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Synodaler Weg stimmt für Diakonat der Frau und Präambeltext

Nach intensiven Diskussionen und der Annahme eines bischöflichen Änderungsantrags wurde der entsprechende Handlungstext verabschiedet. Auch der Präambeltext bekam eine Mehrheit.
Synodalversammlung stimmte für die Einführung des sakramentalen Diakonats der Frau zu
Foto: Maximilian von Lachner (Synodaler Weg / Maximilian von L) | In den Redebeiträgen waren sich fast alle einig, dass der Handlungstext zur Frauenordination angenommen werden soll.

Der Synodale Weg hat eine weitere Hürde genommen. In zweiter Lesung stimmte die Synodalversammlung für eine die Einführung des sakramentalen Diakonats der Frau.

Eine Mehrheit der Synodalen stimmte in zweiter Lesung für den Handlungstext „Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch“. Insgesamt 177 Synodale (93,65 Prozent) stimmten für das Papier, zwölf dagegen; elf Mitglieder enthielten sich. Von den Bischöfe stimmten 42 dafür (80,77 Prozent), zehn dagegen, weitere sechs Bischöfe enthielten sich. Die zur Annahme des Textes benötige Zweidrittelmehrheit der Bischöfe wurde somit erreicht. Nach der Annahme erhob sich nahezu der gesamte Saal zu mehrere Minuten andauernden „standing ovations“.

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Scharfe Diskussion über bischöfliche Änderungswünsche

Für Diskussionen hatte auch bei diesem Handlungstext ein kurzfristiger Bischöfe Änderungsantrag gesorgt. So wurde unter anderem die Hinzufügung eines Passus beantragt, der im Anschluss an den bereits verabschiedeten Grundtext des entsprechenden Synodalforums „die höchste Autorität“, also Papst und Konzil, um eine Prüfung bittet, ob „die Lehre von ,Ordinatio Sacerdotalis’ die Kirche unfehlbar bindet oder nicht“. Zuvor hatte es an dieser Stelle keinen Verweis auf das Lehramt gegeben. In der folgenden Debatte waren die Änderungen so interpretiert worden, dass sich der Text in der veränderten Fassung zwar noch für sakramentalen Diakonat der Frau ausspreche, der Text aber hinsichtlich des vollen Priestertums der Frau abgeschwächt worden sei.

Die Redner sprachen sich in der Folge mehrheitlich gegen die Annahme des Bischöfe Antrags, und für die unveränderte Annahme des Handlungstextes aus. So sagte Susanne Schumacher-Godemann, der Text sei „schon ganz entscheidend abgeschwächt worden, mehr gehe nicht“. Birgit Aschmann sagte wörtlich: „Wir brauchen Augenhöhe am Altar“. Nicole Podlinski fügte unter Bezug auf als frauenfeindlich wahrgenommene Positionen des Kirchenvaters Augustinus hinzu: „Diese katholische Kirche hat auch eine gewisse Verantwortung für das Frauenbild in der Welt“ Sie habe jetzt eine winzige Chance, „hier wieder etwas gutzumachen“. Schwester Scholastika Jurt sagte, sie fühle sich an das Evangelium erinnert: „Wir haben ein Gesetz, und nach diesem Gesetz müssen die Berufungen von Frauen sterben“. Nichtsdestotrotz beschloss die Versammlung mit einer Mehrheit von rund zwei Dritteln die Annahme des Bischöfe Änderungsantrags.

Nur Voderholzer spricht sich gegen Annahme aus

Grundsätzlich gegen eine Annahme des Handlungstextes sprach sich ausschließlich der Regensburger Bischöfe Rudolf Voderholzer aus. Ein Diakonat würde weit hinter den bisherigen Möglichkeiten der Mitwirkung von Frauen zurückbleiben. Die Öffnung lediglich des Diakonats wäre demgegenüber tatsächlich eine Diskriminierung, so Voderholzer. Der Regensburger Bischöfe schloss sein Plädoyer mit einem Zitat von Hans Urs von Balthasar: Vielleicht ist die katholische Kirche aufgrund ihrer eigenen Struktur das letzte Bollwerk der Menschheit einer echten Würdigung der Differenz der Geschlechter.“ 

Der in zweiter Lesung beschlossene Handlungstext „Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch“ zielt auf die Zulassung von Frauen zum Diakonat und zum Priestertum. Die theologische Argumentation in Deutschland habe gezeigt, so der Beschlusstext, „dass die bisher vorliegenden Lehrtexte nicht den Grad letztgültiger Verbindlichkeit erreicht haben“. Auch lehne eine große Zahl der Christgläubigen die „Annahme, nur ein Mann könne aufgrund seiner natürlichen Ähnlichkeit mit Jesus der Eucharistie vorstehen“, ab und der Glaubenssinn der Gläubigen könne nach Lehre des zweiten Vatikanums nicht irren.

