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Papst-Erlass zur „Alten Messe“ sorgt für Diskussionen

Mit seinem jüngsten Motu proprio schränkt der Papst Messfeiern nach dem überlieferten römischen Ritus erheblich ein. Dazu gibt es Zustimmung – aber auch deutliche Kritik.
Heilige Messe - Elevation der konsekrierten Hostie
Foto: Jozef Sedmak via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Nach Ansicht Hopings sei nun auch der Begriff „außerordentliche Form des römischen Ritus“ nicht mehr korrekt.

Das von Papst Franziskus am vergangenen Freitag erlassene Motu proprio Traditionis custodes (Hüter der Tradition), das Messfeiern nach der außerordentlichen Form der römischen Liturgie einschränkt, hat über das Wochenende für erhebliche Diskussionen gesorgt. 

Der Freiburger Dogmatiker und Liturgiewissenschaftler Helmut Hoping erklärte im Gespräch mit dem Internetportal „domradio.de“, Papst Franziskus hebe mit Traditionis custodes das vom emeritierten Papst Benedikt XVI. erlassene Motu proprio Summorum pontificum auf. „Franziskus hat die Unterscheidung zwischen zwei Formen des römischen Ritus, die Benedikt XVI. vorgenommen, als illegitim widerrufen. ,Summorum pontificum‘ ist tot.“

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Hoping: "Alte Messe" ins Museum verbannt

Franziskus dulde nur noch in sehr engen Grenzen die Feier der Messe nach dem Missale Romanum, dem Messbuch von 1962. Andere liturgische Bücher, die vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil promulgiert wurden, würden in Traditions custodes gar keine Erwähnung mehr finden, so Hoping. Zudem weist der Liturgiewissenschaftler auch darauf hin, dass die Schrifttexte des Messbuchs von 1962 ab sofort in der Feier der alten Messe nur noch in der Landessprache vorgetragen werden dürften.

Nach Ansicht Hopings sei nun auch der Begriff „außerordentliche Form des römischen Ritus“ nicht mehr korrekt. Zwar werde man den Begriff wohl umgangssprachlich weiter gebrauchen. Jedoch habe Franziskus dekretiert, dass es nur eine Form des römischen Ritus gebe. Damit behauptet er das genaue Gegenteil von Benedikt XVI., so Hoping. „Man könnte sagen, dass Franziskus die Feier der Messe des usus antiquior (älteren Gebrauchs) musealisiert, also ins Museum verbannt hat.“

Zustimmend zu Traditionis custodes äußerte sich der Liturgiewissenschaftler Martin Klöckener aus dem Schweizerischen Fribourg. In einem Beitrag für das Portal „kath.ch“ stellte Klöckener fest, mit dem Motu proprio setze Papst Franziskus bei der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils über das Bischofsamt an und führe dabei eine Linie fort, die bereits mehrfach an anderer Stelle in seinem Pontifikat deutlich geworden sei. Es gehe dem Papst darum, die Teilkirchen zu stärken und die Dezentralisierung der Kirche fortzusetzen. Wenn man die konziliare Ekklesiologie und die Lehre vom Bischofsamt ernst nehme, so Klöckener, müsse man die Entscheidung von Papst Franziskus als einen folgerichtigen, ja notwendigen Schritt bezeichnen.

Diskussionen auch in den USA

Nur der Bischof habe künftig darüber zu entscheiden, ob und inwieweit das vorkonziliare „Missale Romanum“ von 1962 in seinem Bistum unter bestimmten Bedingungen gebraucht werden dürfe. Von den anderen liturgischen Büchern werde, so Klöckner, erst gar nicht mehr gesprochen. Hierbei geht es um das Breviarium Romanum, das Rituale Romanum, in dem die Feiern der Sakramente und Sakramentalien unter der Leitung eines Priesters oder Diakons geregelt sind, sowie das Pontificale Romanum und das ergänzende Caeremoniale Episcoporum für Bischöfe. Der Papst wolle deren weiteren Gebrauch offenbar völlig unterbinden.

Auch in den USA sorgt der neue päpstliche Erlass für intensive Debatten. Mehrere Bischöfe meldeten sich kritisch zu Wort, darunter der Erzbischof von San Francisco, Salvatore Cordileone. Er werde die außerordentliche Form des römischen Ritus in seiner Erzdiözese weiter anbieten, erklärte er gegenüber der „Catholic News Agency“ (CNA), „als Antwort auf die legitimen Wünsche und Bedürfnisse der Gläubigen“. CNA zufolge planten zahlreiche Diözesen in den USA, die „Alte Messe“ wie geplant fortzuführen.  DT/pwi/mlu

Lesen Sie weitere Hintergründe zum Motu proprio Traditionis custodes in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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