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Die unendliche Geschichte

Papst Franziskus verlängert die Weltsynode um ein Jahr: Offene Fragen bleiben weiter offen.
Papst Franziskus verlängert die Weltsynode um ein Jahr
Foto: Alessandra Tarantino (AP) | Franziskus will, dass die Ergebnisse der Synode in Rom im Oktober 2023 wieder an die Basis, zum gläubigen Volk Gottes gelangen und dort reflektiert werden.

Die Nachricht aus Rom, dass Papst Franziskus spontan entschieden hat, die laufende Weltsynode um ein Jahr zu verlängern und erst 2024 enden zu lassen, scheint das Synodensekretariat überrollt zu haben. Zu gegebener Zeit und nach einigen Beratungen werde man sich öffentlich zu diesem Entschluss äußern.

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Wieder einmal muss man zur Kenntnis nehmen, dass Franziskus alleine „regiert“, wie ein Jesuitengeneral, der zwar mit vielen spricht und viele hört, dann aber alleine die Richtung vorgibt. Im Vatikan war man über seinen jüngsten Einfall überrascht. Die Synodalität, das Hören und der Dialog, sollen der Kirche als Thema erhalten bleiben. Anders als beim Synodalen Weg in Deutschland geht es bei dem synodalen Weltprozess nicht um eine konkrete Agenda oder ein bestimmtes Thema, an denen sich die Bischöfe abarbeiten sollen. Es geht um Partizipation der Gläubigen, um die Teilhabe der Basis, die die Mission beflügeln soll. Anders als der Synodale Weg hat die Weltsynoden nicht im Voraus die inhaltlichen Ziele definiert, die am Ende des Wegs herauskommen sollen.

Am Horizont das Heilige Jahr 2025

Franziskus will, dass die Ergebnisse der Synode in Rom im Oktober 2023 wieder an die Basis, zum gläubigen Volk Gottes gelangen und dort reflektiert werden. Dazu braucht es dann wahrscheinlich eine zweite Bischofssynode in Rom, die im Oktober 2024 stattfinden könnte. Von dort ist der Übergang zum Jahr 2025 nicht mehr weit, wenn ein Heiliges Jahr auf die katholische Kirche wartet. Der Papst bleibt seiner Devise treu, Prozesse anzustoßen und Steine ins Wasser zu werfen, damit sie Kreise ziehen. 

Verbindliche Klärungen bleiben aus

Es ist also nicht zu erwarten, dass der Weltepiskopat in Gemeinschaft mit dem Papst in den kommenden drei Jahren Fragen im Sinne einer verbindlichen Klärung abarbeitet, die einfach jetzt schon auf der Agenda stehen. Die Stellung der Frau in der Kirche und der Umgang mit der Homosexualität gehören zweifelsfrei dazu. Da gehen inzwischen immer mehr Ortskirchen dazu über, selber und in der Praxis zu entscheiden, was sie für richtig halten. 

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