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Entwendete "Pachamamas": Lebensrechtler Tschugguel bekennt sich

Seit Tagen sorgt ein Video für Aufmerksamkeit, in dem die umstrittenen Holzfiguren der Pachamama aus einer römischen Kirche entwendet und in den Tiber gestoßen werden. Nun bekennt sich der österreichische Lebensrechts-Aktivist Alexander Tschugguel zu der Aktion.
Petersdom und Tiber
Foto: fotolia.de | Kardinäle und Bischöfe, wie etwa Gerhard Müller und Rudolf Voderholzer, hatten das Aufstelen der Figuren kritisiert. Im Bild der Tiber in Rom, wo Alexaner Tschugguel die "Pachamamas" versenkt hatte.

Der österreichische katholische Lebens- und Familienrechtsaktivist Alexander Tschugguel bekennt sich dazu, am 21. Oktober fünf indigene Holzfiguren aus der Kirche von Santa Maria in Traspontina entwendetet und im Tiber versenkt zu haben. Die Aktion wurde in einem auf YouTube veröffentlichten Video dokumentiert und sorgte international in den Medien für Aufsehen.

„Hallo. Mein Name ist Alexander Tschugguel und ich bin der Kerl, der die Pachamama-Idole in den Tiber geworfen hat“, beginnt ein am Montagmorgen veröffentlichtes fünfminütiges YouTube-Video in englischer Sprache.

Aufstellung der Figuren verstößt gegen das erste Gebot

Tschugguel erklärt, in der Kirche, in der die sogenannten „Pachamama“-Figuren standen, hätten ihm freiwillige Helfer erzählt, es handele sich um Symbole für Fruchtbarkeit, Mutter Erde und „integrale Ökologie“. „Als ich mit ihnen etwas länger sprach, erzählten sie mir, dass die Synode sich nicht um Religion, sondern um Politik drehe.“ Auf die Frage, ob denn die Amazonasbewohner getauft würden, antworteten ihm die Zuständigen weiter, dass dies „nicht Teil ihrer Kultur“ sei.

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Er sei zu dem Schluss gekommen, dass die Aufstellung der Pachamama-Figuren gegen das erste Gebot verstoße. „Und dann sah ich das Video, wie sie sich vor diesen Kultbildern in den Vatikanischen Gärten niederwarfen.“ Zurück in Österreich sei dann die Idee gereift, zusammen mit Freunden nach Rom zurückzukehren und die Statuen aus der Kirche zu entfernen.

"Pachamamas" schon vor Versenkung umstritten

Bereits vor ihrer Versenkung im Tiber waren die „Pachamamas“ ein umstrittenes Thema gewesen. Gerüchte, es handele sich um Darstellungen der Jungfrau Maria, wurden von offizieller Stelle dementiert. Paolo Ruffini, der Präfekt des vatikanischen Kommunikationsdikasteriums, hatte mit seiner Aussage, dass die Darstellungen nackter schwangerer Frauen „weder heidnisch noch heilig“ seien und „das Leben“ repräsentierten, für Spekulationen gesorgt.

 

Ruffini verurteilte die Aktion als „Diebstahl“, der dem „Geist des Dialogs“ widerspreche. Die Initiative „Amazonia casa comun“ (Gemeinsames Haus Amazonien) sprach von einem „Akt der Gewalt“ und unterstellte diesem „Intoleranz und Rassismus“. Nach der Bergung der Figuren bat Papst Franziskus öffentlich um Verzeihung bei allen Personen „die von dieser Geste beleidigt wurden“. Zu einer Aufstellung der heidnischen Kultgegenstände im Zuge der Abschlussmesse kam es jedoch – entgegen vorheriger Überlegungen – nicht.

Welle der Solidarität im Netz

Dem stand eine Welle der Solidarität im Netz entgegen. Karikaturen, Zusammenschnitte und Memes beherrschten die katholische Öffentlichkeit tagelang. Tschugguel erzählt von großem Beistand durch Gebete und Rosenkränze. Die Zustimmung beschränkte sich dabei nicht nur auf das Lager der Laien. Kardinal Gerhard Müller kritisierte die Aufstellung der Figuren, die „nichts mit authentischer Inkulturation“ zu tun hätten und nannte die Riten in den Vatikanischen Gärten einen „schweren Missbrauch“. Der Regensburger Bischöfe Rudolf Vorderholzer äußerte sich ähnlich kritisch: Bonifatius habe die Donar-Eiche „nicht umtanzt und nicht umarmt, sondern er hat sie gefällt“.

Bischöfe Athanasius Schneider warnte in einem Brief davor, dass „Synkretismus und Heidentum wie Gift in die Venen des Mystischen Leibes Christi“ einträten und lobte den „ruhmenswürdigen Akt einiger mutiger christlicher Ehrenmänner“, der in die Kirchengeschichte als „heroische Tat“ eingehen würde. Nicht als Diebstahl, sondern als „zeichenhaftes Tun“ wertete indes Kardinal Walter Brandmüller die Aktion. „Die beiden mutigen ‚Makkabäer‘, die den ‚Gräuel der Verwüstung an heiliger Stätte‘ abgeräumt haben, sind die Propheten von heute. Weltlich gesprochen, meine ich, müssten da doch die Champagnerkorken knallen!“, so Brandmüller weiter.

"Jeder sah plötzlich, was bei dieser
Synode geschah, und man begann sich
darüber zu informieren, was
diese Pachamamas eigentlich sind"
Alexander Tschugguel, Lebensrechts-Aktivist

Die neuen „Makkabäer“ hätten – so Tschugguel weiter – einige Zeit gebraucht, um den „großen Erfolg“ ihrer Aktion zu begreifen. „Jeder sah plötzlich, was bei dieser Synode geschah, und man begann sich darüber zu informieren, was diese Pachamamas eigentlich sind.“ Deshalb hätten sie entschieden, nicht anonym zu bleiben, sondern nach der Amazonas-Synode an die Öffentlichkeit zu treten. „Ich will nicht, dass sie [die Leute, Anm. d. Red.] denken, dass dies eine feige Aktion gewesen sei. Wir sind nicht früher an die Öffentlichkeit gegangen, weil wir wollten, dass die Aktion selbst der Hauptpunkt der Diskussion ist.“ Man wolle zeigen, dass es Laien gebe, die diese Zustände nicht mehr länger akzeptierten. Das Video endet mit der Ankündigung eines Folgevideos „in den nächsten paar Stunden oder Tagen“, das die angesprochenen Hintergründe genauer beleuchten werde.

Im Mai geriet Tschugguel in die Schlagzeilen, als Linksradikale seinen Vortrag an der Universität Bonn verhinderten. Tschugguel organisiert auch den Marsch für das Leben Österreich.

DT/mga

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