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Beobachtungen, die Hoffnung schenken

Wer hat dir ein gutes Wort oder ein überraschendes Zeichen gegeben, das deinen Glauben gestärkt hat?
Haus in Siebenbürgen
Foto: elijah | Haus in Siebenbürgen

Der Verein ELIJAH unterstützt seit 2012 Roma-Familien im rumänischen Siebenbürgen. Gegründet von Ruth Zenkert und Pater Georg Sporschill SJ, setzt er sich für die Ärmsten ein und kämpft gegen soziale Ungerechtigkeit. Die folgende Geschichte erzählt von einem jungen Mann, der wider aller Erwartung und Erfahrung beginnt, Verantwortung zu übernehmen – aus Liebe und weil ihm jemand vertraut. Dieser Bibelimpuls erscheint im Rahmen einer zweimonatigen Medienkooperation zwischen der Hilfsorganisation ELIJAH und der Tagespost.


Da sprach der Herr: In einem Jahr komme ich wieder zu dir. Siehe, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben. Sarah hörte am Eingang des Zeltes hinter seinem Rücken zu.
Gen 18,10

Was kann aus Ziegental schon Gutes kommen? Meist bringt dieses Dorf mich zum Verzweifeln. Die vielen Kinder, die durch Inzest belastet sind und nie in der Schule waren, sind inzwischen Jugendliche. Wer wird sie versorgen, wenn die Eltern nicht mehr sind? Sie setzen das Elend fort, in das sie hineingeboren wurden.

Eines Tages sagte uns Andreia, dass Florin der Vater ihres Kindes sei. Sechzehn Jahre alt war Florin, kleinwüchsig, er konnte weder lesen noch schreiben, an eine Arbeit war nicht zu denken. Mit dem Kind, lachte er, wolle er nichts zu tun haben. Andreia sei selber schuld. Auch sie wollte von Florin nichts wissen, kümmerte sich allein um das Kleine. Doch dann kam jemand von der Behörde für Kinderschutz und nahm ihr das Kind weg, es kam in ein staatliches Heim. Andreia verließ Ziegental.

Als ich neulich durch die Roma-Siedlung ging, sah ich, dass eine Holzhütte, die lange leer gestanden war, hergerichtet wurde. Der Eingang war gefegt. An den Bäumen war eine Leine befestigt, sie hing voller Wäsche. Eine Stimme rief meinen Namen. Ich schaute in die Hütte und sah Florin. Er schraubte gerade eine Glühbirne in die Fassung und erklärte mir, wie er das Kabel vom Nachbarn hierher verlegt habe und so zu Strom gekommen sei. Ein Bett und ein Schrank, ein Stuhl, ein kleiner Holzofen waren zu sehen. Alles war aufgeräumt. Dann zeigte er auf Ana, ein junges Mädchen, sie schälte Kartoffeln. „Wir bekommen bald ein Kind!“, sagte er stolz und strich zärtlich über ihren Bauch. „Wir wollen alles tun, dass es ein schönes Zuhause hat.“ Ana stammte aus dem Nachbardorf und sie war entschlossen, mit Florin hier in Ziegental eine Familie aufzubauen. „Und wovon wollt ihr leben?“, wollte ich dann doch wissen. Er habe seit drei Monaten Arbeit bei der Mülltrennung, sagte Florin. Ich staunte, diese Wendung erfüllte mich mit Hoffnung. Mit etwas mehr Optimismus ging ich zum nächsten Haus, wo Aurel mich gleich mit Geschichten von Streitereien mit den Nachbarn überschüttete. Doch die Freude über Florin und die neue Familie in der sauberen Hütte wich nicht aus meinem Herzen. Sollte in Ziegental doch einmal etwas Gutes geschehen?

Kein Jahr war vergangen seit Florins Überforderung durch das Kind der armen Andreia und dem Ende der Beziehung zu ihr. Was ich bei Florin und Ana sah, ließ mich trotz allem glauben, dass es dieses Mal ganz anders sein, dass das Kind ein Zuhause bekommen würde. Ich spürte in meinem Herzen etwas von der Kraft Abrahams, der an die Zukunft glaubte. Und die junge und fleißige Ana bestärkte meine Zuversicht. So verstehe ich die Zusage Gottes über das Zelt, das aufgeschlagen wurde: „In einem Jahr komme ich wieder zu dir. Siehe, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben. Sarah hörte am Eingang des Zeltes hinter seinem Rücken zu.“ Getrost und hoffnungsvoll verließ ich die Siedlung in Ziegental.

Wer hat dir ein gutes Wort oder ein überraschendes Zeichen gegeben, das deinen Glauben gestärkt hat?


BIMAILs sind Bibelworte für unsere Zeit: keine Predigten, sondern Anleitungen zum Weiterdenken. Das Team um Pater Georg Sporschill SJ greift für jede Woche im Jahr einen Satz aus der Bibel heraus. Das Wort wird erklärt und durch Erfahrung veranschaulicht, beispielweise durch Einblicke in die Sozialarbeit des Vereins ELIJAH, mit dem Ruth Zenkert und Pater Georg Sporschill SJ seit 2012 verwahrloste Roma-Kinder und ihre Familien im rumänischen Siebenbürgen unterstützen. Den Namen hat der Verein vom Propheten Elijah erhalten, er setzte sich für die Ärmsten ein und trat gegen Ungerechtigkeit auf.


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Foto: elijah
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