Mitte September hat der Vatikan bekanntgegeben, dass einer Marienverehrung in Medjugorje nichts im Weg steht – das sogenannte „nihil obstat“. Seither ist das Grundrauschen der Diskussion über die Authentizität der Botschaften der „Gospa“ wieder etwas lauter geworden – obgleich der Vatikan diese selbst nicht abschließend beurteilen mochte. Die vielen geistlichen Früchte erkennt Rom aber mit der Entscheidung an. Wir haben Medjugorje-Pilger gefragt, welche Erfahrungen sie an dem Wallfahrtsort gemacht haben.
„Es ist für mich der schönste Ort der Welt“, schreibt eine Frau, die angibt, bereits 20 mal in Medjugorje gewesen zu sein. Sie habe „nur positive Erfahrungen“ gehabt, ihr Glaube sei jedes mal gestärkt worden. Auch eine andere Pilgerin ist so fasziniert von Medjugorje, dass sie jedes Jahr hinfährt. Der „Tagespost“ schrieb sie: „seit vielen Jahrhunderten sind Menschen immer wieder auf der Suche nach besonderen Orten, wo sie Kraft finden für die Bewältigung ihres Lebensalltags. Ich fand diese in Medjugorje. (…) Nach dem ersten Besuch 2005 hat sich mein Leben zum Positiven gewandelt und ich suche nun jedes Jahr diesen Ort auf, um DANKE zu sagen und um Gott durch Maria besonders nahe zu sein.“ Auf dem Erscheinungsberg habe sie sogar ihren Heiratsantrag bekommen.
Ein 44-Jähriger, der bereits als Jugendlicher regelmäßig Medjugorje besuchte, schreibt: „Gott ist da. Er schickt uns Maria um uns zu helfen zu glauben“. Durch Medjugorje habe er die Beichte, den Rosenkranz und die Bibel lieben gelernt. Durch die intensive Erfahrung in Medjugorje könne er besser an Jesus glauben. Die besonders ausführlichen Zeugnisse zweier junger Medjugoriepilger drucken wir im Folgenden ungekürzt ab:
Wahrscheinlich nicht authentisch – dennoch bereichernd
Alexander F. schreibt: „2022 war ich auch eine Woche in Medjugorje beim Jugendfestival. Durch Freunde aus meiner Pfarrei habe ich von dem Gebetsort in Bosnien-Herzegowina erfahren. Sie verfolgten alle Botschaften der „Gospa“ sehr aufmerksam und waren von den Erscheinungen völlig überzeugt. Von dieser Begeisterung ließ ich mich mitreißen und fuhr mit einer Jugendgruppe dorthin. Unzählige Stunden saßen wir gemeinsam im Bus, sangen viele christliche Lieder und freuten uns auf das Fest dort.
Besonders berührt hat mich der sogenannte Erscheinungsberg. Oben bei der Marienstatue konnte man in Ruhe beten und einen wunderschönen Ausblick genießen. Leider bemerkte ich bei vielen Teilnehmern des Festivals, dass sie mehr auf die Gemeinschaft als auf Gott ausgerichtet waren. Was mich aber am meisten schockiert hat, war das persönliche Erlebnis eines Teilnehmers, der mir auf der Rückfahrt erzählte, dass er auf dem Erscheinungsberg eine sehr verstörende Vision hatte. Das hat mich veranlasst, mich näher mit dem Phänomen der Erscheinungen in Medjugorje zu beschäftigen und zu dem Schluss zu kommen, dass es im Vergleich zu Fatima, Lourdes oder anderen Marienerscheinungen nicht authentisch ist.
Dennoch schätze ich den Glauben und das starke Engagement vieler Anhänger der „Gospa“ von Medjugorje, und die Woche war trotzdem eine bereichernde Erfahrung für mein Leben. Ich bin überzeugt, dass die vielen Bekehrungen durch das Gebet und vor allem durch die Verehrung der Kreuzreliquie geschehen. Im Jahre 1933 errichtete der damalige Pfarrer von Medjugorje auf dem Gipfel des Kreuzberges ein ca. 8,52 m hohes Zementkreuz. Eine Reliquie des Kreuzes Jesu, übergeben von Papst Pius XII., wurde in den Querbalken des Zementkreuzes eingemauert. Denn wer, wenn nicht das Kreuz Christi, hätte die Kraft, die Seelen zu bekehren?“
Ein Ort, erfüllt von Gottes Gnade
Michael K. schreibt: „Dieser äußerlich so unscheinbare Erscheinungsort in den Bergen von Bosnien Herzogovina hat mein Herz und meine Beziehung zu Gott auf eine tiefe und erfüllende Weise geprägt und verändert. Obwohl ich in Medjugorie keine 180 Grad Wende erlebt habe, so durfte ich durch diesen Wallfahrtsort so oft merken wie sehr ich in meinem Leben die Umkehr und die Zuwendung zu Gott brauche.
Indem Gott in Medjugorie so oft mein Herz berührt hat, ist stets aufs Neue eine tiefe Freude und eine Sehnsucht nach einem tieferen Glaubensleben gewachsen. Hier wird dies auf eine sehr natürliche und einfache Art und Weise gelebt. Ich liebe die abendlichen Rosenkränze, die Gottesdienste, die Anbetung. In allen geistlichen Angeboten merkt man die tiefe Verwurzelung in der katholischen Kirche und ihren Traditionen. Es wird nichts neu erfunden, sondern der Glaubensschatz der Kirche vertieft und belebt.
Die Erfahrung von Leichtigkeit im Gebet, tiefem Frieden und der großen Freude, all diese Erfahrungen in Gemeinschaft mit so vielen anderen Gläubigen zu teilen ist leider nicht alltäglich. Aber umso mehr habe ich Medjugorie als Oase des Friedens schätzen und lieben gelernt und ich fühle mich stets aufs Neue hingezogen zu diesem Wallfahrtsort, an dem Gott so erfahrbar ist.“
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