Der inner-orthodoxe Streit um die Ukraine hat nicht nur Moskau und Konstantinopel entfremdet, sondern die weltweite Orthodoxie an den Rand der Spaltung geführt. Nun hat sich das Ehrenoberhaupt der Orthodoxie, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios, auf das nächste Minenfeld gewagt: Trotz des jahrzehntelangen Widerstands von Seiten der griechischen wie der serbischen Orthodoxie hat das Ökumenische Patriarchat die selbstständigen orthodoxen Strukturen in Mazedonien anerkannt.
Die "Wunde des Schismas" heilen
Am Montag beschloss der Heilige Synod des Ökumenischen Patriarchats unter dem Vorsitz von Patriarch Bartholomaios, die eucharistische Gemeinschaft mit der Hierarchie, dem Klerus und den Gläubigen unter dem in Skopje residierenden Stefan Veljanovski, dem Erzbischof von Ohrid und Mazedonien, aufzunehmen, um „die Wunde des Schismas zu heilen“, wie es in der offiziellen Erklärung heißt. Von „Autokephalie“, also einer Anerkennung als rechtlich selbstständiger Kirche, ist in dem Dokument allerdings keine Rede.
Als Zugeständnis an die serbische Orthodoxie heißt es in der Erklärung, das Ökumenische Patriarchat werde „die heiligste Kirche Serbiens kontaktieren, um die Verwaltungsangelegenheiten zwischen ihnen und der nordmazedonischen Kirche im Rahmen der kanonischen Ordnung und der kirchlichen Tradition zu regeln“. Auch an die griechische Orthodoxie machte man ein Zugeständnis: Der Name „Mazedonien“ wird nicht nur von der griechischen Politik für den Norden des eigenen Landes reklamiert, sondern umfasst auch orthodoxe Sensibilitäten. Darum wird die neu anerkannte Kirche sich künftig nicht mehr „Mazedonisch-Orthodoxe Kirche“ nennen, sondern als Kirche von Ohrid bezeichnen. DT/sba
Lesen Sie einen ausführlichen Hintergrund zum Kirchenstreit um Mazedonien in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".