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Mirjam von Abellin OCD

Sie hat Gott radikal in den Mittelpunkt gestellt: Die heilige Mirjam von Abellin OCD.
Geburtskirche in Bethlehem
Foto: Corinna Kern (dpa) | In Bethlehem gründete die heilige Mirjam den ersten Karmel Palästinas.

Im September 2013 erschien in der „Tagespost“ ein Bericht über einen Besuch im Karmel von Bethlehem, in dem auch die selige Mirjam von Abellin, eine der Gründerinnen des Klosters, erwähnt wurde. Die mystisch begabte junge Ordensfrau – sie starb mit nur 32 Jahren – vermutete dort, wo heute der Hochaltar der Klosterkirche steht, die Stelle, an der David zum König von Israel gesalbt wurde, und wollte den Klosterbau als Ausdruck der Kontinuität der Heilsgeschichte von König David zu Jesus. Inzwischen, am 17. Mai 2015, hat Papst Franziskus sie heiliggesprochen. Ihr Gedenktag ist der 26. August.

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Mirjam Baouardy kam am 5. Januar 1846 in Abellin unweit von Nazareth zur Welt, auf einer Pilgerreise ihrer Eltern nach Bethlehem. Dort wollten sie die Gnade erbitten, eine Tochter zu bekommen, nachdem die zwölf erstgeborenen Kinder allesamt früh verstorben waren. Die Eltern waren Araber, die der mit Rom unierten griechisch-melkitischen Kirche angehörten; daher trägt die heilige Mirjam bis heute den Beinamen „die kleine Araberin“. Sie wurde gleich nach der Geburt der Gottesmutter geweiht. Mit drei Jahren verlor sie ihre Eltern und wuchs bei einem Onkel in Alexandria in Ägypten auf. Um einer arrangierten Ehe zu entgehen, schnitt sie sich mit 13 Jahren kurz vor der geplanten Hochzeit die Haare ab und ertrug die Wut des Onkels ebenso wie die Verweigerung der Kommunion durch ihren Beichtvater aufgrund ihres Ungehorsams. Von Jugend auf mystisch begnadet hatte sie den tiefen Wunsch nach einem gottgeweihten Leben.

In Marseille tritt sie in eine tätige Ordensgemeinschaft ein

Mirjam nahm zunächst Stellen als Hausmädchen in Alexandria, dann in Beirut und Jerusalem und schließlich in Marseille an. Hier trat sie in eine tätige Ordensgemeinschaft ein, wo die mystischen Phänomene – vor allem Ekstasen und Visionen – zunahmen; am 29. März 1867 traten an ihren Händen und Füßen zum ersten Mal die Wundmale Christi auf. Als dieses Phänomen sich ständig wiederholte und Unruhe in die Gemeinschaft brachte, riet die Generaloberin der Novizin zum Eintritt in einen kontemplativen Orden und empfahl sie dem Karmel im südfranzösischen Pau. Mirjam nahm den Rat aus Gehorsam an und trat in Pau ein, wo sie den Namen „Maria von der Kreuzigung“ erhielt.

Noch als Novizin wurde sie in den neugegründeten Karmel im indischen Mangalore entsandt; hier legte sie am 21. November 1871 die Ordensprofess ab. Im folgenden Jahr kehrte sie nach Pau zurück, um von dort aus im August 1875 nach Betlehem aufzubrechen und gemeinsam mit anderen Schwestern den ersten Karmel in Palästina zu gründen. Auch dort zeigten sich mystische Phänomene. So spürte sie – die Analphabetin war und keine Schulbildung genossen hatte – in Emmaus sehr stark den Ort, „an dem Jesus das Brot gebrochen hat“. Auf ihre Schilderungen hin wurden archäologische Grabungen durchgeführt, die erstaunlich gute Ergebnisse zutage förderten.

Oft erlebte sie in ihren Ekstasen auch die Ereignisse im fernen Rom

Oft erlebte sie in ihren Ekstasen auch die Ereignisse im fernen Rom mit, wo Papst Pius IX. zur Aufgabe des Kirchenstaats gedrängt wurde. Sie betete intensiv für diesen Papst, dem sie sich sehr nahe fühlte. In Ekstase stand sie an seinem Totenbett und hatte auch eine mystische Schau vom Konklave, das seinen Nachfolger Leo XIII. wählte.

Der Karmel in Bethlehem wurde genau nach den Visionen und Beschreibungen der „kleinen Araberin“ gebaut. Als sie am 22. August 1878 mit zwei Eimern Wasser in den Händen durch den Garten ging, um den Bauarbeitern zu trinken zu geben, stolperte sie über eine Geranienschale, fiel und brach sich einen Arm. Sofort spürte sie, dass ihr Ende nahte. In der Tat entwickelte sich ein Wundbrand, an dem sie innerhalb von vier Tagen starb. Sie wurde im Karmel in Bethlehem beigesetzt; das Grab der jungen Mystikerin wurde schnell zu einem Wallfahrtsort. 1983 wurde sie seliggesprochen. Für ihre Mitschwestern ist sie bis heute „eine prophetische Figur für arabische wie für westliche Christen: Sie hat Gott radikal in den Mittelpunkt gestellt. Das ist Licht und Ermutigung für uns alle“, wie die Priorin des Karmel 2013 gegenüber der „Tagespost“ betonte.

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Claudia Kock Heilige Jesus Christus König David Mutter Gottes Ordensschwestern Papst Franziskus Pius IX.

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