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Gadeckis Brief: „Non possumus 2.0“?

Der Brief Erzbischofs Gadeckis an den DBK-Vorsitzenden Bätzing ist mutig. Seine menschliche Kraft zieht das Schreiben aber aus einem anderen Aspekt.
Gadecki liegt das katholische Deutschland am Herzen
Foto: Imago Images

Es ist ein Vorgang, der selten vorkommt: Der Vorsitzende einer nationalen Bischofskonferenz schreibt einen öffentlichen Brief an den Vorsitzenden einer anderen Bischofskonferenz und erinnert ihn freundlich, aber bestimmt und mit jeder Menge Papst- und Bibelzitaten an die Grundpfeiler der katholischen Lehre. So geschehen, heute, in einem Schreiben des polnischen Erzbischofs Stanislaw Gadecki an seinen deutschen Amtsbruder Bischof Georg Bätzing. Der Anlass des Briefes liegt auf der Hand und wird von Gadecki auch klar benannt: Der „Synodale Weg“ und die in ihm enthaltenen Ideen und Visionen.

Gadecki liegt das katholische Deutschland am Herzen

Nun kann man angesichts dieser seltenen Kommunikationsform eine Menge Fragen stellen. Zum Beispiel: Ist es die Aufgabe von Konferenz-Vorsitzenden, sich gegenseitig zu ermahnen? Was erhofft sich Gadecki, der die Kirche in Deutschland aus eigener pastoraler Erfahrung in der Bundesrepublik gut kennt, von dieser Intervention? Oder: Hat der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz nicht genug Aufgaben zuhause, also vor der eigenen Haustür zu erledigen, wo die Säkularisierung rasant voranschreitet, als dass er sich in Nachbarschaftsstreitereien einmischen muss?

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Wie dem auch sei. Angesichts der großen finanziellen Unterstützung, welche die Kirche in Deutschland etwa durch „Renovabis“ für die Katholiken jenseits der Oder seit Jahrzehnten leistet, ist Gadeckis Brief wohl in jedem Fall als mutig zu bezeichnen. Vielleicht sogar als eine Art inner-katholisches „Non possumus 2.0“?

Was seinem Brief die menschliche Kraft gibt, ist aber etwas anders: Ganz am Anfang des Schreibens, da wo Gadecki die lange gemeinsame Geschichte beider Ortskirchen erwähnt und einige Heilige nennt, welche Deutschland und Polen verbinden, wird deutlich, dass dem 72-Jährigen Deutschland und insbesondere das katholische Deutschland sehr am Herzen liegt. Das ist – fast 80 Jahre nach Kriegsende – eine berührende Botschaft. Etwas ganz besonders. Vielleicht sogar wichtiger als all die Streitereien unserer Tage, die so wirken, als würden sich zwei verfeindete Kultgemeinschaften in den Haaren liegen. Die jeweils alles besser wissen, nur nicht, wie man Liebe, Vergebung und Versöhnung praktiziert.  

Lesen Sie die Dokumentation des Briefes im Wortlaut in der kommenden Ausgabe der Tagespost.

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