Kinder mögen Könige. Die Märchen und die Geschichtenbücher sind voll von ihnen und von den Prinzessinnen. Die Lesungen des Christkönigssonntags sprechen jedoch nicht von solchen romantischen Figuren, die Kinderherzen höherschlagen lassen. Vielmehr geht es um den Kern christlicher Existenz und Weltdeutung. Dabei wird deutlich, dass es im Kontext des Glaubens nicht unproblematisch ist, von Königen zu sprechen. David ist im Alten Bund noch der Statthalter Gottes. Aber bereits er erhält von Gott ein Gegenüber: den Propheten, der ihn mahnt, wenn er vom rechten Weg abweicht.
Auch wenn Volk und Glaubensgemeinschaft noch eine Einheit bilden, entsteht mit dem Propheten und dem König bereits jene Doppelung, die dann im Neuen Bund gilt: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Denn das Reich Jesu ist nicht von dieser Welt. Der „König der Juden“, wie er von den Römern verspottet wird, will nicht im diesseitigen Sinn der Beherrscher der Welt sein, sondern er stirbt wehrlos am Kreuz und verweist auf ein Reich, das jenseits dieser Welt und Zeit liegt.
Jesus Christus ist kein Weltverbesserer
Weder von den Königen der Märchenbücher noch von den Königen des Mittelalters und schon gar nicht von deren Überbleibseln der Gegenwart, die sich mit Glanz und Glamour schmücken, muss man ausgehen, sondern von Jesus Christus, wie er uns in den Evangelien begegnet, wenn man verstehen will, was sein Königtum bedeutet. Zwei Punkte sind heute besonders bedeutsam.
Bei aller Sorge für den Planeten, bei allem Bemühen, Gerechtigkeit und Frieden zu schaffen, darf nicht vergessen werden, dass Jesus Christus nicht ein Weltverbesserer ist. Seine Botschaft ist diejenige, die er dem verkündet, der mit ihm an einem Kreuz leidet: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. Die Jünger Jesu dürfen weder die Kirche noch das Evangelium verendlichen zu einer Weltverbesserungslehre. Die Auswirkung des Christseins auf die vergängliche Welt ist eine indirekte: Je mehr die Getauften das ewige Heil in Gott suchen, umso mehr werden sie auch in dieser Welt seiner frohen Botschaft nachleben. Das macht sie besser, aber dies ist kein Selbstzweck.
Durch die Anerkenntnis Jesu, dass es einen Kaiser gibt, sagt er uns, dass es auf dieser Welt nicht darum geht, im politischen Sinn eine Herrschaft zu errichten. Ein christliches Kalifat ist nicht das Ziel. Sondern Gott will, dass die Christen die Schöpfung in ihrer Autonomie respektieren und zugleich versuchen, sie gemäß seinem Wort und seinen Geboten zu ordnen. Christus, der König, ruft die Christen nicht zur Verkirchlichung, sondern zur Verchristlichung der Welt auf, so lange, bis deren Gestalt vergeht.
2 Samuel 5, 1–3
Kolosser 1, 12–20
Lukas 23, 35b–43
Zu den Lesungen des Christkönigssonntags 2025 (Lesejahr C)
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