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 „Geistig, berührend, wundervoll“ 

Das von „Missio“ in Auftrag gegebene Musical „Pauline, Mut verändert die Welt“ wurde von den Kisi - God's singing Kids in Österreich uraufgeführt. Mit gigantischem Erfolg. 
Szene aus dem Musical „Pauline, Mut verändert die Welt“
Foto: Simon Kupferschmied

Ein Mann mit lichtem grauem Haar, Schnurrbart und wachen Augen stemmt seine rechte Hand in die Hüfte und führt mit der linken ein Mikrophon an die Lippen. Er hatte erzählt, wie seine dem Tod geweihte Tochter auf Fürsprache der 2022 selig gesprochenen Pauline Marie Jaricot geheilt worden war und fügt nun hinzu: „…Verliert niemals die Hoffnung“, als ihm die Stimme wegbricht. Er senkt den Kopf, fasst sich wieder und in den mit 700 Menschen ausverkauften Stadtsaal im österreichischen Vöcklabruck schauend, fährt er fort: „Wenn man glaubt, werden Dinge wahr, die unmöglich sind.“ 

Musical "Pauline" erobert die Herzen

Ganz so, wie im Leben von Pauline selbst. Sie ist Gründerin der Päpstlichen Missionswerke, der zu Ehren der österreichische Missio-Chef Pater Karl Wallner bei Kisi - God's singing Kids-Initiatorin Birgit Minichmayr ein Musical in Auftrag gegeben hat. Vergangenen Samstag war Premiere. 50 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene standen mit „Pauline — Mut verändert die Welt“ auf der Bühne — und eroberten die Herzen der Zuschauer. 

Hauptdarstellerinen des Musicals Musical „Pauline, Mut verändert die Welt“
Foto: Simon Kupferschmied

„Pauline“ ist die Geschichte einer jungen Frau, die in der feinen Gesellschaft Frankreichs im ausgehenden 18. Jahrhundert aufwächst: Bälle, Musik, vornehme Kleider, Diener, die auf Händeklatschen herbeieilen oder stocksteif Sektgläser auf dem Tablet halten. Pauline genießt diese glamouröse Welt. Doch auf einem der pompösen Bälle löst sie sich plötzlich aus der Reihe der Tanzenden: „Dieser Abend ist seltsam…Bisher war für mich immer alles einfach und fröhlich. Doch seit Kurzem muss ich so viel darüber nachdenken, wozu ich eigentlich lebe.“ Während sie spricht, verlangsamen die Quadrille-Tänzer ihren Schritt bis zur Zeitlupe (perfekt inszeniert!) und ziehen geradezu unwirklich an Pauline vorbei. 

"Nur Männer können auf Kamelen reiten"

Eine Sehnsucht keimt in ihr auf, eine, die sich bereits in der Kindheit zeigte als sie mit ihrem jüngeren Bruder Phileas um ein Steckenpferd stritt: Sie will ins Krankenhaus reiten, „um den armen Menschen Hilfe zu bringen“, er will nach China, weil die Menschen dort „den Glauben an Jesus“ brauchen. Es ist eine herzige Szene, die einigen Besuchern ein „Wie schön“ und „Wie süß der ist“ entlockt und für Lacher sorgt, besonders als Phileas seine Schwester, die mit nach China will, belehrt, dass nur Männer Missionare werden können, weil nur Männer „auf Kamelen reiten“ könnten.

Beruhigend legt er seine Hand auf Paulines Schulter: Aber sie könne für ihn beten, „mit einem Rechen einen Goldhaufen sammeln“ und ihm „das Gold in Fässern schicken“. Pauline verkleidet sich lieber als Mann, setzt sich einen Männerhut auf und will mit Phileas davonreiten als Haushälterin Elsa auftaucht. Ihr Herz bleibt vor Empörung fast stehen über den für Pauline „sehr nützlichen“ Hut. 

Musicalszene aus„Pauline, Mut verändert die Welt“
Foto: Simon Kupferschmied

Schauspiel, Musik und Tanz auf hohem Niveau

Das Duo aus Humor und Tiefgründigkeit ist eine gelungene Mischung dieses Musicals. Auch die Diskrepanz zwischen Reich und Arm wird an verschiedenen Stellen überzeugend inszeniert. So etwa bei dem Aufstand der Seidenweber, die hinter einem Vorhang mit Stöcken und Arbeitsgeräten ausgerüstet von rechts kommend auf Knien rutschen und wütend von ihren hungrigen Bäuchen und ihren Kleidern singen, die „zerrissen, schmutzig und alt“ sind. Während sie unter der Last ihres Lebens gebeugt ans andere Ende der Bühne kriechen und den Kampfruf der sich erhebenden Seidenweber Lyons von 1831 mit dem musikalisch spannungsreichen Tritonus heraushämmern: „Durch Arbeit leben oder im Kampf sterben“, tänzeln in eleganter Leichtigkeit Damen in feinsten Gewändern, Hüten und Schirmchen aus der anderen Seite an den Arbeitern vorbei. 

