In der Türkei könnte es bis zu eine Million Kryptochristen geben. Das war eines der Themen auf der diesjährigen Jahrestagung der Initiative Christlicher Orient (ICO) in Salzburg. Beim Völkermord an den Christen 1915 mussten zahlreiche im Osmanischen Reich lebende Armenier, syrisch-orthodoxe und griechisch-orthodoxe Christen - vornehmlich Kinder und Frauen - zwangsweise zum Islam konvertieren. Manche konvertierten, um nicht ermordet zu werden. Vielfach wussten die Kinder und Kindeskinder der "Konvertiten" nichts von ihrer Herkunft, in anderen Familien wurde das Geheimnis streng gehütet und christliche Traditionen weiter heimlich gepflegt.
Immer mehr Nachkommen suchen nach ihrer Identität
Nun würden sich immer mehr Nachkommen dieser "Konvertiten" auf die Suche nach ihrer Identität machen, wie der aus Istanbul stammende armenisch-deutsche Theologe Hacik Rafi Gazer anmerkte. Gazer ist Professor für "Geschichte und Theologie des Christlichen Ostens" an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Wie die Salzburger Armenien-Expertin Jasmin Dum-Tragut ergänzte, könnte es zudem in Deutschland bis zu 300 000 Krypto-Armenier geben, in Österreich zumindest einige hundert. Viele jener Muslime, die derzeit zum Christentum konvertieren, würden sich aus jenen Gruppen speisen.
DT/KAP/sba
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