Laut Beschluss soll für Deutschland eine Kommission eingerichtet werden, die sich „mit der Thematik des sakramentalen Amtes von Menschen jeden Geschlechts“ befasst. Mit der Einrichtung eines Amtes der Diakonin könne der caritative Grundvollzug einer geschlechtergerechten Kirche gestärkt werden. In Rom sollen sich die deutschen Bischöfe für die Zulassung von Frauen zum sakramentalen Diakonat einsetzen und eine Mitsprache bei vatikanischen Kommissionen zur Beratung über das Diakonats fordern. Außerdem beschließt der Synodale Weg, die „pastoralen Erwägungen und theologischen Forschungen aus dem Kontext der deutschen Ortskirche“ in den weltkirchlichen Diskurs einzubringen und „strukturell dafür Sorge zu tragen, dass die Argumente in dem von Papst Franziskus angestoßenen weltkirchlichen Synodalen Prozess aufgegriffen“ werden.

In seinem Grußwort zur Vollversammlung der deutschen Bischofskonferenzen hatte Nuntius Nikola Eterović erneut bestätigt, dass die Absage an ein Priestertum der Frau im Apostolischen Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“ endgültige kirchliche Lehre ist. Dabei zitierte er Papst Franziskus, der im November gegenüber der amerikanischen Jesuitenzeitschrift „American Magazine“ ausführlich erklärt hatte, warum die Kirche keine Vollmacht hat, Frauen zu Priestern zu weihen.

Präambel ebenfalls verabschiedet

Kurz zuvor war auch der Präambeltext des Synodalen Weges mit dem Titel „Der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland“ angenommen worden. In zweiter Lesung hatten Insgesamt 177 Synodale (97,25 Prozent) für das Papier gestimmt, fünf dagegen; zehn Mitglieder enthielten sich. Von den Bischöfe stimmten 42 dafür (91,30 Prozent), vier dagegen, weitere acht Bischöfe enthielten sich. Die zur Annahme des Textes benötige Zweidrittelmehrheit der Bischöfe wurde somit erreicht.

Nach einer Bitte aus dem Plenum wurde dabei lediglich abgestimmt, eine Generaldebatte entfiel. Dies wurde damit begründet, dass die Abstimmung und Diskussion des Handlungstextes „Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch“ von höherer Relevanz sei. Irme Stetter-Karp stellte in der Folge einen entsprechenden Präsidiumsantrag, der angenommen wurde.

Der Präambeltext, der keine Voten enthält, formuliert eine Art Leitbild mit Begründung und Aufgabenstellung des Synodalen Weges. So heißt es: „Wir suchen nach einem weg für die Kirche in diesem Land und in dieser Zeit“. Aufgerüttelt durch „den Aufschrei und die Klage (Exodus 3,7) der Betroffenen sexueller Gewalt“ wolle man Schuld bekennen und deren strukturellen Ursachen aufarbeiten, das Evangelium „neu hören und verkünden“, und einen „Weg der Umkehr und Erneuerung“ gehen.

Der Präambeltext nimmt dabei sowohl eine ausführliche Beschreibung der kirchlichen Situation, als auch der als maßgeblich wahrgenommenen persönlichen Hintergründe der Synodalen vor. So heißt es, die zentralen Probleme, die die Frohe Botschaft der Kirche verdunkelten, seien „der geistliche Missbrauch, der Machtmissbrauch durch Klerikalismus und Inkompetenz, die Missachtung von Frauen und von Menschen, die nicht der binären Ordnung von männlich und weiblich entsprechen, nicht zuletzt lebensfeindliche Verengungen der kirchlichen Sexualmoral.“ Hinsichtlich der bestimmenden Vorprägungen heißt es, zum Selbstverständnis der Synodalen zählten die „Erfahrungen in einer demokratischen Gesellschaft, in der die Menschenrechte Geltung haben“. Auch widerspreche es Gottes Geist, die Einheit „autoritär durchzusetzen“. DT/jra

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost umfassende Berichte, Hintergründe und Meinungen zur fünften Vollversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt.

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