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Eine einfühlsame und nachsichtige Herz-Jesu-Verehrerin

Geboren mit einem Arm, von den Klöstern zunächst abgelehnt, gründete die selige Venezolanerin Carmen Elena Rendíles Martínez eine Ordensgemeinschaft: die „Siervas de Jesús“.
Selige Maria Carmen Rendíles Martínez
Foto: IN | Die eucharistische Anbetung und das Leiden bildeten die Grundlagen der Spiritualität von Maria Carmen: Im Vertrauen auf Gott öffnete sie ihr Herz allen Menschen, vor allem den Armen.

Carmen Elena Rendíles Martínez wurde am 11. August 1903 in der venezolanischen Hauptstadt Caracas als drittes von neun Kindern einer Bankiersfamilie geboren. Von Geburt an fehlte ihr der linke Arm. Sie war von Kindheit an sehr religiös und besonders in der Herz-Jesu-Verehrung verankert. Schon mit 15 Jahren hatte sie den Wunsch, in einen Orden einzutreten, konnte dies aber über ein Jahrzehnt lang nicht verwirklichen. Zunächst musste sie wegen einer Lungenerkrankung zu einer Tante ziehen, wo sie sich in der Pfarrei engagierte, danach wollte aufgrund ihrer Armprothese und der damit verbundenen Behinderung kein Konvent sie aufnehmen.

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1926 holte der Erzbischof von Caracas, Felipe Rincón Gonzalez, die junge französische Kongregation der „Servantes de l’Eucharistie“ nach Venezuela. Von einer Freundin ermutigt, ging Carmen hin, um die Schwestern kennenzulernen. Am 27. Februar 1927 wurde sie als Postulantin in die Kongregation aufgenommen und ein halbes Jahr später eingekleidet; sie stellte den Namen „Maria“ vor ihren Taufnamen. Am 8. September 1932 legte sie die ewigen Gelübde ab, verbrachte dann zwei Jahre im Mutterhaus in Toulouse und wurde nach ihrer Rückkehr nach Caracas zur Novizenmeisterin ernannt. 1945 wurde sie Provinzoberin aller Konvente der Kongregation in Venezuela und in Kolumbien.

Gütig und liebevoll

Die eucharistische Anbetung und das Leiden bildeten die Grundlagen der Spiritualität von M. Maria Carmen: „Im Vertrauen auf Gott öffnete sie ihr Herz allen Menschen, vor allem den Armen. Auch den Priestern brachte sie Verehrung und Fürsorge entgegen, und für viele wurde sie zur weisen, mütterlichen Ratgeberin. Gegenüber ihren geistlichen Töchtern war sie gütig und liebevoll. Besonders bemüht war sie um die Kranken, die sie besuchte, unterstützte, denen sie diente und denen sie auf jede nur mögliche Weise half. Ihr besonderer Wesenszug war ihre Einfühlsamkeit, ihr Respekt und ihre Vergebung, die sie allen entgegenbrachte, die ihr Leid zufügten.“

1936 waren die Konstitutionen der Kongregation approbiert worden, die einige Veränderungen am Gründungscharisma vornahmen. Diese Neuerungen und die durch den Zweiten Weltkrieg erschwerte Kommunikation zwischen Europa und Lateinamerika führten dazu, dass die Zweige auf den beiden Kontinenten sich in unterschiedliche Richtungen entwickelten. 1961 gab es neue Konstitutionen, die bestimmten, dass sowohl die Schwestern, die innerhalb der Gemeinschaft lebten, als auch externe Mitarbeiterinnen, die kein Ordenskleid trugen und in Privathaushalten lebten, die Ordensgelübde ablegen durften. Dies entsprach nicht dem Willen der Gründerin, die nur für die Schwestern in der Gemeinschaft die Gelübde wollte, während die externen Mitarbeiterinnen als Laien in der Welt leben sollten.

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Um das ursprüngliche Charisma zu bewahren, bat M. Maria Carmen 1965 um eine Loslösung des lateinamerikanischen Zweiges: So entstand die neue Kongregation der „Siervas de Jesús“, als deren Gründerin sie gilt und in deren Spiritualität bis heute die Eucharistie im Mittelpunkt steht. In ihrem letzten Rundschreiben kurz vor ihrem Tod am 9. Mai 1977 mahnte M. Maria Carmen ihre Mitschwestern noch einmal, für „die Rückkehr der Sünder zur eucharistischen Mahlgemeinschaft“ zu beten. Dieses Schreiben gilt als ihr geistliches Testament. Sie wurde am 16. Juni 2018 unter Papst Franziskus seliggesprochen.

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