Der Donnerstag beginnt wie immer früh. Die jugendlichen Pilger holen sich ihr Frühstück ab, bevor es mit dem Bus losgeht. Ziel: der Petersplatz im Herzen Roms, der Ewigen Stadt. Es liegt eine gespannte Erwartung in der Luft, heute steht ein Höhepunkt der Pilgerreise an.
Eigentlich wäre auch um 10 Uhr eine Katechese in der Kirche für deutschsprachige Pilger, Santa Maria dell'Anima, im Programm der Jugend 2000 angeboten gewesen, doch stattdessen fällt die Entscheidung, die Gelegenheit zu nutzen, den Petersdom zu besuchen. Die Kirche ist an diesem Tag besonders gut besucht: Rund 20 Minuten beträgt die Wartezeit am Eingang, und im Inneren herrscht dichtes Gedränge, überall stehen Menschen.
Wer es hineinschafft, erlebt den monumentalen Bau in seiner ganzen Fülle. Auf den Fundamenten einer konstantinischen Basilika aus dem 4. Jahrhundert errichtet, erhebt sich heute ein Bauwerk, das durch die bedeutendsten Künstler Europas geprägt wurde. Michelangelo entwarf die mächtige Kuppel, Bernini schuf Kolonnaden, Baldachin und die Cathedra. In der Confessio unter dem Hochaltar befindet sich das vermutete Grab des Apostels Petrus, beleuchtet von 86 ewigen Lampen.
Zentrum der Weltkirche
Viele verweilen vor der bronzenen Petrusstatue, deren rechter Fuß vom Berühren glänzt, oder entdecken die Grabstätten der Päpste, von Pius XII. bis Johannes Paul II. Auch die berühmte Pietà von Michelangelo zieht die Blicke auf sich. Unter der Kuppel erhebt sich der Baldachin über dem Papstaltar, 29 Meter hoch und aus Bronze gefertigt. Besonders eindrucksvoll: das Lichtspiel in der Apsis, wo sich die Cathedra Petri befindet, umrahmt von goldenen Wolken und Engeln, in der Mitte ein Fenster mit dem Heiligen Geist in Taubengestalt.
Wer durch das Hauptschiff geht, entdeckt auf dem Boden die Namen anderer großer Kirchen der Welt mit ihren Längen, eine Erinnerung daran, dass der Petersdom mit 211 Metern die größte Kirche der Christenheit ist. Inmitten von Marmor, Gold und Geschichte erleben viele einen Moment der Stille, an jenem Ort, an dem ein einfacher Fischer begraben liegt und das Zentrum der Weltkirche entstand.
Am Nachmittag folgt freie Zeit zur Erkundung Roms. Viele machen sich auf zur Basilika Santa Maria Maggiore, einer der sieben Pilgerkirchen der Stadt. Doch um 15.20 Uhr erfolgt eine Warnung per WhatsApp: „Wartezeit für Santa Maria Maggiore ist über eine Stunde aktuell, das lohnt sich im Moment nicht.“ Andere nutzen die Zeit, um Kirchen, Plätze oder Cafés in der Nähe des Vatikans aufzusuchen.
Ein Ort voller Leben
Am Abend folgt schließlich ein besonderer Höhepunkt: Nach der Heiligen Messe beginnt das Nightfever mit Weihbischof Florian Wörner in der Kirche Santa Maria dell’Anima – mit Anbetung, Musik, Gebet und Beichtgelegenheit. Die Kirche liegt westlich des belebten Piazza Navona, in einer engen Straße voller Restaurants, Hotels und Geschäfte. Autos, Roller und Passanten drängen sich hupend und rufend durch die Gasse, ein Ort voller Leben. Und genau hier steht die Tür offen. Jugendliche aus dem Missionsteam der Jugend 2000 stehen vor der Kirche, um Passanten mit Teelichtern und kleinen Flyern einzuladen, einen Moment der Stille und des Lichts zu erleben.
Die Vorderseite der Flyer zeigt ein Bild des nächtlichen Roms mit der Kuppel des Petersdoms, darüber die Worte: „Invitation to Adoration“ (dt.: „Einladung zur Anbetung“). Auf der Rückseite heißt es: „Nightfever – Open Church and spend a moment in quiet prayer and adoration. You are a sign of hope – Christ wants to shine through you. In your silence, your prayer, your presence. He brings hope into this world.“ (dt.: „Nightfever – Offene Kirche. Verweile einen Moment im stillen Gebet und in der Anbetung. Du bist ein Hoffnungszeichen – Christus möchte durch dich leuchten. In deinem Schweigen, deinem Gebet, deiner Gegenwart bringt er Hoffnung in diese Welt.“)
2000 Menschen finden den Weg in die Kirche
Wer sich auf die Einladung einlässt, wird im Eingangsbereich vom Empfangsteam freundlich begrüßt. Dort können Besucher Kerzen entzünden und vor dem Altarraum abstellen, Bibelverse ziehen, das Sakrament der Beichte empfangen oder Gebetsanliegen aufschreiben. Die Kirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Rund 2000 Menschen fanden im Lauf des Abends den Weg in die Kirche. Alle 600 vorbereiteten Kerzen werden verteilt, sodass für Nachschub gesorgt werden muss.
Viele Besucher setzen oder knien sich auf den Boden, verweilen still oder lassen sich von der Musik tragen. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen – unter den Gästen sind auch viele internationale Pilger, etwa aus Spanien. Nightfever wird so zu einem Ort der Sammlung mitten in der Großstadt – schlicht, offen, leuchtend. Ein Raum, in dem aus Hunderten Kerzen ein Lichtermeer wurde.
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