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Das Gewissen der Welt

Wie seine Vorgänger ist auch Papst Leo XIV. ein mutiger Mahner zum Frieden. Wie der Heilige Johannes Paul II. spricht er dabei präzise und konkret.
Papst Leo XIV. beim Regina Caeli
Foto: IMAGO/Maria Grazia Picciarella (www.imago-images.de) | Mit seiner ersten „Regina Caeli“-Ansprache ist klar, dass Papst Leo XIV. wie seine Vorgänger ein Friedensmahner sein will und wird.

Spätestens seit Sonntagmittag gibt es keinen Zweifel mehr: Leo XIV. wird ein politischer Papst sein. Dass er bei der Namenswahl vor allem an Papst Leo XIII. dachte, der die soziale Frage aus christlicher Sicht thematisierte, um sie nicht den atheistischen Hassern und Hetzern zu überlassen, war bereits eine Andeutung in dieser Richtung. Und auch der erste Leo unter den Petrusnachfolgern, Leo der Große, war ein ausgesprochen politischer Papst, zog er doch im Jahr 452 dem Hunnenkönig Attila entgegen und warb bei Manuta so erfolgreich dafür, Rom zu verschonen, dass sich in Rom die Legende breit machte, dem Hunnenführer seien Petrus und Paulus mit Schwertern bewaffnet am Himmel erschienen.

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Wie Leo der Große und Leo XIII. sieht sich auch Papst Leo XIV. in eine Zeit gestellt, die politisch extrem bedrohlich, weltanschaulich verwirrt und theologisch überaus konfus ist. Umso wichtiger werden Klarheit, Standfestigkeit und Wegweisung durch den Papst sein. Leo I. gelang das, nicht nur indem er Attila stoppte, sondern auch durch die klare Abgrenzung zum Pelagianismus. Und ebenso Leo XIII. durch insgesamt 86 Enzykliken, die nicht nur der Soziallehre, sondern auch der weltkirchlichen Mission und der katholischen Frömmigkeit starke Impulse gaben.

Echter, gerechter und dauerhafter Frieden

Mit seiner ersten „Regina Caeli“-Ansprache ist klar, dass Papst Leo XIV. wie seine Vorgänger ein Friedensmahner sein will und wird: Seit Benedikt XV., der das sinnlose Völkermorden des Ersten Weltkriegs stoppen wollte, sind die Päpste stets leidenschaftliche Mahner zum Frieden gewesen. Ähnlich wie Papst Johannes Paul II. es – im Falklandkonflikt, in den Kriegen in Südosteuropa und Nahost – tat, wurde Leo XIV. am Sonntag ganz konkret: Er mahnte nicht allgemein zum Frieden, sondern forderte für die Ukraine einen „echten, gerechten und dauerhaften Frieden“, verlangte die Freilassung der Kriegsgefangenen und die Rückführung der von Russland entführten ukrainischen Kinder zu ihren eigenen Familien.

Auch den Nahostkonflikt – aus katholischer Sicht mehrfach heikel – thematisierte Leo XIV. knapp und präzise, indem er eine sofortige Waffenruhe, humanitäre Hilfe für die notleidende Bevölkerung und die Freilassung aller Geiseln forderte. Und auch den gerade noch einmal deeskalierten Konflikt zwischen den asiatischen Atommächten Indien und Pakistan hat der Papst fest im Blick: Er begrüßte den Waffenstillstand und forderte eine dauerhafte Einigung auf der Grundlage von Verhandlungen.

Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit

Kein Zweifel: Papst Leo XIV. wird einer von Chaos, nationalem Egoismus und neuaufflammenden Konflikten geprägten Weltpolitik mit deutlichen, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit anmahnenden Worten entgegentreten. Nicht nur die Katholiken weltweit, sondern alle Menschen dürfen auf einen Papst blicken, der bereit und in der Lage ist, Orientierung zu geben. Leo XIV. könnte in einer vielfach gewissenlosen politischen Epoche zum Gewissen der Welt werden.

 

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Stephan Baier Der neue Papst: Leo XIV. Johannes Paul II. Katholikinnen und Katholiken Kriegsgefangene Leo I. Leo XIV. Robert F. Prevost Waffenruhen

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