Nach der fünften Synodalversammlung gibt es Sieger und Besiegte. Drei Tage lang inszenierte sich die katholische Kirche in Deutschland als emotionsgeladener und wenig argumentationsstarker Parteitag, in dem mit teilweise unfairen Mitteln gekämpft wird. Die Delegierten hangelten sich unter großem Zeitdruck von Kompromiss zu Kompromiss. Tränen, Vorwürfe und Beschwörungen ersetzten valide Argumente. Mancher Bischöfe fühlte sich erpresst. Die lehramtstreue Minderheit der Bischöfe wirkte phasenweise regelrecht resigniert.
Am Ende beschloss die Synodalversammlung die Einführung von Segensfeiern für „Paare die sich lieben“ in jeder Geschlechterkonstellation. Zahlreiche Enthaltungen von Bischöfe hatten den Weg dafür geebnet. Darüber hinaus wollen sich die Bischöfe in Rom für die Zulassung von Frauen zum sakramentalen Diakonat einsetzen und die inhaltliche Überprüfung des in „Ordinatio sacerdotalis“ formulierten Verbots der Priesterweihe der Frau erwirken. Auch eine Überprüfung des priesterlichen Zölibats soll auf die Hausaufgabenliste des Synodalen Prozesses der Weltkirche gesetzt werden.
Keine Entscheidung über den Synodalen Rat
Das mehrfach in Rom ausgesprochene Verbot der Einrichtung eines Synodalen Rats umging die Synodalversammlung mit dem Beschluss, die Abstimmung darüber in den Synodalen Ausschuss zu vertagen. Zuvor hatte sich die Möglichkeit einer Abstimmungsniederlage für den Synodalen Rat abgezeichnet. Viele Bischöfe äußerten begründete Bedenken: Konsens- und Entscheidungsfindung, Kompetenzfragen und Feinabstimmungen – der Synodale Rat ist eine Variable mit zu vielen Unbekannten.
Nicht geklärt wurde auch die Legitimation des Abstimmungsverfahrens. Alle Anträge auf geheime Abstimmungen scheiterten. Die Einwände mehrerer Kirchenrechtler gegen namentliche Abstimmungen fanden keine Berücksichtigung. Aufschlussreich waren die Wortmeldungen ausländischer Beobachter. Der Vertreter aus Afrika unterstrich, dass die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in Afrika kein Thema sei, die Vertreterin aus Lateinamerika berichtete, dass sich im Vorfeld der Amazoniensynode lediglich ein Drittel der Befragten für den sakramentalen Diakonat ausgesprochen hatten, auch wenn Frauen vor Ort Gemeinden leiteten.
Entgegen wortreicher Beteuerungen, man wolle nur katholische Vielfalt in der kirchlichen Einheit und keinen Sonderweg hat sich die Kirche in Deutschland mit der fünften Synodalversammlung weiter ins Abseits manövriert. Nichts deutet derzeit darauf hin, dass Rom die erhofften Indulte erteilt.
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