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Können persönliche Gottesoffenbarungen die überlieferten ablösen?

In der katholischen Theologie wird heute oft davon gesprochen, dass persönliche Selbstmitteilungen Gottes die Offenbarungen Gottes in der Schrift ablösen. Der Dogmatiker Helmut Hoping wirft die Frage auf: Kann eine Glaubenslehre mit definitivem Wahrheitsanspruch sich ändern?
Göttliche Offenbarung
Foto: Swen Pförtner (dpa-Zentralbild) | Das kirchliche Lehramt stehe nicht über dem Wort Gottes, sondern diene ihm, meint Hoping.

Die Schrift interpretiert sich nicht selbst - deswegen hätten Theologen die Aufgabe, die Offenbarung Gottes für unsere Zeit zu erschließen. Diese Ansicht äußert der Freiburger Dogmatiker Helmut Hoping in einem Beitrag für die Tagespost. Gerade in der heutigen Zeit werde oft angenommen, die persönlichen Gottes-Erfahrungen könnten die Gottes-Offenbarungen der Bibel ablösen. „Wenn die Überzeugung, Gott habe sich in Jesus vollkommen offenbart aber einen unveränderlichen Wahrheitsanspruch behebt, dann muss das auch für die Glaubenslehre gelten“, so Hoping. 

Lehramt steht nicht über dem Wort Gottes

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Hoping zitiert in diesem Zusammenhang den Autor Michael Seewald, der in seinem Buch „Korrektur des Dogmatischen“ die Notwendigkeit beschreibe, „die Lehre der Kirche zu korrigieren, wo es nicht mehr gelingt, sie glaubhaft als Evangelium auszuweisen“.

Das kirchliche Lehramt stehe aber „nicht über dem Wort Gottes, sondern dient ihm“, wie es auch in „Dei Verbum“ heiße, einer der Schlüsseltexte des zweiten vatikanischen Konzils über die göttliche Offenbarung. Hoping sieht zwar eine Notwendigkeit einer Übersetzung des Dogmas, da -  wie auch in der Bibel - göttliche Wirklichkeit in begrenztem menschlichem Wort zur Sprache komme. Eine Übersetzung bedeute aber keine Umformulierung.  DT/vwe

Welches Defizit der katholischen Lehre laut Hoping zum Synodalen Weg geführt hat, erklärt Helmut Hoping in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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