Diese äußerst effektvolle und dramatische Szene wirkt wie ein Gedanke Paulines. Energischen Schrittes, mit kraftvollen Gesten überlegt sie, wie sie diesen Armen helfen könnte. Ihre Gedanken spiegeln sich in ihrem Gesicht wider — meisterhaft für Laiendarsteller, aus denen Regisseurin Patricia Nessy alles herausgeholt hat. „On the top“, brachte eine Oberösterreicherin es später auf den Punkt, beeindruckt von dem „hohen Niveau“ von Schauspiel, Musik und Tanz. 

Musical „Pauline, Mut verändert die Welt“ - Szenenbild
Foto: Simon Kupferschmied

Paulines unumstößliches Gottvertrauen

Auch der vielfältige Effekt der einfachen Kulisse aus weißen Vorhängen überrascht positiv. Als die kleine Pauline etwa nach der Steckenpferdszene hinter einem runden Vorhang verschwindet, wird dieser mit einer Schlaufe zusammengebunden und in der folgenden Szene hochgehoben. Darunter erscheint unerwartet Pauline als junge Frau im schmalen, roten Kleid, blonder Locken-Haarpracht und silberfarbener Krone. Staunen und Beifall erfüllen den Saal. 

Die Zuschauer jubeln immer wieder, wenn sie nicht gerade weinen vor Ergriffenheit. Ein junger Mann wischt sich Tränen vom Gesicht, als Ferdinand, die von Michael G. (21) hervorragend gespielte Fledermauspuppe, sich von seinem Meister abwendet, dem Entmutiger „Monsieur Discourage“ (spitzenmäßig von Georg H. (16) dargestellt), weil ihm dessen Boshaftigkeit zuviel wird. Er bewundert die junge Frau, die auch dann noch auf Gott vertraut als sie betrogen wird und alles verliert. 

Darsteller des Musicals Musical „Pauline, Mut verändert die Welt“
Foto: Simon Kupferschmied

Bekehrte Fledermaus

Liebevoll und glücklich besingt Ferdinand seine „Heldin“. Mit „Mut verändert die Welt“, greift er die Worte auf, die ein Priester Pauline bei ihrer Entscheidung für Gott zugesprochen hat. Eine Welle der Ergriffenheit ergießt sich vom strahlenden Ferdinand-Darsteller in die Menge, die in gewaltigen Jubel ausbricht. Dies ist eine der kaum in Worte zu fassenden Szenen, die man einfach erlebt haben muss. Karl Wallner sagt: „Ich habe selten so etwas Berührendes erlebt. Das Musical ist geistig, berührend, wundervoll. Du kommst kaum aus den Tränen raus!“ 

Fledermaus Ferdinand und  seine Helding Pauline Marie Jaricot.
Foto: Simon Kupferschmied

Und dies besonders, als Pauline im Sterben liegt und eine Erinnerung vorbeiläuft: Pauline mit Phileas auf dem Steckenpferd. Pauline singt mit gebrochener Stimme ein Lied aus ihrer Kindheit in der Vergangenheitsform: „Ich träumte mich hoch…“ Sie bricht zusammen, ersteht in leuchtendem Gewand und glänzendem Licht und singt kraftvoll weiter als ein Engel Ihr Lied mit glockenheller Stimme aufnimmt und ihr einen Kranz auf den Kopf legt: „Ja träume dich hoch. Du bist immer treu geblieben. Gott erwartet dich schon. Ich führe dich nun vor seinen Thron.“ Sie verschwinden im Licht. 

Standing Ovation noch vor dem Schlussakkord

Ergriffen versinkt der Saal in Blackout und Stille. Dann wird der Zuschauer ins 21. Jahrhundert zurückgeholt: In Jeans, Turnschuhen und roten missio-T-Shirts rappen die Darsteller „We are missio“ und erzählen von Maylenes Heilung; Maylene (14) sitzt in der ersten Reihe. 

Der Schlussakkord ist noch nicht gespielt, da schießen die Zuschauer von ihren Stühlen und brechen in tosenden Applaus und Jubel aus, singen und tanzen mit. Eine Teilnehmerin bemerkt: „Ich wünschte, jeder könnte das Musical sehen!“

Infos und Tickets unter https://www.missio.at/pauline-musical

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Dorothea Schmidt Gott

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27.02.2024, 07 Uhr
Dorothea Dörr

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