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Churer Ex-Bistumssprecher Gracia tritt aus Landeskirche aus

Er wolle ein System, das gegen die Trennung von Kirche und Staat verstößt, nicht länger unterstützen, begründet Giuseppe Gracia seinen Austritt aus der Schweizer Landeskirche. Um einen Austritt aus der Kirche handelt es sich aber nicht.
Giuseppe Gracia, Publizist und Schriftsteller
Foto: Thomas Buchwalder | Gracia, der auch als Publizist und Schriftsteller arbeitet, betonte in einer Presseerklärung ausdrücklich, dass es sich bei seinem Schritt nicht um einen Austritt aus der Kirche handele.

Der ehemalige Sprecher des Schweizer Bistums Chur, Giuseppe Gracia, ist aus der Schweizer römisch-katholischen Landeskirche ausgetreten. Der 54-Jährige begründete die Entscheidung mit Verweis auf seine „liberalen Grundwerte“, zu denen die Trennung von Kirche und Staat gehöre. Seit Jahren, so Gracia, habe er öffentlich das Schweizer Staatskirchentum kritisiert, „eine Vermischung von Staat und Kirche u.a. zum Zweck der Einnahmen von Steuern. Ein System, das gegen die Trennung von Kirche und Staat verstößt und ich nicht länger mittragen will“.

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Steuergeld unabhängig von Bischöfen verwaltet

Gracia, der auch als Publizist und Schriftsteller arbeitet, betonte in einer Presseerklärung ausdrücklich, dass es sich bei seinem Schritt nicht um einen Austritt aus der Kirche handele, sondern nur um das Ende seiner Mitgliedschaft in der staatlichen Körperschaft, die sich in der Schweiz Landeskirche nennt, und unabhängig von den Bischöfen das Steuergeld verwalte.

Auf die Frage dieser Zeitung, worin sich der Unterschied zum deutschen System manifestiere, antwortete Gracia, dass die Landeskirchen als staatlich geschaffene Körperschaften autonom von den Bischöfen seien, Steuergeld autonom verwalteten und auch unabhängig von den Bischöfen Personal einstellen und Verträge abschließen könnten. „Außerdem ist der Unterschied, dass man aus diesen Körperschaften gemäß Bundesgericht austreten kann, ohne deswegen aus der eigentlichen Kirche auszutreten.“

Wunsch nach Austritt bereits länger gehegt

Schon in seiner Zeit als Medienverantwortlicher im Bistum Chur habe er den Wunsch nach dem Austritt aus der Landeskirche gehegt, erklärte Gracia weiter. „Obwohl mein Lohn nicht aus Kirchensteuergeldern stammte und der Austritt damit nicht im Widerspruch zu meinen Grundwerten gestanden wäre, habe ich darauf verzichtet, um dem Bischof keine zusätzliche öffentliche Unruhe zu bescheren.“ Seit seinem Weggang aus dem Bistum Chur sei er jedoch frei. Er betrachte sich weiter als Katholik, „verbunden mit der eigentlichen, sakramentalen, römisch-katholischen Kirche“.  DT/mlu

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