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Papst Franziskus: „Hören wir auf, solange noch Zeit ist!“

Papst und Religionsvertreter aus aller Welt rufen die Machthaber der Erde zu einem „radikalen Wandel“ und einer entschiedeneren Suche nach dem Frieden auf.
Religionsvertreter und Politiker bei Sant'Egidio
Foto: IMAGO/ (www.imago-images.de) | Vertreter zahlreicher Religionen riefen beim Friedenstreffen der Gemeinschaft Sant'Egidio zum Frieden auf.

Mit einem eindrücklichen Schlussakkord auf dem Vorplatz der Kathedrale Notre-Dame ging das 38. Internationale Friedenstreffen der Gemeinschaft Sant’Egidio am Dienstagabend zu Ende.  Katholiken und Orthodoxe, Anglikaner, Protestanten, Repräsentanten des Judentums, des Islam und der asiatischen Religionen aus Europa, Amerika, Afrika und Asien waren für drei Tage in der französischen Hauptstadt zusammengekommen, um gemeinsam in der Tradition des Weltgebetstags in Assisi von 1986 die friedensstiftende Kraft der Religionen zu demonstrieren. Zum Abschluss des Treffens verlasen und unterschrieben die Religionsvertreter einen eindringlichen Friedensappell an die Machthaber dieser Erde. 

Der jungen Generation nicht den Krieg hinterlassen

„Leider gewinnt die Resignation angesichts offener Konflikte, die in einen verheerenden Krieg auszuarten drohen, die Oberhand.“ In vielen Teilen der Welt sei Erinnerung an den Schrecken der Weltkriege des 20. Jahrhunderts verloren gegangen. „Wir laufen Gefahr, den jüngeren Generationen eine kriegerische Welt zu hinterlassen, die von Terrorismus und Gewalt geprägt ist“, so der Friedensappell, der im Anschluss an fünfzehn Kinder überreicht wurde, die die junge Generation symbolisierten. Mit dem Appell riefen die Teilnehmer des Friedenstreffens die Regierungen und Völker der Welt zu einem „radikalen Wandel“ auf, „um „nach den Wegen zum Frieden zu suchen, die existieren, obwohl sie von der Dunkelheit des Krieges verborgen sind“.

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Papst ruft zu Gebet für den Frieden auf

Anschließend lauschten die Anwesenden den Worten von Papst Franziskus, der eigens eine Grußbotschaft nach Paris geschickt hatte. „Wir müssen für den Frieden beten“, so der Heilige Vater über die Berufung aller Gläubigen, „heute die Brüderlichkeit unter den Völkern wachsen zu lassen“. Die Gefahr, dass sich die zahlreichen Konflikte gefährlich ausweiten, anstatt zu enden, sei mehr als konkret. „Ich mache mir den Schrei der vielen vom Krieg betroffenen Menschen zu eigen und richte ihn an die politischen Führer: Stoppt den Krieg! Stoppt die Kriege! Wir sind dabei, die Welt zu zerstören! Hören wir auf, solange noch Zeit ist!“

Religionen dürfen sich nicht instrumentalisieren lassen

Allzu oft seien Religionen in der Vergangenheit dazu benutzt worden, Konflikte und Kriege zu schüren, schreibt Papst Franziskus, eine Gefahr, die auch heute noch unmittelbar bevorstehe. „Wir müssen die Religionen von der Versuchung fernhalten, zu einem Werkzeug zu werden, das den Nationalismus, die Ethnizität und den Populismus schürt. Die Kriege werden immer intensiver. Wehe denen, die versuchen, Gott in die Kriege hineinzuziehen!“

Mit Bezug auf das diesjährige Friedenstreffen und sein Motto „Imagine Peace“ sieht der Heilige Vater es als dringende Aufgabe der Religionen, Visionen des Friedens zu fördern. „Als Männer und Frauen aus verschiedenen Kulturen und Glaubensrichtungen erleben Sie die Kraft und Schönheit der universellen Brüderlichkeit. Das ist die Vision, die die Welt heute braucht. Ich fordere Sie auf, weiterzumachen: Seien Sie Friedensstifter. Während so viele Menschen weiterhin Kriege führen, können wir alle für den Frieden arbeiten“, zeigt sich der Pontifex zuversichtlich: „Wir alle haben von Gott die Verantwortung erhalten, die Völker zur Brüderlichkeit und zum Frieden zu ermahnen und zu ermutigen.“ DT/fha

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