?
26.10.2025, 12 Uhr
Sebastian Ostritsch
Die einst lutherische St.-Johanneskirche im Bistum Stockholm ist nun katholisch. In Schwedens säkularer Hauptstadt erlebt man die Weltkirche im Kleinen.
25.10.2025, 15 Uhr
Oliver Gierens
Die heilige Schrift sollte das ganze Alltagsleben des Christen durchdringen, meinte der heilige Hieronymus.
26.10.2025, 15 Uhr
Christoph Münch