Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Unterwegs in der Ewigen Stadt

Heilige Pforten und alte Bekannte

Ein verstorbener Papst hält die Jugend nicht davon ab, ihr Jubiläum im Heiligen Jahr zu begehen. Teil II unseres Rom-Reisetagebuchs.
Franziskus-Grab in Santa Maria Maggiore
Foto: IMAGO/ABACA (www.imago-images.de) | In der Mutter aller Marienkirchen, Santa Maria Maggiore, gibt es nicht nur eine heilige Pforte, sondern seit gestern auch das Grab von Papst Franziskus zu besuchen.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man Bekannte in genau derselben Schlange vor Santa Maria Maggiore trifft, während man für die Heilige Pforte ansteht? Sehr gering. Doch ich greife vor, denn zunächst stand das Durchschreiten der Heiligen Pforte in Sankt Paul vor den Mauern an –  aber nicht allein. Bei unserer Ankunft belagern Scharen von Jugendlichen aus aller Welt – Deutsch höre ich nicht – den Platz vor der Basilika und drumherum.

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Hier in Rom fallen mir besonders die Priester auf: Meist jung, halten sie Katechesen vor den im Kreis sitzenden Jungs und Mädchen, tragen wie selbstverständlich Soutane und trotzen den Menschenaufläufen. So voll habe ich Sankt Paul vor den Mauern von innen noch nie gesehen – passt man nicht auf, könnte man in der schieren Masse von Franzosen, Spanieren und Amerikanern verlorengehen. Zu den Klängen einer heiligen Messe in der Apsis der Basilika bespielen gefühlt tausende Jugendliche die Fläche dieser riesigen Kirche.

Ein Wiedersehen mit Pier Giorgio Frassati

Wieder ist das Wetter an diesem Tag vielversprechend gut und am Ende werden in der Handy-App 18.000 Schritte stehen. Doch bis es so weit ist, nehmen wir die vierte Heilige Pforte in der Mutter aller Marienkirchen mit: Santa Maria Maggiore. Dort treffe ich ein befreundetes Ehepaar aus München, das ich in meiner Zeit in der Gemeinschaft Cenacolo kennengelernt habe. Zufall? Wohl eher nicht. Vorsehung? Oh ja! Gemeinsam durchschreiten wir die Heilige Pforte und ich bleibe voll Ehrfurcht vor der Figur der „Regina pacis“ stehen. Dankbar im Gebet für die Anliegen von Freunden und Familie geht es weiter zum Trevi-Brunnen, denn wenn man schon Pilger der Hoffnung ist, dann sollte man auch alle touristischen Hotspots mitnehmen.

Ein weiterer ist die Kirche Santa Maria Sopra Minerva. Wer mir dort neben der heiligen Katharina von Siena dort begegnet, ist die erhabene Figur des Auferstandenen von Michelangelo und ein alter Bekannter: Pier Giorgio Frassati, der Kraft seines tiefen Glaubens – er ist 1925 gestorben und wird am 3. August heiliggesprochen – seinen eigenen Todestag als schönsten Tag seines Lebens bezeichnet hatte. Mehr Überzeugung und Wissen über Gott und seine grenzenlose Liebe gibt es nicht, oder?

Gott erhält seine Kirche

In Erinnerung an die wohl bewegendste Geste von Papst Franziskus – dem einsamen Segen Urbi et Orbi 2020 – besuchen wir das Pestkreuz in der Kirche San Marcello. Wie der Papst verehren wir das Kreuz und sehen mit Staunen auf die Schätze der Kirchen Roms. Diese Ewige Stadt ist wirklich eine Reise und ihre Sehenswürdigkeiten jede Entfernung wert. Bevor wir den Höhepunkt des Tages begehen, den gemeinsamen Rosenkranz vor Santa Maria Maggiore, lassen wir uns die Ketten des heiligen Petrus in der Kirche San Pietro in Vincolo nicht entgehen – so denkt auch eine große Gruppe Pfadfinderinnen aus Sizilien, die uns begleitet.

Die Ketten, mit denen der heilige Petrus gefesselt war, sind das eine, die überlebensgroße Figur des Mose aus der Hand Michelangelos das andere – wirklich faszinierend und immer wieder schön, wie die Talente Gottes im Menschen zur Entfaltung gelangen und Frucht bringen. Die Frucht des Gebets vor Santa Maria Maggiore ist für mich die Gewissheit, dass Gott seine Kirche erhält, ihr Jugend schenkt und die Menschen um sich versammelt, auch wenn der Grund der Tod des Obersten Hirten ist, dessen Requiem nun ansteht.

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Matthias Chrobok Heilige Papst Franziskus Päpste Simon Petrus

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