Weltsynode

Erzbischof Graubner: Aufhören, in weltlichen Kategorien zu denken

Bei der Eröffnung der Europa-Etappe der Weltsynode unterzieht Erzbischof Graubner die Kirche in Europa einer kritischen Analyse und mahnt, „auf die Stimme Gottes zu hören“.
Prager Erzbischof Jan Graubner
Foto: IMAGO/Katerina Sulova (www.imago-images.de) | Erzbischof Graubner äußert sich mahnend bei der Eröffnungsmesse der Europa-Etappe der Weltsynode. Im Bild: Der Prager Erzbischof bei einer Predigt im Januar 2023.

Die Kontinentale Versammlung der Weltsynode, an der Bischöfe, Theologen und Laienvertreter aus 40 Ländern teilnehmen, ist am Sonntagabend in der Prager Prämonstratenser-Kirche eröffnet worden. In seiner auf Deutsch gehaltenen Predigt unterzog der Prager Erzbischof Jan Graubner die Lage der katholischen Kirche in Europa einer kritischen Analyse und rief zur Umkehr auf.

Umfrageergebnisse der Weltsynode: kein „sensus fidei“

In Bezug auf die vorausgegangene Befragung der Katholiken in den Ortskirchen stellte Graubner fest, dass zusammengetragen worden sei, „was viele Menschen belastet oder verletzt“, jedoch sei dabei der „sensus fidei der Gläubigen“ nicht entdeckt worden. „Es stellt sich heraus, dass auch viele Menschen, die in der Kirche aktiv sind, weder die Bibel noch die Lehre der Kirche kennen.“ Daraus folgerte er: „Dies ist nicht das beste Zeugnis für unsere Arbeit.“ Nun sei es notwendig, sich die Frage zu stellen: „Was sagt uns Jesus, der die Gemeinschaft der Kirche gegründet“ hat?

Der Wohlstand in Europa habe unter anderem dazu geführt, dass viele Christen sich zu sehr auf sich selbst konzentrierten und Gott lediglich als „Helfer bei der Realisierung“ eigener Pläne sähen. Helfe er nicht dementsprechend, würde er „aus ihrem Dienst“ entlassen. „Das schlechte Beispiel einiger Gläubigen und die priesterlichen Skandale“ hätten zudem viele darin bestätigt, dass sie die Kirche nicht mehr brauchten.

Kirche in Europa kein ausreichendes Licht für die Welt

In Anbetracht all dessen müsse man sich von Christus an die Aufgabe erinnern lassen, „das Licht der Welt“ (Mt 5,14) zu sein. „Wenn wir zu dem Schluss kommen müssen, dass wir als Kirche in Europa kein ausreichendes Licht für die Gesellschaft sind, dann müssen wir demütig zugeben, dass auch wir zu denen gehören, die die Finsternis geliebt haben, weil einige unserer Taten böse waren“, so der Erzbischof.

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Weder Ausreden noch „der Versuch, sich der Welt anzupassen“ seien eine Lösung für die aktuelle Situation der Kirche, sondern allein die Annahme des Rufs Christi: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe“ (Mt 4,17). Übersetzt könne dies heißen: „Hören Sie auf, in weltlichen Kategorien zu denken, und nehmen sie die Denkweise Gottes an. Setzen Sie nicht Ihre Vision durch, sondern nehmen Sie die Vision Gottes an.“

Der Gekreuzigte im Zentrum

So habe auch der Apostel Paulus den Gekreuzigten denjenigen gegenübergestellt, die mit „menschlicher Weisheit und Beredsamkeit“ blendeten. Es ginge ganz im Sinne der Kreuzesnachfolge darum, sich nicht nur mit Worten zum gekreuzigten Christus zu bekennen, sondern auch „mit seinem eigenen Leben und Wirken".

Nur durch eine Rückbesinnung auf die „Torheit des Kreuzes“, nur durch den großzügigen und aufrichten Dienst der Liebe an den Armen, nur indem man die Kinder lehre, Jesus zu lieben, „wird Christus selbst in uns leuchten und dann wird er die jüngere Generation und ganze Völker an sich ziehen.“

Erzbischof Graubner schloss seine Predigt mit den Worten: „Wenn wir ihnen keine Begegnung mit dem lebendigen Gott in und unter uns anbieten, haben wir ihnen nichts zu bieten. Nur Gott kann sie begeistern und an sich ziehen. Lassen sie uns ihnen Gott nahebringen!“ DT/sha

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