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Die Heilige Lucia von Syrakus – Lichtträgerin und Märtyrerin

Die heilige Lucia von Syrakus gehört mit den Heiligen Agnes von Rom, Agatha von Catania und Cäcilia von Rom zu den vier jungfräulichen Märtyrerinnen der frühen Christenheit. Von Katrin Krips-Schmidt
Die heilige Lucia von Syrakus
Foto: IN

Das Leben der Heiligen Lucia

Die Heilige Lucia von Syrakus ist eine der bekanntesten Märtyrerinnen der frühen Christenheit. Ihr Name bedeutet „die Leuchtende“ (von lateinisch lux, Licht) und spiegelt ihre Rolle als Lichtträgerin sowohl im spirituellen als auch im kulturellen Sinne wider. Lucia wurde vermutlich um das Jahr 283 in Syrakus, auf der Insel Sizilien, geboren und erlitt ihr Martyrium am 13. Dezember 304 unter der Christenverfolgung durch Kaiser Diokletian.

Lucia wird in zahlreichen christlichen Traditionen verehrt, insbesondere in der römisch-katholischen, orthodoxen und evangelischen Kirche. Ihre Bedeutung erstreckt sich weit über Italien hinaus – vor allem in Skandinavien, aber auch in Kroatien, Spanien und sogar in der Karibik, wo die Insel St. Lucia nach ihr benannt wurde. Seit Jahrhunderten gilt sie als Schutzpatronin der Blinden, Armen und vieler Berufsgruppen.

Gemälde der heiligen Lucia
Foto: Museum | Michael Triegel: Lucia, Mischtechnik auf Leinwand, 2012.

Das Martyrium der Heiligen Lucia

Die Legende berichtet, dass Lucia schon früh ihre Jungfräulichkeit Christus gelobte. Ihre Mutter Eutychia plante jedoch eine Heirat für sie mit einem wohlhabenden jungen Mann. Als Lucia die Verlobung verweigerte und ihr Erbe den Armen schenkte, fühlte sich ihr abgewiesener Verlobter gedemütigt und zeigte sie als Christin beim römischen Präfekten an.

„Solange ich mich nicht willentlich dazu hergebe, meinen Leib zu entweihen, solange wird meine Tugend keinen Schaden nehmen! Ruf du nur die, die mich schänden wollen. Sie werden mir nichts zuleide tun.“

Der Präfekt Pascasius verlangte von Lucia, den römischen Göttern zu opfern, doch sie weigerte sich standhaft. Daraufhin ordnete er an, sie in ein Bordell zu bringen, doch die Legende besagt, dass Lucia sich nicht von der Stelle bewegen ließ – weder von Soldaten noch von einem Ochsengespann. Selbst Feuer und heißes Öl konnten ihr nichts anhaben. Schließlich wurde ihr ein Schwert in die Kehle gestoßen, doch sie verstarb erst, nachdem ihr die Eucharistie gereicht wurde.

Die Reise nach Catania und die Fürsprache der Heiligen Agathe

Bevor Lucia ihr Martyrium erlitt, unternahm sie eine Reise nach Catania zum Grab der Heiligen Agathe. Ihre Mutter litt an einer schweren Krankheit und suchte Heilung durch das Gebet am Grab der verehrten Heiligen. Dort hatte Lucia einer Legende zufolge eine Vision der Heiligen Agathe, die ihr ihren künftigen Märtyrertod voraussagte.

Die Mutter wurde auf wundersame Weise geheilt und ließ Lucia daraufhin ihr Gelübde der Keuschheit halten. Diese Reise war ein entscheidender Moment in Lucias Leben, da sie dadurch nicht nur ihre Mutter rettete, sondern auch endgültig den Weg für ihr eigenes Martyrium beschritt.

Gedenktag und weltweite Verehrung

Der 13. Dezember ist der Gedenktag der Heiligen Lucia und wird in vielen Kulturen gefeiert. In der katholischen Kirche ist er ein gebotener Gedenktag, und auf der nach ihr benannten Karibikinsel St. Lucia ist er ein gesetzlicher Feiertag.

In Skandinavien wird Lucia besonders verehrt. Das berühmte Luciafest ist ein fester Bestandteil des vorweihnachtlichen Brauchtums, bei dem Mädchen in weißen Gewändern mit roten Schärpen und einem Lichterkranz auf dem Kopf Lieder singen und Gebäck verteilen. In Kroatien wird an diesem Tag traditionell Weizen gesät, der bis Weihnachten sprießt und Hoffnung symbolisiert.

Lucias Einfluss auf Kunst, Literatur und Traditionen

Lucias Leben und Martyrium haben nicht nur die religiöse Praxis beeinflusst, sondern auch die Kunst und Literatur. In der mittelalterlichen Legenda Aurea wurde ihr Leben in kunstvoller Weise überliefert. Auch Dante Alighieri erwähnte sie in seiner Göttlichen Komödie, wo sie als Symbol für das göttliche Licht und die göttliche Gnade steht.

Schon um das Jahr 600 existierten Luciaklöster in Syrakus und Rom, was zeigt, wie früh sich ihre Verehrung ausbreitete. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Darstellungen Lucias in der Malerei, unter anderem von Caravaggio und Paolo Veronese, die ihr Martyrium eindrucksvoll ins Bild setzten.

Die Reliquien der Heiligen Lucia

Die Reliquien der Heiligen Lucia wurden im Jahr 1038 nach Konstantinopel gebracht, um sie vor der muslimischen Eroberung Siziliens zu schützen. Während des Vierten Kreuzzugs im Jahr 1204 wurden sie von dort nach Venedig überführt, wo sie heute in der Kirche San Geremia ruhen.

In ihrer Heimatstadt Syrakus befindet sich die Basilika Santa Lucia al Sepolcro, die über frühchristlichen Katakomben erbaut wurde. Bis heute werden einzelne Reliquien Lucias zu besonderen Anlässen in ihre Heimatstadt zurückgebracht, um von Gläubigen verehrt zu werden.

Fazit: Die zeitlose Bedeutung der Heiligen Lucia

Die Heilige Lucia von Syrakus ist eine der faszinierendsten und symbolträchtigsten Märtyrerinnen des frühen Christentums. Ihre Legende als Lichtbringerin, ihre Standhaftigkeit im Glauben und ihr Einsatz für die Armen machen sie zu einer der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche.

Ihr Gedenktag wird weltweit gefeiert, ihre Geschichte inspiriert bis heute Künstler und Gläubige, und ihre Reliquien sind über Europa verteilt. Ob als Schutzpatronin der Blinden oder als Lichtsymbol in dunklen Winternächten – Lucia bleibt eine Heilige von bleibender Bedeutung.

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