Synodalversammlung

Ausländische Beobachter äußern sich kritisch

Kirchenpolitische Kampfabstimmungen und ein starker Wille, bestimmte Anliegen durchzubringen. Aus dem Ausland gab es bei der Synodalversammlung nicht nur Zustimmung.
Bischof von Sandhurst, Sahne Anthony Mackinley sprach von erheblichen Unterschieden zum synodalen Prozess in Australien
Foto: Maximilian von Lachner (Synodaler Weg / Maximilian von L) | Der nach Frankfurt angereiste australische Bischof von Sandhurst, Sahne Anthony Mackinley,sprach von erheblichen Unterschieden zum synodalen Prozess in Australien.

Das Präsidium des Synodalen Weges bemüht sich immer mehr zu einer Internationalisierung des Prozesses. Dazu gehört die Suche nach Verbündeten auf der ganzen Welt genauso wie die Einladung an internationale Beobachter, ihr „Feedback“ zu liefern.

Als online zugeschaltete Beobachterin der Österreichischen Bischofskonferenz übte jedoch Raphaela Pallin vom Referat für Erwachsenenkatechumenat im Pastoralamt Wien heftige Kritik am Synodalen Weg: „Ich will aufrichtig sein. Im Februar 2020 kam ich mit großen Erwartungen und mit Freude nach Frankfurt.“ Früh hätten sich allerdings „Reibungen“ gezeigt.

Enormer atmosphärischer Druck

Die Diskrepanz zwischen einer Mehrheit, die Veränderungen wollte, und einer Minderheit, die für die Kontinuität der Lehre der katholischen Kirche einstand, sei größer als sie erwartet habe. „Offenbar gab es einen starken politischen Willen, bestimmte Anliegen durchzubringen, was phasenweise enormen atmosphärischen Druck erzeugte. Die Nichtannahme von Texten galt etwa als Scheitern mit allen emotionalen Konsequenzen. Bei aller Wertschätzung inneren Engagements frage ich: Wäre hier nicht mehr Objektivität für einen synodalen Prozess angebracht gewesen im Sinne des synodalen Vorgehens, das Papst Franziskus anmahnt?“

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Pallin kritisiert auch, dass die Prozesse des Synodalen Weges nicht transparent seien, dass das Präsidium „ausgesprochen weitreichende Kompetenzen in Gestaltung und Durchführung“ ausgeübt habe. In Österreich sei sie gefragt worden: „Wurden Verletzungen und Verurteilungen von Teilnehmern medial gezielt verstärkt, um persönliche Meinungen und Abstimmungen an den öffentlichen Pranger zu stellen, und zum Verstummen zu bringen? Wird einfach in Kauf genommen, dass einzelne Mitglieder der Synodalversammlung nicht mehr mitmachen können?“

Ebenso fragten sich Menschen, ob „der starke Bezug auf Humanwissenschaften und sogenannte Lebenswirklichkeiten“ ausblende, dass auch sie von eigenen Interessen geleitet würden, „die nicht immer mit dem Anspruch des Evangeliums vereinbar sind?“ Ein Pfarrer habe dazu geäußert: „Solange der Synodale Weg nicht vorlebt, wie man in Liebe um Einmütigkeit ringt, ist er für uns bedeutungslos“.

Kritische Anmerkungen nicht aufgegriffen

Wofür werde der Synodale Weg einmal stehen, fragt sich die österreichische Beobachterin: „Für kirchenpolitische Kampfabstimmungen oder für das einmütige Zeugnis des Glaubens?“ Pallin bemängelt auch, dass „kritische Anmerkungen aus anderen Teilkirchen zu Prozessen und Inhalten des deutschen Synodalen Wegs“ nicht aufgegriffen oder sogar uminterpretiert worden seien. Wenigstens „von den wiederholten Interventionen aus Rom“ habe sie „ihre ernsthafte Annahme erwartet“. In diesem Zusammenhang frage sie sich: „Haben das ordentliche Lehramt und die trinitarisch begründete Ordnung der Kirche noch Bedeutung? Oder werden Jahrzehnte lang geschaffene, angeblich unumstößliche Fakten nun einfach gutgeheißen und beschlossen?“

Eine kluge Ordensfrau habe ihr mit auf den Weg gegeben: „Reform und Erneuerung entstehen nicht allein aus Diskussionen, Texten, Neudefinitionen des Glaubens oder noch so perfekten System- und Strukturreformen, sondern aus der persönlichen Erneuerung und Vertiefung in Glauben. Nur dann können wir erkennen, was Gott von uns will, und es so tun, wie Gott es will“. Auf dem Synodalen Weg sei viel von der Würde aller Getauften die Rede gewesen. Kapitel fünf aus der Kirchenkonstitution „Lumen gentium“ verbinde sie jedoch „mit der Pflicht aller Christen, nach Heiligkeit zu streben.“

Auch andere Beobachter wiesen auf die Bedeutung des Zuhörens und der Unterscheidung, ohne allerdings ausdrücklich zu erwähnen, dass sie es beim deutschen Synodalen Weg vermissen. Der nach Frankfurt angereiste australische Bischöfe von Sandhurst, Shane Anthony Mackinley, bezeichnete zwar den Synodalen Weg als auch „international für die Kirche wichtiges Ereignis“, weil viele in Australien „hoffen, dass das Modell Ihres Synodalen Weges auch uns helfen wird“.

Mehr geistliche Gespräche in Australien

Mackinley sprach indes auch von erheblichen Unterschieden. Denn der Ausgangspunkt in Australien sei eine breit angelegte Befragung, an der 220.000 Menschen teilnahmen, die auf die Frage antworteten: „Was erwartet Gott Ihrer Meinung nach heute von uns in Australien?“ Daraus sei ein „Instrumentum laboris“ für die zwei einwöchigen Sitzungen entstanden, die schließlich zu acht Dokumenten geführt hätten. Dabei sei darum gegangen, „wie die Kirche christuszentrierter und missionarischer werden kann“. Der Bischöfe von Sandhurst untersticht, dass „mindestens die Hälfte der Zeit“ auf den Beratungen in Australien von geistlichen Gesprächen und geistlicher Unterscheidung begleitet würden.

Bischöfe Stefano Russo von Velletri-Segni, bis vor kurzem Generalsekretär der italienischen Bischofskonferenz, sprach immer wieder von der zentralen Bedeutung der Äußerungen Papst Franziskus’ für den synodalen Prozess in Italien, der auf die Erneuerung der 226 Diözesen und die Evangelisierung in Italien ziele. Ebenso betonte er die Wichtigkeit des „Hörens auf das Wort Gottes und des gegenseitigen Zuhörens“. Ziel des Prozesses sei, das Evangelium den Menschen nahezubringen und zu verkünden. 

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost umfassende Berichte, Hintergründe und Meinungen zur fünften Vollversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt.

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José García Bischof Papst Franziskus Pfarrer und Pastoren Synodaler Weg

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