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Leuchtturm für das Leben

Weltjugendtage haben Langzeitwirkung: Wie das internationale Jugendtreffen mit Papst Benedikt XVI. 2011 in Madrid die Biografien zweier junger Männer prägte.
Weltjugendtag Madrid
Foto: dpa | Die größte Monstranz der Welt stand felsenfest auf dem Flugfeld Cuatro vientos, als Papst Benedikt während eines Wolkenbruchs mit den Jugendlichen die Vigil feierte.

Am 24. Juni dieses Jahres, dem Fest der Geburt des heiligen Johannes des Täufers, durfte ich mit sechs Mitbrüdern unserer Gemeinschaft Sankt Martin das Sakrament der Priesterweihe empfangen. In der Freude über dieses große Geschenk möchte ich kurz berichten, wie ich den Ruf in die Nachfolge des Herrn vernommen habe und wie der Herr mir geholfen hat, ihm zu folgen. Es war im August 2011 im Rahmen des Programmes zum Weltjugendtag in Madrid. Wir bereiteten uns mit unserer Gruppe bereits einige Tage im Voraus voll Vorfreude auf das heiß ersehnte Zusammentreffen der katholischen Jugend aus aller Welt mit Papst Benedikt XVI. vor – als ich mit knapp 17 Jahren den Ruf Gottes auf einmal ganz deutlich verspürt habe.

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In einer eucharistischen Anbetung versuchte ich gerade, den Herrn für meine sehr romantischen Vorstellungen über die Zukunft meines Lebens zu gewinnen, als mir auf einmal der harmlose Gedanke kam, ich könne ja auch um Priesterberufungen beten, da wir so dringend welche brauchen.  Die Antwort des Herrn auf diese Bitte kam augenblicklich zurück in der Form einer weiteren Bitte: Was wäre denn mit mir? Noch hatte ich den ersten Schrecken nicht ganz überwunden, da fing ich bereits an, mir mit aller Kraft einzureden, das Ganze sei sicherlich nur eine Einbildung.

Der Herr gab mir eine zweite Chance

Aber wenn der Herr will, dann kann er sehr deutlich sein und so musste ich bei unserer Abfahrt nach Madrid schließlich einsehen, dass ich mich nicht weiter verstecken könne und dem Herrn eine Antwort schuldig sei. Ich bat Ihn dann, mich später noch einmal auf eine ruhigere Weise zu fragen. Wie dankbar muss ich dem Herrn heute sein, dass Er mir diese zweite Chance gelassen und mich tatsächlich später auf eine viel ruhigere Weise nochmals gefragt hat, diesmal durch seine Mutter.

Etwa ein halbes Jahr später nämlich hatte ich ein besonderes Anliegen und da ich mir an diesem Tag irgendwie einen Rosenkranz in die Tasche gesteckt hatte fing ich an, den Rosenkranz dafür zu beten. Ich wusste so ungefähr, wie das geht. Doch nun kam auf einmal eine ganz konkrete Erfahrung dazu. Zum spontan gebeteten Rosenkranz kamen auf einmal immer regelmäßiger gebetete Rosenkranzgesätze hinzu. Durch den Rosenkranz erfuhr ich Beten immer mehr als Gespräch mit dem Herrn. Langsam wurde mir auf ganz neue Weise bewusst, dass Jesus wirklich mein Freund ist, aber dass dieser Freund zugleich auch mein Gott ist und mich so sehr liebt, dass er für mich am Kreuz gestorben ist, um mich von meinen Sünden zu erlösen.

Ein erstes vorsichtiges Ja

Als der Herr mir dann wirklich auf eine viel ruhigere Weise die Frage der Berufung erneut stellte – mir waren zwei Biographien, eine über den heiligen Pfarrer von Ars und eine über den heiligen Josefmaria Escrivá in die Hände gefallen – da hatte ich keine Angst mehr und wagte ein vorsichtiges, aber ernstes Ja, das der Herr seitdem mit seiner Gnade sichtbar bestärkt hat. 

Mein bisher einziger, aber unvergesslicher Besuch bei einem Weltjugendtag war im Sommer 2011 in Madrid. Obwohl wir Papst Benedikt wegen der Menschenmassen meist nur auf Leinwänden zu Gesicht bekamen, lag greifbar das Gefühl in der Luft: Auch seinetwegen waren wir gekommen. In Erinnerung bleiben die unzählbaren Scharen jugendlicher Pilger in der Stadt, die für Mitteleuropäer extreme Hitze und die euphorischen Sprechchöre der Spanier: „Esta es la juventud del papa!“ („Das ist die Jugend des Papstes!“)

Eine tiefe Verbundenheit mit Benedikt XVI.

So rechne auch ich mich seit damals gern zur „Generation Benedikt“, ohne damit andere Päpste und deren Verdienste auszuklammern. Dieser weise, stille, feinsinnige und weitsichtige Papst hatte und hat es mir besonders angetan. Ein ergreifender Moment in Madrid war die Gebetsvigil, als sich über eine Million Jugendlicher auf dem Flugfeld Cuatro Vientos versammelten und nach einem extrem heißen Tag ein schweres Gewitter aufzog. Wir harrten im Regen aus, als rundherum Blitze einzuschlagen begannen und etwa 100 Meter hinter unserer Gruppe ein Gerüst vom Wind umstürzte. Der Papst unterbrach sein Gebet, blieb aber ruhig auf seinem Stuhl sitzen, während Sturm und Regen auch ihm sichtlich zusetzten. Als das Gewitter vorüber war, bedankte er sich lächelnd für die Ausdauer der Jugendlichen.

Wenn auch die meisten den Papst nicht direkt sehen konnten und nur über Lautsprecher hörten, werden sie damals wohl alle eine tiefe Verbundenheit mit ihm verspürt haben. Als „Papst im Sturm“ nahm ich ihn aufgrund der Widerstände gegen ihn vor allem aus dem deutschen Sprachraum auch in den folgenden Jahren seines Pontifikates und noch als Emeritus wahr. Das Motto des Madrider Treffens „Bleibt in Christus Jesus verwurzelt und auf ihn gegründet und haltet an dem Glauben fest, in dem ihr unterrichtet wurdet“ aus dem Kolosserbrief taugt gerade in der heutigen großen Verwirrung, was Identität und Glauben betrifft, als Leuchtturm für das eigene Leben.  

Lesen Sie weitere Berichte, Hintergründe und Reportagen vom Weltjugendtag in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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