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Nach Missbrauchsbericht: Ackermann und Marx räumen Fehler ein

Die Studie zum Bistum Trier offenbart schwerwiegende Versäumnisse in den Amtszeiten der Bischöfe Ackermann und Marx. Beide bekennen Schuld und bitten um Verzeihung.
Trierer Missbrauchsstudie
| Der Zwischenbericht der Trierer Missbrauchsstudie beleuchtet Fälle sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier in den Jahren 2002 bis 2021.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann und der Münchener Kardinal Reinhard Marx haben umgehend nach der Veröffentlichung des Trierer Missbrauchsgutachtens zum selbigen Stellung bezogen. Die Studie wirft beiden Bischöfen Versäumnisse in der Aufarbeitung und im Umgang mit Betroffenen vor. Wie die katholische Nachrichtenagentur (KNA) am Donnerstag berichtete, reagierten beide betroffen und baten um Entschuldigung.

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Bischof Ackermann erklärte am Donnerstag in Trier, dass ihn die Schilderungen des 139-Seiten-Berichts schmerzen würden. „Mindestens 24 Menschen, so sagt es die Studie, sind in meiner Amtszeit Opfer sexualisierter Gewalt geworden. Das ist schrecklich.“ Er bat die Betroffenen um Verzeihung „für das, was ich oder meine Mitarbeitenden durch Handeln oder Nichthandeln an neuen Verletzungen zugefügt haben“.

Kein böser Wille

Weiter räumte Ackermann sei, dass „die nötige Perspektive der Betroffenenorientierung bis in die jüngste Zeit nicht immer konsequent eingehalten worden“ sei und verwies zugleich auf den Lernprozess, der im Bistum mittlerweile eingesetzt habe. Fehler seien nicht aus bösem Willen geschehen, beteuerte Ackermann, sondern Ausdruck eines unzureichenden Bewusstseins, das sich erst langsam gewandelt habe, worauf die Studie ebenfalls hinweise.

Betroffenen zollte der Bischof Respekt dafür, dass sie „Verbrechen, die Priester und Angestellte des Bistums Trier an ihnen begangen haben“, angezeigt und darüber gesprochen hätten — „oft in der Sorge, ob ihnen geglaubt wird oder ihre Anzeige ohne Konsequenzen bleibt".

Versagen in Fürsorge für Betroffene

Auch Kardinal Reinhard Marx, der von 2002 bis 2008 Bischof von Trier war, räumte am Donnerstag in München Fehler ein. Es schmerze ihn, dass er „erkennen muss, in dieser Verantwortung nicht allen Menschen gerecht geworden zu sein, die meiner bischöflichen Sorge anvertraut waren“. Der Missbrauchsbericht attestierte Marx ein Versagen vor allem in der Fürsorge für Betroffene. Der Bischof gab mangelnder Sensibilität in seiner damaligen Amtsführung zu: „Wir sind nicht aktiv und systematisch auf Betroffene zugegangen und haben uns nicht genügend in ihre Perspektive hineinversetzt.“

Er können sich nicht daran erinnern, dass Betroffene ihn damals um ein persönliches Gespräch gebeten hätten, aber vielleicht täusche er sich. Marx bat um Verzeihung und erklärte, dass er „mit dem Wissen von heute“ manches anders machen würde. Die damaligen Leitlinien, die den Fokus auf Beschuldigte legten, bezeichnete er als unzureichend. Erst die Aufarbeitung in München und persönliche Begegnungen mit Betroffenen hätten ihm „den Blick für das Versagen der Institution geschärft, für die ich als Bischof auch im Ganzen einstehe". Seither habe sich vieles verbessert. Marx wörtlich: „Wir werden diesen Weg konsequent gemeinsam weitergehen.“

Der aktuelle Missbrauchsbericht beleuchtet Fälle sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier in den Jahren 2002 bis 2021. Die Studie umfasst die Amtszeiten von Ackermann, der dort seit 2009 Bischof ist, und seines Vorgängers Reinhard Marx, der von 2002 bis 2008 Trierer Bischof war und heute Erzbischof von München und Freising ist.  DT/dsc

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