Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Unterwegs in der Ewigen Stadt

Zwei Stunden Schlaf und ein Salve Regina

Die Nacht vor dem Requiem für Franziskus ist kurz – und ein Fest der Jugend für Carlo Acutis und den verstorbenen Papst. Teil III unseres Rom-Reisetagebuchs.
Requiem für Papst Franziskus, Via della Conciliazione,
Foto: IMAGO/Gennaro Leonardi (www.imago-images.de) | Wer näher heranwollte als der Fotograf dieses Bildes, musste am besten schon nachts kommen und anstehen: Blick aus der Via della Conciliazione auf den Petersplatz beim Requiem für Papst Franziskus.

Zwei bis drei Stunden Schlaf – mehr war nicht drin in der Nacht vor dem Requiem für Papst Franziskus. Abfahrt ist um kurz nach zwei Uhr am Morgen bei knackigen zehn Grad. Hinter der Engelsburg: Menschen, die auf Isomatten auf den Einlass warten – seit Stunden. Gegen die Kälte und das lange Stehen helfen Gebet und natürlich Singen. Als hätte ich es laut ausgesprochen, eröffnet ein Mann das Rosenkranzgebet, dem ich folge. Auch das „Salve Regina“ wird angestimmt und lässt die Stimme warmlaufen für die Gesänge auf dem Petersplatz.

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Gegen halb sieben ist es dann so weit: Hebt euch ihr Tore!, oder vielmehr: Carabinieri und Freiwillige lassen die Menschen nach der Kontrolle auf die Via della Conciliazione, wobei die meisten die Beine in die Hand nehmen, um dem Papst so nahe wie möglich zu sein. Für mich reicht es nach langem Drängeln für den Platz vor dem Obelisken, der sich schnell mit Menschen füllt – darunter viele Jugendliche. Deutsch als Sprache höre ich nicht, kann mich aber mit meinem wenigen Italienisch gut durchschlagen. Mehrmals brandet Applaus während der Predigt von Kardinaldekan Giovanni Battista Re auf, bevor die geistlichen Würdenträger des byzantinischen Ritus dem Papst ihre Aufwartung machen – die Gesänge und das Ritual bewegen mich ebenso sehr wie die vielen Jugendlichen auf dem Petersplatz. Ein letztes Mal wenden die Männer den Sarg in Richtung der Gläubigen, die den Bischof von Rom traditionell mit Applaus verabschieden – hier auf dem Petersplatz und später auch auf seinem Weg nach Santa Maria Maggiore.

Als würden sich alle mit einem Lächeln entgegengehen

Nach dem Requiem sehe ich eine Gruppe mit bayerischer Flagge. Tun sie nur so oder kommen die Jugendlichen samt Priester tatsächlich aus Deutschland? Mit im Schlepptau und hoch erhoben: Fahnen mit dem Gesicht des seligen Carlo Acutis. Es sind Mitglieder der Freundeskreises Carlo Acutis in Deutschland. Mit 76 überwiegend jungen Personen sei man in die Ewige Stadt gereist, sagt mir der Legionär Christi Leonhard Maier. Viele der Jungs und Mädchen sind zum ersten Mal in Rom und sichtlich beeindruckt von den Kirchen und der Atmosphäre in der Stadt. „Durch die Kirchen hier wird Gott die Ehre gegeben“, sagt der 14-jährige Leandro, der auch beim Requiem mit dabei war und mit der Gruppe auf dem Weg zur Porta Santa von Sankt Peter ist. Die Gruppe ist aus Köln angereist und werde durch den seligen Carlo Acutis ermutigt und zusammengehalten. Das Vorbild wollen die Jungs und Mädchen nachahmen – auch im Alltag, wenn es mit dem Bus wieder Richtung Heimat geht.

Für mich geht es nicht in Richtung Heimat, sondern auf die Piazza Navona, wo weiteres Kirchen-Hopping angesagt ist auf der Suche nach einer heiligen Messe. Überall, wo ich hinsehe, sehe ich Jugendgruppen Eis essen, singen und im Kreis sitzen. Die Stadt kommt mir perfekt organisiert vor, die Carabinieri bleiben cool, wenn sie ein Deutscher in gebrochenem Italienisch nach dem Weg zum Campo dei Fiori fragt, und mir scheint es, als würden sich alle in Rom mit einem Lächeln entgegengehen. Die heilige Mese finde ich am Abend in der Kirche des heiligen Filippo Neri – nur mit einem Unterschied: Es ist eine Brautmesse. Meine Kleidung, sichtlich gezeichnet von mehreren Stunden des Wartens und Stehens auch in der Sonne, trifft auf Smokings und Fracks.

Was mir von diesem Tag in Erinnerung bleibt? Dass die Vorsehung immer für einen sorgt und wenn sie es nicht tut, hat das auch seinen tieferen Sinn. Ob es die Kölner Gruppe ist, mit der ich vor der Engelsburg über Carlo Acutis ins Gespräch komme, oder ob es die vielen freudigen, aber auch erschöpften Gesichter der jungen Menschen sind, die mir entgegenkommen: Der Glaube an Jesus Christus vereint und ich spüre tief im Herzen, wie schön es ist, katholisch zu sein.

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